Der doppelte Horizont

Kall/Kyllburg · Der Eifeler Schriftsteller Norbert Scheuer ("Überm Rauschen", "Peehs Liebe") hat ein neues Buch veröffentlicht. Diesmal aber nicht allein: Gleichberechtigt stehen neben Scheuers kurzen Texten Fotocollagen von Andreas Erb.

 Bei der Buchvorstellung in Köln: Andreas Erb (links) und Norbert Scheuer. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Bei der Buchvorstellung in Köln: Andreas Erb (links) und Norbert Scheuer. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Kall/Kyllburg. Das Schöne beim Eifeler Schriftsteller Norbert Scheuer ist ja, dass man ihn immer zu seinen Büchern und seinem Schreiben löchern kann. Das gilt auch beim neuen Band, der diesmal etwas anders ist als seine bisherigen Veröffentlichungen: nämlich eine elegant gelungene Zusammenarbeit mit dem Essener Literaturwissenschaftler Andreas Erb.
Kennenlernen auf der Krim


Die beiden lernten einander bei einer Reise auf die Krim kennen, Erb engagierte den Schriftsteller später für eine Poetik-Vorlesung an der Universität Duisburg-Essen. Und irgendwann entstand in gemeinsamen Runden die Idee für dieses Buch.
Der Gedanke: Erb liefert Fotocollagen, Scheuer die Texte. Wobei beides, das war die Einschränkung, nie direkt aufeinander Bezug nehmen sollte. Und schon gar nicht, das stellt Andreas Erb bei der Buchpräsentation in Köln klar, sollten seine Bilder Scheuers Passagen illustrieren.
Was dabei entstanden ist, nennt Scheuer ein Verquicken - von Ferne und Heimat, von Stadt und Land, "von Gedanken, die eigentlich disparat sind. Unsere Horizonte verschränken sich miteinander."
Das funktioniert auch über Kontinente hinweg: Einige von Erbs Arbeiten entstanden während eines Aufenthalts im westafrikanischen Burkina Faso, Momentaufnahmen von dort sind in die Bilder eingeflossen, stehen manchmal dörflichen Szenen in der Eifel gegenüber. Und natürlich Scheuers Texten, die, wie immer, von Kall erzählen und von anderen Orten seiner Heimat. Und wie immer tun sie das sehr bildhaft - insofern benötigen sie auch keine Illustrationen, die nur nachzeichnen, was bereits geschrieben steht.
"Diese Konfrontation von Bildern aus der Eifel und Bildern einer ganz anderen Welt, das war das Reizvolle", sagt Scheuer. Zumal es schon beinah die aktuelle Realität zeige - schließlich sei es gut möglich, dass einem in einem Eifeler Supermarkt eine Frau in einer Burka begegne.
Die Zusammenarbeit funktionierte und ergab ein Buch, das von Bild, Text und von den Assoziationsräumen lebt, die sich dazwischen auftun. Und was man ohnehin erhält, ist der unverwechselbare Scheuer-Ton, die melancholische Schönheit seiner Sprache und Gedanken - nur eben diesmal in etwas anderer Darreichungsform.
"Von hier aus" ist nicht in Scheuers Stamm-Verlag C.H. Beck erschienen, sondern im kleinen Düsseldorfer Lilienfeld Verlag, mit großer Unterstützung seitens der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen. Das Buch ist von kommender Woche an erhältlich, es hat 100 großformatige Seiten und kostet 24,90 Euro.

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