Der Fiskus heizt die Sauna-Preise an

Bitburg · Der Saunabesuch im Cascade Erlebnisbad wird teurer: Eine Preiserhöhung um einen Euro hat der Stadtrat am Mittwochabend beschlossen - eine Reaktion auf die neu festgesetzte Mehrwertsteuer von 19 Prozent.

 So ein Aufguss hat es in sich – künftig auch finanziell: Der Saunabesuch wird teurer. Foto: tBoyan Sauna/ISTOCK

So ein Aufguss hat es in sich – künftig auch finanziell: Der Saunabesuch wird teurer. Foto: tBoyan Sauna/ISTOCK

Bitburg. Kommune und Staat: Das ist ein bisschen wie David und Goliath. Fragt sich an dieser Stelle nur, wer der Klügere ist: der, der irgendwann gekonnt zur Steinschleuder greift, oder der, der weiß, dass er niemals einen Sieg erringt - und eben so mitspielt, wie er es kann.
Daher ist für den Bitburger Stadtrat am Mittwochabend die Entscheidung, ob die Eintrittspreise für die Cascade-Sauna erhöht werden sollen, eine klare Sache - die ohne Diskussion und einstimmig bei einer Enthaltung über die Bühne geht. Bürgermeister Joachim Kandels weist darauf hin, dass die Anhebung um einen Euro nicht "aus reiner Lust" geschehe, sondern einen Grund habe: nämlich die Mehrwertsteuererhöhung von sieben auf 19 Prozent (siehe Extra).
Der Einzige, der sich dann doch kurz gegen die Ansage "von oben" auflehnt, ist Peter Kockelmann (Liste Streit): "Das ist eine Frechheit: ein Saunabesuch als Luxus", sagt er - mit Blick auf den "Otto Normalverbraucher, der einmal eine Erholung von all dem Stress braucht". Die Kommune, meint Kockelmann, müsse doch sagen: Wir spielen da nicht mit. Stattdessen beuge sie sich.
Aber es sei nun mal eine "aufgetragene gesetzliche Forderung", erklärt Kandels. Damit ist das Thema auch erledigt und die "Preisanpassung", wie es auf der Tagesordnung heißt, durchgewinkt. Genauso unaufgeregt hatte die Stadt erst im vergangenen Herbst die Eintrittspreise im Cascade erhöht - aus freien Stücken zwar, aber doch schwingt dabei auch immer ein bisschen Notwendigkeit mit: Kein Eifeler Bad kommt auf Null raus oder erwirtschaftet gar Gewinne. Das Cascade hat für 2015 mit einem Minus von rund 570 000 Euro kalkuliert. Und im vergangenen Jahr ist zudem der mehr als 20 Jahre alte Saunabereich für rund 500 000 Euro saniert worden - es war eben die Investition, die die Preiserhöhung von 2014 im Schlepptau hatte.
Jetzt ist die Sache so: Blieben die Eintrittspreise trotz Mehrwertsteuererhöhung gleich, droht ein noch größerer Verlust. Wie jede andere Kommune blickt auch die Stadt in Zeiten knapper Mittel besonders auf ihre freiwilligen Leistungen - und dazu gehört auch das Erlebnisbad samt Sauna. Das Ganze alleine ausbaden geht also nicht: Der kleine Mann muss mit ins Boot.
Was der Cascade-Besucher jetzt aber an der Kasse mehr bezahlt, ist nicht etwa Gewinn für die Stadt: "Das Geld geht exakt weiter an die Finanzkasse", sagt Elfriede Grewe, Geschäftsführerin der Betriebs- und Verwaltungsgesellschaft Bitburg, ein Tochterunternehmen der Stadt und auch Cascade-Betreiber. "Auch die Kollegen in der Region wollen die Erhöhung nicht selbst tragen", erzählt sie. Die Preiserhöhung im vergangenen Jahr habe keine Auswirkungen auf die Zahl der Cascade-Besucher gehabt - wie es sich nun verhalte, sei "schwer vorherzusagen". Die Prognose für 2015: 235 000 Besucher, davon 41 000 in der Sauna.
Grewe sagt, sie sehe das neue Gesetz nicht positiv, aber die Entscheidung vom Bundesfinanzministerium müsse man hinnehmen. Das muss der Cascade-Besucher, der ein bisschen schwitzen will, dann auch. David und Goliath eben.Meinung

Mehr zahlen oder wegbleiben
Die Stadt hat keine Wahl: Wenn sie nicht noch mehr Miese machen will, muss sie die Sauna-Preise an die neue Mehrwertsteuer angleichen. Das Problem ist nur, dass die Einbußen vielleicht auf anderem Wege kommen: Denn die Erhöhung trifft den Besucher - und wenn der nicht mehr kommen will, dreht sich die Verlustspirale einfach weiter nach oben. So wehrt sich Klein gegen Groß. Anders aber als bei David und Goliath verlieren hier alle. e.blaedel@volksfreund.deExtra

Der Gang in die Sauna: Bislang ist er als ermäßigt besteuertes Heilbad angesehen worden. Heißt: ein Steuersatz von sieben statt 19 Prozent. Diese Sichtweise gibt die Finanzverwaltung jetzt auf: Für alle nach dem 30. Juni 2015 ausgeführten Umsätze sind Saunabäder grundsätzlich dem Regelsteuersatz - 19 Prozent - unterworfen. Der Grund: Die Verabreichung eines Heilbades müsse der Behandlung einer Krankheit dienen. Das sei bei einer Sauna nicht der Fall. Die diene lediglich dem allgemeinen Wohlbefinden. Der BFH hatte dies schon 2005 festgestellt - der Staat zieht nun nach. Der Saunabesuch wird deshalb teurer - auch in Bitburg: Ab dem 1. Juli wird um jeweils einen Euro erhöht: Zwei Stunden Sauna (inklusive Schwimmbad) kosten wochentags 14 statt wie bisher 13 Euro, ein Tag 18 statt 17 Euro. eib

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