Der Fluch der Waltersburg

Winkel · Ansehen und Wohlstand hat Menschen im 17. Jahrhundert nicht davor bewahrt, als Hexer angeklagt und hingerichtet zu werden. So ist es auch Matthias Loge, Gutsherr der Waltersburg bei Winkel, ergangen. Er und seine Schwiegertochter wurden 1612 verurteilt und verbrannt.

Winkel. Sie nannte sich Waltersburg. Aber eine Burg im heutigen Sinne war sie nie, sondern ein Hofgut, das aus zwei Hofhäusern, einer Schäferwohnung und Wirtschaftsgebäuden bestand. Außer Flurnamen und schriftlichen Dokumenten ist von ihr nichts mehr zu finden. Aber bestanden hatte jenes Dörflein mit seinen vier Feuerstellen bereits im 13. Jahrhundert, mitten im Wald, nördlich der Gemeinde Winkel im Landkreis Vulkaneifel. Während des Mittelalters jedoch gehörte sie zur Herrschaft Wollmerath.
Und diese Waltersburg hatte bereits um 1590 Matthias Loge aus Daun gepachtet. Reich und angesehen war er, war sogar zum Gerichtsschöffen des Hochgerichts Wollmerath bestellt worden. Matthias war Witwer und bewirtschaftete als Großgrundbesitzer mit seinem Sohn und seiner Schwiegertochter Helene das große Gut.
Doch Ruhm und Vermögen rufen auch Neider und missgünstige Menschen auf das Spielfeld des Lebens. Und deren hatte Matthias Loge wohl etliche, die Lügen, Verleumdungen und böswillige Behauptungen über ihn und seine Familie in die Welt setzten.
Ganz besonders schlimm und verdammungswürdig waren die Gerüchte, Matthias treibe mit seiner Schwiegertochter Unzucht und Blutschande. Zudem sei der Pächter ein ganz schlimmer Zauberer und Hexenmeister.
Dorf Geschichte(n)



Gegen Ende des Jahres 1612 war es dann so weit. Vor der Haustüre der Waltersburg stand der Gerichtsbote mit einigen bewaffneten Schergen. Matthias und seine Schwiegertochter Helene wurden verhaftet, gefesselt und ins Gefängnis nach Wollmerath gebracht.
Bereits anderen Tags trat das Hofgericht zusammen, bestehend aus dem Lehnsherren von Arras und Wollmerath, Richter Johann Zandt von Merl, dem Wollmerather Bürgermeister, sieben Schöffen und dem Schreiber. Die Anklagen wurden vorgelesen, Zeugen verhört, die wissen wollten, wie Matthias Vieh verhexe, Saaten vernichte und sogar mit einem Ziegenbock nächtens bis auf den Hunsrück flog.
Zehn Tage lang dauerte das Verfahren. An jedem Tag drei Sitzungen. Matthias und Helene beteuern und beschwören ihre Unschuld. Aber vergebens. Sie wurden gefoltert. Schreiend unter Schmerzen gestanden die Angeklagten alles, was die Richter hören wollten. Dann wurde das Urteil gesprochen. Es lautete: "Der Blutschande und der Hexerei als schuldig befunden! Tod durchs Feuer!"
Aus allen Dörfern im weiten Umkreis waren die Leute herbeigeeilt, um am elften Tag am grausamen Schauspiel teilzunehmen. Der 17. Dezember 1612 soll es gewesen sein, ein kalter, schneereicher Montag, kurz vor dem Weihnachtsfest. Hell auf loderte der Scheiterhaufen auf dem Gerichtsplatz zu Wollmerath. Unter Wimmern und Wehklagen hauchten die beiden Beschuldigten ihr Leben aus. Ihre Gebeine wurden später zerschlagen und verscharrt, durften auf keinem christlichen Friedhof Ruhe finden.
Entsetzlich jener Flammentod, entsetzlich jene Gerüchte, die der Waltersburg anhingen. Sagen und Gerüchte um dieses Geschehen wuchsen und rankten immer fantasiereicher. Bald war von spukenden Geistern und dem Fluch der Waltersburg die Rede.
Hof verödet und verfällt


Keiner wollte mehr dort wohnen, auch nicht mehr Walters Sohn oder sein weiterer Schwiegersohn: Knechte und Mägde fanden sich keine mehr, die dort dienen wollten, wo jede Nacht die Geister der Hingerichteten erschienen.
Bald verödete die Waltersburg. Und als 1648 der Dreißigjährige Krieg mit seinen menschenmordenden Pestjahren endete, war auch die Waltersburg bei Winkel verfallen und ist heute eine kaum mehr auffindbare Wüstung. AVI

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