Der ganz normale Wahnsinn auf der B 51

Als "ein Mann für alle Fälle" ist Ulrich Müller in seinem Heimatort Landscheid bekannt. Unter diesem Namen unterhält er jedes Jahr bei den Kappensitzungen mit Büttenreden, die Dorfgeschehen und Politik aufs Korn nehmen.

Da kennt Müller sich aus. Schließlich engagiert er sich seit Jahren für die Freien Wähler im Orts- und Verbandsgemeinderat. Früher hat er Fußball gespielt, heute fährt er lieber Rad. Nach Landscheid ist er der Liebe wegen gezogen. Mit seiner Frau Karin ist er seit 32 Jahren verheiratet. Noch langjähriger ist seine Verbindung mit der Polizei, wo der 60-Jährige seine Laufbahn vor 43 Jahren begonnen hat. Inzwischen ist er Hauptkommissar bei der Polizeidirektion Wittlich, die seit 2008, als in kurzer Zeit sechs Menschen bei Unfällen auf der B 51 ihr Leben verloren, zwischen Bitburg und Trier verstärkt kontrolliert.
"Damals war der öffentliche Druck enorm", sagt Müller, der seither regelmäßig auf der B 51 unterwegs ist. Dienstlich. Er begleitet das Kontrollkonzept federführend. "Wir haben mal Videoaufzeichnungen ausgewertet. Da war ich überrascht, was sich da alles abspielt. Das erlebt man natürlich nicht, wenn man im Streifenwagen unterwegs ist", sagt Müller und erzählt von haarsträubenden Überholmanövern: Der Fuß klebt auf dem Gaspedal, Überholen wird zum Sport und nicht immer endet der Ehrgeiz der Fahrer mit dem Ende der Überholspur. Spätestens, wenn einem ein Raser auf der weiß-gestrichelten Sperrfläche entgegenkommt, wird es brenzlig. "Das ist mir auch mal passiert. Da stockt einem für einen Augenblick der Atem und man kann nur noch hoffen, dass es gut geht", sagt Müller. Solche riskanten Überholmanöver, der dichte Verkehr sowie die hohen Geschwindigkeiten, mit denen etliche Fahrer auf der gut ausgebauten Strecke unterwegs sind, würden das "subjektive Sicherheitsgefühl" trüben, wie Müller es ausdrückt. Für ihn ist die B 51 keine Todesstrecke: "Es passieren dort nicht mehr tödliche Unfälle als auf anderen vergleichbar stark befahrenen Straßen." Und die Überholverstöße hätten deutlich abgenommen, seit sich rumgesprochen hätte, dass die Polizei verstärkt kontrolliert. "Das bestätigt unsere Annahme, dass vor allem Einheimische mit Ortskenntnis sich so was erlaubt haben", sagt Müller. Ein Problem bleiben die hohen Geschwindigkeiten.
Ein Problem, das sich mit dem zwölf Millionen Euro teuren Ausbau, bei dem zwischen Helenenberg und Meilbrück zusätzliche Überholspuren gebaut werden, nach Müllers Einschätzung noch verschärfen wird. Zwar begrüßt er den Ausbau, da dadurch der Verkehr entzerrt wird, Überholdruck abgebaut wird und sichere Anschlüsse ohne Kreuzungen entstehen. "Aber je besser der Ausbauzustand, desto eher neigen die Fahrer auch zu hohem Tempo", sagt Müller. Um das in den Griff zu bekommen, wird die Straße auch in Zukunft weiter unter besonderer Beobachtung stehen. So wie an diesem Tag, wo Müller seinen Kollegen im Kontrollwagen einen Besuch abstattet. Es blitzt im Fünf-Minuten-Takt. Müller schüttelt über so viel Leichtsinn den Kopf. Die B 51 ist nicht ausgebaut wie eine Autobahn. Ein unbedachter Schlenker, und man befindet sich im Gegenverkehr. Müller mahnt: "Wenn ich mit 100 und mehr Sachen einen Frontal-Zusammenstoß habe, kann man sich vorstellen, was von Fahrern, Beifahrern und Wagen übrig bleibt." Traurige Kreuze am Straßenrand. Kreuze, die alle warnen sollten, dass ein Augenblick der Unachtsamkeit sowie Hast und Eile im Straßenverkehr tödlich sein können. Dagmar Schommer

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