Der herbe Charme der Eifel

FEUERSCHEID. (vog) Christa und Gerd Wörner leben seit 23 Jahren in Köln und Feuerscheid. Arbeiten, die bei Ausstellungen bis Cuxhaven zu sehen waren, entstanden auf der Tenne des Bauernhauses in der Eifel.

"Der herbe Charme der Landschaft hier hat es uns sofort angetan. Die Eifel ist großzügiger als das Bergische Land", schaut Gerd Wörner zurück. Der 71-jährige Künstler, ehemaliger Professor an der heilpädagogischen Fakultät der Kölner Uni, war sofort von dem Bauernhaus begeistert. "Es war nichts durch Modernisierungen vermasselt worden," sagt er. Für Christa Wörner zählte vor allem das großzügige Areal. Die 69-Jährige sagt: "Zu unser Altbauwohnung in der Kölner Innenstadt gehörte kein Balkon. Hier wurde mein Traum von einem Garten erfüllt." Liebevoll hat das Paar, gemeinsam mit den zwei Kindern, das Haus aus dem Jahr 1837 restauriert. Gerd Wörner hat die Tenne als Atelier in Beschlag genommen. Er braucht für seine Arbeiten in den unterschiedlichsten Techniken viel Platz. Der gebürtige Essener sagt: "Ich arbeite meist an mehreren Dingen. Es ist interessant, sie gleichzeitig entstehen zu sehen." Auf der einen Seite der Tenne stehen Stöcke, die der Phantasie viel Spielraum geben. Wörner: "Die Idee ist hier in Feuerscheid geboren worden. Wir brauchten Pflanzstöcke, aber die sollten einen Kopf haben." Für den leidenschaftlichen Sammler kein Problem. Aus Tierknochen, Wurzeln, Schrott und Pflanzenfasern kreierte er mit Spezialkitt und besonderen Lacken die Stäbe. Auch andere Kunstobjekte stehen auf der Tenne. Beispielsweise ein grau lackiertes, mannshohes Holzbrett in T-Form. Das T ist auf den Kopf gestellt und auf dem kurzen Schenkel liegt ein rostiger Stahlhelm mit Durchschuss aus dem Krieg. "Das heißt Krieg und Frieden nach dem Tolstoi-Roman. Das Holz wie ein Denkmal und der Helm am Boden für den verlorenen Krieg", erklärt der ehemalige Hochschuldozent. Bei manchen Bildern werden Flicken eingearbeitet

Auch Malerei ist sein Steckenpferd. Bei manchen Bildern werden Dinge eingearbeitet, wie beispielsweise alte, geflickte Weizensäcke. Wörner klebte sie auf die Leinwand auf, die später die vielen Nuancen von weizengelb widerspiegeln. Auf alten Leinen fertigt seine Frau, eine ehemalige Kunstlehrerin, ihre Stick-Arbeiten. Ganz ohne Rahmen. Sie sagt: "Ich muss es spüren, in der Hand halten." In Millimeter-Arbeit setzt sie die Nadelstiche. Den Faden exakt gespannt, damit nichts verzogen wird. Mit hauchdünner Nähseide komponiert sie die Arbeiten. "Ich fange oft in der Mitte an und lasse es dann entstehen. Entwürfe gibt es keine. Auch Kopien könnte ich nicht machen. Es würde immer anders werden." Die 69-Jährige beschreibt dieses Gestalten als "einen Prozess der Meditation". Die Ruhe und das meditative Moment übertragen sich auf den Betrachter. Die Ideen gehen den beiden Künstlern so schnell nicht aus. Unisono verraten sie: "Unsere Inspirationen sind Ansammlungen aus vergangener Zeit. Indirekte Eindrücke von Museenbesuchen oder Ausflügen in die Natur."

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