Der Herr der edlen Tröpfchen

Nattenheim · Sie haben das Aroma von Wildpflaumen, Birnen und sogar Johannisbeeren. Die Rede ist von Eifeler Obstbränden, die Klaus Tilkes in der Nattenheimer Mühle nahe Bitburg brennt. Die Qualität seiner Produkte konnte auf zahlreichen Wettbewerben überzeugen.

Nattenheim. Die dunkelbraune bauchige Flasche sieht aus wie ein Medizinbehälter aus einer Apotheke von annodazumal. Darin schwappt der "Mühlendoctor" hin und her. "Der macht müde Männer munter", sagt Klaus Tilkes, Inhaber der Brennerei Nattenheimer Mühle bei Bitburg, lachend. Der "Mühlendoctor" ist einer seiner Kräuterliköre - herb-bitter im Geschmack, mit Anis- und Fenchel-Note.
Tilkes ist 69 Jahre alt. Mit seiner Frau lebt er in der ehemaligen Mühle in Nattenheim unweit von Bitburg. "Wir hatten immer Landwirtschaft, da haben wir von jeher Obst zu Alkohol gebrannt", sagt er. Jetzt kümmert sich der Sohn um die Landwirtschaft. "Meine Frau und ich kümmern uns um die Ferienwohnung und die Brennerei." Und das Brauen ist Tilkes Leidenschaft. Seit 1952 wird in der Mühle gebraut. "Erst wurde nicht verwertbares Obst verwendet, seit den 1970ern brennen wir wertvolle Brände." Um diese Herausforderung zu meistern, hat Tilkes an zahlreichen Lehrgängen und Weiterbildungen teilgenommen. "Das Brauen ist eine Kunst. Da muss man mit Leidenschaft dabei sein", sagt der Fachmann.
Die Arbeit hat sich gelohnt. In der Brennerei im Nebengebäude der Mühle bezeugen Urkunden in allen Formen und Größen den Erfolg des Brenners. Erst in diesem Jahr hat ihn der rheinisch-saarländische Brennereiverband mit zwei Gold-, neun Silbermedaillen und einer Bronzemedaille ausgezeichnet.
Gold hat er für seinen fassgelagerten Apfel-Birnen-Obstbrand und seine Johannisbeerbrand-Kreation bekommen. Auf zweitere ist er stolz. "Das ist ein besonderes Tröpfchen aus echtem Johannisbeersaft - ein Brand für Kenner und Liebhaber", sagt Tilkes.
Die Brände Nelchesbirne, Zwetschge-Quitte und Mirabelle haben unter anderem Silber gewonnen. Bronze erhielt sein Williamsbrand. Kein schlechtes Ergebnis bei mehr als 3000 eingereichten Proben, die allesamt von einer Jury verkostet wurden. "Die Prüfer wissen nicht, von wem die Tropfen sind", weiß Tilkes.
Die Brände müssen erkennbares Fruchtaroma haben, klar in der Optik sein, "und sie dürfen nicht zu scharf sein", sagt der Brenner über die Bewertungskriterien bei Wettbewerben. "Geschlossen und dunkel gelagert wird ein guter Edelbrand mit den Jahren besser", sagt der Fachmann weiter.
2008 hat der Brenner aus Leidenschaft sogar den Staatsehrenpreis des Landes Rheinland-Pfalz erhalten. Stolz zeigt er auf die eingerahmte Urkunde in den engen Brennereiräumen. Dort werden in einem kleinen Raum rechts in großen Metallkesseln Likör und Edelbrände hergestellt. Geradeaus geht es in einen ebenfalls winzigen Raum. Dort präsentiert Tilkes aufgereiht in vollen Regalen große, kleine, dicke, dünne, unterschiedlich etikettierte Flaschen mit roten, braunen, gelben und weißen Tröpfchen. Die Geschmackssorten sind vielfältig. Von Wildpflaume über Mispelbrand, Quitte und Johannisbeeraroma ist alles dabei. "Mein Lieblingsbrand ist die Nelchesbirne. Die wird aus einer alten Birnensorte hergestellt, die überall in der Eifel wächst."
Verkauft wird direkt aus dem Haus heraus. Kunden hat der Eifeler deutschlandweit, zum Beispiel in München oder Leipzig. "Das Brennen ist mein Hobby und mein Beruf zugleich", freut sich Tilkes. Und wie lange will er seiner Leidenschaft noch nachgehen? "Ich brenne so lange weiter, wie es geht."Extra

Die Liköre können direkt in der Nattenheimer Mühle gekauft werden. Klaus Tilkes bietet zum Verkosten Schnapsproben an für Gruppen ab vier Personen. Termine dafür können unter Telefon 06569/235 vereinbart werden. MRA

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