Der Kürbis kriegt eins auf die Birne

SCHÖNECKEN. Kürbis? Kappes! Ein Fest ohne Tradition, das ist Halloween (am 31. Oktober, dem Vorabend von Allerheiligen) für Matthias Antony aus Schönecken. Deshalb hat er am Wochenende vor seinem Haus ein Protest-Plakat aufgehängt.

Die Botschaft ist deutlich: "Kürbis hau' ab - oder es gibt Saures!" So steht es auf dem Plakat an Matthias Antonys Haus am Schönecker Busplatz. Sein Grundstück hat der 39-Jährige damit offiziell zur "Halloween-freien Zone" erklärt. Klingt ziemlich schlecht gelaunt. Obwohl: "Ich möchte nicht zu diesen notorischen Nörglern gezählt werden", stellt Antony klar. "Oder sonstigen Leuten, die sich ständig aufregen und Wallung machen." Er habe lediglich seinen Halloween-Frust mit dem Plakat "schöpferisch kompensiert". Wohlgemerkt: Der Mann hat nichts gegen Ziergemüse im Allgemeinen, gegen Hexen-, Gespenster- oder andere Kostümierungen. Karneval feiere er schließlich selber gern - "ich habe auch gar kein Problem damit, mich zu verkleiden und zum Affen zu machen". Auch den möglichen Verdacht der Deutschtümelei weist Antony mit Nachdruck von sich: "Ich bin ein weltoffener Mensch." Zumal er hin und wieder auch gerne mal "einen Amerikaner" esse. Aber: Halloween sei nun einmal ohne Tradition in Deutschland und daher künstlich importiert. "Und es wird von der Industrie forciert, um damit Geld zu machen", sagt der Kürbis-Konsumkritiker. Da gebe es "Halloween-Aktionen" in Möbel- und sonstigen Geschäften und jede Menge Halloween-Artikel in den Supermärkten. Kurz: Während das Fest vor allem in Irland und den USA ein tief verwurzeltes Brauchtum darstellt, dient es in Deutschland vielen als Anlass, um tüchtig Profit zu machen. Nicht nur das: "Was mich nervt", sagt Antony, "ist dieses dumpfe Herdenverhalten - da wird irgendwas propagiert, und man macht einfach mit, weil es alle machen." Viel besser fände es Matthias Antony, "wenn man sich nicht kritiklos-gleichgültig manipulieren lässt, sondern aufmerksam beobachtet: Was geschieht da mit uns?" Manche tun das und pflichten ihm bei: Halloween in Deutschland - "Das ist irgendwie so, als würden die Amerikaner die deutsche Einheit feiern", sagt eine junge Mutter aus Pronsfeld. "Ich finde das jedenfalls so überflüssig wie Mutter- oder Vatertag." Allerdings gibt sie zu: "Was ich tatsächlich schön finde, sind die ausgehöhlten Kürbisse. So einen haben wir auch vor der Tür stehen. Aber das könnte ja zumindest noch etwas mit Erntedank zu tun haben." Noch einmal Matthias Antony: Sein Protest habe nichts mit der - ganz anders als Halloween - typisch deutschen Mecker-Mentalität zu tun, bekräftigt er. "Und auch nichts mit besserwisserischer Lehrer-Manier." "Das ist ja das Problem", fügt er hinzu und lacht. Denn immerhin ist er genau das: Lehrer, und zwar an der Berufsbildenden Schule in Bitburg. Halloween in Deutschland - harmloser Anlass zum Feiern oder überflüssiger Import? Schreiben Sie Ihre kurz gefasste Meinung an: meinung@volksfreund.de

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