Der lange Weg zu neuen Häusern

Während Stahl aufgrund seiner Baugebiete wächst und wächst, geht die Entwicklung in Erdorf weiterhin schleppend voran. Auch dort ist seit mehr als zehn Jahren ein Neubaugebiet geplant, doch seitens der angrenzen Anwohner gibt es Widerstand

 Der Bitburger Stadtteil Erdorf möchte gerne wachsen, hat aber aufgrund der natürlichen Grenzen in seiner Umgebung nur wenig Möglichkeiten. TV-Foto: Uwe Hentschel

Der Bitburger Stadtteil Erdorf möchte gerne wachsen, hat aber aufgrund der natürlichen Grenzen in seiner Umgebung nur wenig Möglichkeiten. TV-Foto: Uwe Hentschel

Bitburg-Erdorf. Sollte es unter der Erde dicke Rosinen geben, so ist die Stadt Bitburg sicherlich nicht diejenige, die in den Genuss kommt, diese zu picken. Das übernehmen andere, private Erschließungsträger, die auf Bitburger Territorium im großen Stil Bauland erschließen und dieses dann in der Regel äußerst gewinnbringend vermarkten. Dagegen ist nichts einzuwenden, und letztlich ist dies ja von der Stadt auch so gewollt.

Denn bevor Grundstücke verkauft werden können, muss zunächst in die Erschließung investiert werden, und dazu fehlt Bitburg das Geld. Dass die Stadt nun dennoch auf eigene Faust in Erdorf ein Neubaugebiet realisieren will, hat damit zu tun, dass das dafür vorgesehene 6,6 Hektar große Gelände frei von Rosinen ist. So liegt das vorgesehene Neubaugebiet "Auf der Acht", für das im Haushalt 2010 bereits 244 000 Euro eingeplant sind, auf dem Areal zwischen B 257, Friedhof, der Schul- und der Bonner Straße. Wegen der Nähe zur Bundesstraße wurden aus Lärmschutzgründen bereits vier der ursprünglich 38 vorgesehenen Baustellen gestrichen.

Widerstände in der Bonner Straße



Auch in der Bonner Straße gibt es Widerstände gegen das Projekt . Denn das angestrebte Neubaugebiet liegt in einem Hang, und am unteren Ende dieses Hangs sind die Häuser der Bonner Straße, wo Menschen wohnen, die unmittelbar vor ihrem Grundstück eine stark befahrene Straße und dahinter möglicherweise schon bald einen Hügel mit vielen Häusern haben. Einige von ihnen haben deshalb Widersprüche gegen den Plan eingereicht, und Aufgabe der Stadt ist es nun, diese Einwände mit den Zielvorstellungen auf einen Nenner zu bringen. Denn dass Erdorf ein Neubaugebiet braucht, steht für nahezu alle Beteiligten außer Frage. Und einen Alternativstandort gibt es nicht (siehe Extra).

"Die topographische Lage in Erdorf ist sehr schwierig", sagt Ortsvorsteher Werner Becker, der sich jedoch aufgrund des derzeit laufenden Widerspruchsverfahrens zu den Einwänden nicht äußern möchte. "Es ist ja ein demokratisches Grundrecht, Widerspruch einzulegen", sagt Becker, doch er sei zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden werde. "Ich kann die Anwohner in der Bonner Straße schon verstehen", sagt auch Bürgermeister Joachim Kandels und verweist auf eine Besichtigung vor Ort, an der neben dem Erdorfer Ortsbeirat auch Vertreter der Stadtratsfraktionen teilgenommen hätten. Die gesammelten Bedenken lägen der Stadt vor, so dass nun unter Berücksichtigung der Widersprüche verschiedene Varianten durchgerechnet würden. "Wir könnten jetzt natürlich sagen, wir lassen im Neubaugebiet eine Straße weg", womit dann den Anwohnern in der Bonner Straße geholfen wäre, fügt er hinzu, "doch das Ganze muss ja auch irgendwie bezahlbar sein." Denn wo keine Straße ist, sind auch keine Baugrundstücke, was wiederum das Verhältnis zwischen Erschließungsaufwand und verfügbaren Grundstücken, mit deren Verkauf die Erschließung letztendlich refinanziert werden soll, nachteilig verändern würde. Kandels hofft deshalb auf eine andere Lösung. "Wir stehen zwar nicht unter Zeitdruck", sagt der Bürgermeister, "aber wir müssen irgendwann zu einem Ergebnis kommen."

Extra Mühsame Stadtteilentwicklung: Seit mehr als 25 Jahren wurde in Erdorf kein Neubaugebiet erschlossen. Die Gründe dafür sind zum einen, dass Erdorf in allen Himmelsrichtungen von natürlichen Grenzen wie Wäldern, der Kyll und Steigungen umgeben ist, und zum andern die Tatsache, dass in Erdorf bis vor wenigen Jahren ein Brunnen war, über den benachbarte Kyllgemeinden mit Trinkwasser versorgt wurden. Das derzeit geplante Neubaugebiet "Auf der Acht", für das bereits 1997 ein Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplans erstellt wurde, lag damit lange Zeit im Wasserschutzgebiet des Brunnens und konnte deshalb nicht bebaut werden. Mittlerweile aber dient der Brunnen nicht mehr der Trinkwassergewinnung, so dass die Wasserschutzzone im vergangenen Jahr aufgehoben werden konnte. (uhe)

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