Der letzte Vorhang fällt

Brandscheid · Zwei bejubelte Produktionen, eine Förderung durch das Land Rheinland-Pfalz - der Theaterverein "Schwarzer Mann" definierte in zehn Jahren die Qualität von "Laientheater" neu. Aufwendige Filmproduktionen begleiteten die Stücke. Das Hoffen auf eine neue Arbeit war aber vergebens - der Verein löst sich nun auf.

 Aufwendige Produktionen, authentische Kostüme: Akteure des Theatervereins Schwarzer Mann. Foto: Verein

Aufwendige Produktionen, authentische Kostüme: Akteure des Theatervereins Schwarzer Mann. Foto: Verein

Brandscheid. Schon lange ist es still geworden um die einst bejubelten Mimen und Produzenten des Theatervereins "Schwarzer Mann". Mit zwei ambitionierten Produktionen mischten die rund 25 Bühnenfans die Eifeler Theaterszene vor knapp zehn Jahren gehörig auf. Ihre Themen waren nah an der Geschichte und den Menschen in der Region. Ein drittes Stück wurde noch in Angriff genommen, es kam aber nie zu einer Aufführung. Zehn Jahre, nachdem der letzte Vorhang von "Verlorene Jugend" mit stehenden Ovationen gefeiert wurde, löst sich der Verein jetzt auf.
"Es war schön, die Stücke waren toll und beliebt, aber der Aufwand und die Arbeit, die in einer solchen Produktion stecken, sind einfach zu groß. Nebenbei kann man so was nicht leisten", sagt Vorstandsmitglied Josef Sohns. So gerne man noch ein neues Stück auf die Beine gestellt hätte: "Produktionen, wie wir sie gespielt haben, gibt es nicht von der Stange. Es ging nicht mehr."
Mit einem kleinen internen Festakt wird sich der Verein verabschieden. "Wir werden gemeinsam den Film schauen, der bei der letzten Produktion entstanden ist und den Verein offiziell auflösen", sagt Sohns. Ein letzter förmlicher Beschluss muss dann aber doch noch gefällt werden: Was passiert mit den 6000 Euro Vereinsvermögen? "Wir haben vor, sie unter fünf befreundeten Vereinen aufzuteilen."
Vermögen geht an fünf Vereine

 Der Erfolg des multimedialen Theaterstückes „Verlorene Jugend“ hat bis ins Mainzer Kulturdezernat für Schlagzeilen gesorgt. Foto: privat

Der Erfolg des multimedialen Theaterstückes „Verlorene Jugend“ hat bis ins Mainzer Kulturdezernat für Schlagzeilen gesorgt. Foto: privat



Ein Teil geht an die Trierer Aktion Nestwärme, einer an das Alftalblasorchester. Auch der Männergesangverein Heimatklang Habscheid, die Tanzgruppe Ormont und der Förderverein Kindertagesstätte Lünebach werden berücksichtigt. "Leicht wird es uns sicher nicht fallen, aber wir waren nur noch mit Vereinsformalia und nicht mehr mit unserem eigentlichen Ziel, dem Spielen, beschäftigt."
Im Oktober 2000 überraschte die Gruppe erstmals ihre Zuschauer mit einer Bühnenfassung von Alfred Anderschs Hörspiel "Die Letzten vom Schwarzen Mann" - wohlgemerkt in einer multimedial aufbereiteten Fassung. Szenen, die auf der Bühne nicht gut darstellbar sind, wurden kurzerhand als aufwendig gedrehte Filme auf eine Leinwand projiziert. "Das wurde schon sehr gut aufgenommen und motivierte uns", sagt Sohns.
Zwei Jahre dauerte die Arbeit am zweiten Stück "Verlorene Jugend - Wir sind die Vergangenheit der Zukunft". Vor allem die Dreharbeiten an den Filmszenen waren aufwendig. An Originalschauplätzen filmte der Regisseur und Autor Manfred Klein aus Willwerath Szenen für seine Schmugglergeschichte aus der Nachkriegszeit.
Authentizität stand dabei an vorderster Stelle. Uniformen wurden von Zoll- und Militärmuseen ausgeliehen, Originalfahrzeuge stellten Sammler zur Verfügung. An sechs authentischen Schauplätzen im deutsch-belgischen Grenzraum filmten die 15-köpfige Darstellercrew und das 33-köpfige Statistenteam. 40 Stunden Filmmaterial bearbeitete Klein am heimischen Computer, von denen 80 Minuten auf der Bühne gezeigt wurden.
Ein Aufwand und eine Professionalität, die sich bis Mainz herumsprachen. "Das Kulturdezernat gab uns eine Förderung für die nächste Produktion. Weil sie aber nicht mehr zustande kam, zahlten wir sie wieder zurück", sagt Sohns. Er freue sich, nun noch einmal mit der Gruppe den Bühnenmitschnitt der letzten Vorstellung zu sehen. "Der Film zeigt das ganze Geschehen und fängt gut ein, dass ,Verlorene Jugend\' die Menschen wirklich bewegt hat."

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