Der Ofen ist nicht aus: Investor gibt Finanzspritze für insolventes Nahwärmeprojekt in Gondorf

Gondorf/Trier · Es geht weiter: Das ist die gute Nachricht. Aber für Gläubiger und Gesellschafter der insolventen Bürgerversorgungsgesellschaft, die in Gondorf das Nahwärmenetz baut, gibt es auch eine mehr oder weniger schlechte Nachricht: Sie müssen einen Schuldenschnitt und damit finanzielle Einbußen hinnehmen.

 ARCHIV - Eine Frau heizt am 24.01.2010 in Passau (Niederbayern) einen Holzofen ein. Foto: Angelika Warmuth/dpa (zu dpa „Heizen mit Holz liegt in Brandenburg im Trend“ vom 06.12.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit

ARCHIV - Eine Frau heizt am 24.01.2010 in Passau (Niederbayern) einen Holzofen ein. Foto: Angelika Warmuth/dpa (zu dpa „Heizen mit Holz liegt in Brandenburg im Trend“ vom 06.12.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit

Foto: Symbolfoto: dpa

Angesichts der Lage wohl noch ein gutes Ende hat das Jahr für viele Gondorfer, die als private Gesellschafter in ihr Nahwärmenetz investiert haben, genommen: Denn die insolvente Bürgerversorgungsgesellschaft Gondorf werde nicht verkauft und abgewickelt, sondern saniert und entschuldet, sagt Insolvenzverwalter Jörg Wunderlich. Der Trierer Rechtsanwalt wurde im Mai vom Amtsgericht Bitburg beauftragt, die von der Bürgerversorgungsgesellschaft angemeldete Insolvenz zu prüfen. Mittlerweile ist die Zahlungsunfähigkeit und finanzielle Schieflage der Gesellschaft amtlich und Wunderlich zum Insolvenzverwalter bestellt. "Wir mussten Gläubigerschutz beantragen, da wir durch die Verzögerungen beim Straßenbau auch beim Netzausbau in Verzug gekommen sind", sagte Michael Hauer, Geschäftsführer der BGV-Verwaltungs GmbH, unserer Zeitung. "Uns gehen durch die Straßenbauarbeiten zwei Jahre verloren, in denen wir schon Energie hätten verkaufen können."

Merkwürdig daran ist nur, dass der ehemals noch in Planung befindliche Ausbau der Kreisstraße 43 die Gondorfer ja überhaupt erst auf die Idee gebracht hat, wenn die Straße eh schon offen ist, auch gleich Nahwärmerrohre mit in den Boden zu legen.

"Aber da gibt es Probleme mit den Querungen. Das Leitungsnetz muss tiefer verlegt werden, was enorme Mehrkosten verursacht", erklärt Ortsbürgermeister Otmar Kaufmann, der selbst auch als Gesellschafter Anteilsscheine an der Bürgerversorgungsgesellschaft erworben hat. "Wir sind das Projekt etwas zu blauäugig angegangen und die Sicherheiten, die wir bei der Planung eingebaut haben, reichen nicht aus."

Doch trotz der Insolvenz laufen die drei Blockheizkraftwerke der Gesellschaft in Gondorf weiter. Sie werden mit Holz befeuert und versorgen schon 20 Gondorfer Haushalte und auch zwei Firmen im Dudeldorfer Gewerbegebiet mit Wärme. Denn ein Teil des Leitungsnetzes, 1,5 Kilometer, ist schon verlegt.
Doch seit dem Ausbau der K43 in Gondorf, der im April startete, ist klar, dass der Kostenrahmen nicht eingehalten werden kann.

Investor gibt Finanzspritze

Über Monate laufen deshalb schon Gespräche mit den Banken, die zwei Millionen Euro des Drei-Millionen-Projekts schultern. Ebenso wird mit den rund 50 Gesellschaftern und privaten Investoren, die eine Million Euro in das Nahwärmenetz gesteckt haben, und weiteren Gläubigern verhandelt. Wunderlich: "Wir haben jetzt zwischen den Beteiligten eine Einigung erzielt. Der Betrieb läuft weiter." Doch die Banken, Gesellschafter und Investoren müssen einen Schuldenschnitt in Kauf nehmen, sagt Wunderlich. Was bedeutet das für die Gondorfer Bürger, die Geld in das Nahwärmenetz gesteckt haben? Wunderlich: "Ihr Anteilsschein wird demnächst vermutlich weniger wert sein. Da wird es eine Anpassung geben." Wie viel genau, das stehe noch nicht fest. "Der Investor hat aber deswegen schon Kontakt mit den Gesellschaftern aufgenommen."

Der Investor? Ganz genau: Das frische Geld für die Sanierung und Entschuldung der Bürgergesellschaft kommt von einem Investor: "Natcon, einem der Naturstrom AG nahestehendem Unternehmen", das schon von Beginn an einer der Gesellschafter der Bürgerversorgungsgesellschaft ist. Wunderlich: "Der Investor hat die Betriebsführung ab der Eröffnung des Insolvenzverfahrens im Dezember übernommen und soll neuer Hauptgesellschafter der Bürgerversorgungsgesellschaft Gondorf werden." Das Unternehmen sei eine Fachmirma auf dem Gebiet, erklärt Wunderlich.

Er gehe daher davon aus, dass das Amtsgericht Bitburg den Insolvenzplan zur Entschuldung annehmen werde. Wunderlich: "In vier bis sechs Monaten könnte das Insolvenzverfahren dann erfolgreich abgeschlossen sein." Obwohl die Gesellschafter nun mit Abschlägen rechnen müssten, sagt Wunderlich, sei der Verkauf und die Zerschlagung der Bürgergesellschaft die schlechtere Alternative: "Dann wären die Anteilsscheine wertlos."

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