Der Reutherbach ist tot
NEUENDORF. Der Reutherbach ist tot. Auf einer Länge von 320 Metern, also von der B 51-Unfallstelle bis zur Mündung in die Prüm, haben Insektengift und Löschwasser alles Leben vernichtet.
"In derNacht haben wir den Bach gar nicht gesehen", erzähltFeuerwehrmann Hans-Gerd Kaufmann. Erst am anderen Morgen und inden vergangenen Tagen sei das wahre Ausmaß der Katastrophesichtbar geworden. "Langsam mache ich mir wirklich Sorgen." Dazu hat Hans-Gerd Kaufmann auch allen Grund. Denn inzwischen steht fest: Der Reutherbach, der sich auf insgesamt 3,7 Kilometern beschaulich durchs Eifel-Idyll zwischen Reuth und Olzheim schlängelt, ist zumindest auf seinen letzten 320 Metern tot. Und das auf lange Sicht.
Denn am Morgen nach dem Gefahrstoffunfall auf der B 51 haben Polizei, Feuerwehrleute und und Experten von Fachbehörden schnell fest gestellt, dass nicht nur zehn Tonnen ausgelaufenes Insektengift das Erdreich rund um den Brückenpfeiler verseucht haben. Auch der Reutherbach, der nur ein paar Steinwürfe von der Unfallstelle in die Prüm mündet, ist erheblich betroffen. Hinzu kommt, dass vergiftetes Löschwasser quer über die Straße in einen Graben für Oberflächenwasser lief, dort versickerte und gleichzeitig durch ein Rohr wieder unter der Fahrbahn hindurch zurück in den Bach plätscherte.
Von einer regelrechten "Schadstoffwelle" spricht derweil Helmut Plum, Experte bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord. Es sei noch viel zu früh, Entwarnung zu geben. Auch für einen neuerlichen Fischbesatz, den der Angelverein Prüm angeboten hat, sei es noch zu früh. Allerdings glaubt Helmut Plum, dass die angrenzenden Wiesen der Landwirte nicht betroffen seien. Dort könne normal weiter gewirtschaftet werden.
Nachdem sich alle Einsatzkräfte einer gründlichen Untersuchung unterziehen mussten, stellt sich nun auch die Frage nach den vielen Lastwagenfahrern, die in der Unfallnacht das gespenstische Geschehen zwangsweise beobachteten und dabei ebenfalls in der giftigen Qualmwolke standen. Die ausfindig zu machen, dürfte nicht einfach sein, gestand Plum.
Die Einsatzkräfte aus dem Prümer Land sind indes wohlauf. Zwar klagten einige in den vergangenen Tagen über Kopfschmerzen und Magen-Darm-Probleme, doch rührten diese Beschwerden ursächlich nicht vom Einsatz selbst her, hieß es gestern.
Schnell gehandelt hat indes die Verbandsgemeinde Prüm. Bereits nach drei Tagen hatte sie ihren Wehrleuten bei Feuerwehrausstattern in Neuwied und im Sauerland neue Arbeitskleidung gekauft. Die in der Unfallnacht getragenen Jacken, Hosen, Handschuhe und Stiefel sind inzwischen verbrannt oder stehen kurz vor der Entsorgung. Die gesamte Schadenshöhe, die die Versicherung des Spediteurs zu übernehmen hat, ist noch nicht zu beziffern.