Der Schneifel auf der Spur

Bitburg/Prüm · Wunderlicher Landschaftsname, Flüsse, die bergauf fließen: Um die Eifel ranken sich Mythen und Geschichten. Die Reihe "Echt jetzt?" wirft einen skeptischen Blick auf deren Wahrheitsgehalt. Zum Start wollen wir herausfinden: Hat der Name Schneifel tatsächlich etwas mit Schnee zu tun?

 Schneifel kommt von Schnee oder etwa nicht? TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Schneifel kommt von Schnee oder etwa nicht? TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Bitburg/Prüm. Nordwestlich von Prüm liegt die Schneifel. Woher kommt nur dieser wunderliche Name? Die Meinungen hierzu gehen auseinander. Je länger die Recherche dauert, desto irritierender werden die Nachforschungen.

Die Behauptung: Es ist doch ganz einfach: Die Schneifel heißt Schneifel, weil es in diesem Teil der Eifel so viel schneit, und irgendwann hat sich eingebürgert, den Begriff Schnee-Eifel zusammenzuziehen, zu, genau, Schneifel. So wird es von vielen angenommen, die Deutung liegt ja auch so nah. Und nicht umsonst liegt hier das Skigebiet Schwarzer Mann.Echt jetzt?



Fest steht: Mit Schneifel und Schnee-Eifel ist gar nicht dasselbe gemeint: Schnee-Eifel bezeichnet ein größeres Gebiet, dass sich oberhalb Prüms von der belgischen Grenze in nordöstlicher Richtung über das Quellgebiet des Flusses Prüm bei Reuth bis etwa zur Kyll zieht. Schneifel wiederum steht für einen Höhenzug innerhalb dieses Gebietes, der ungefähr von Brandscheid im Südwesten bis Ormont im Norden von Prüm reicht. Der höchste Punkt dieses Gebirgsrückens hat keinen Namen. Er ist mit 699,1 Meter über Normalnull, also über dem Meeresspiegel, in direkter Nähe zur Kuppe des Schwarzen Manns (697,8 Meter) die dritthöchste Erhebung der Eifel (siehe Extra).

EinErklärungsversuch: So weit, so gut, doch wo kommt denn nun der Name Schneifel her? Georg Drenda vom Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz verweist auf eine Arbeit des Germanisten Adolf Bach, der lange als Koryphäe der Namensforschung galt. In "Deutsche Namenskunde Band 2" von 1954 bietet er eine auf den ersten Blick ebenso schlüssige wie einfache Lösung an. Sprachwissenschaftler Bach meint darin, dass Schneifel aus Schnee-Eifel zusammengezogen wurde. Beweis gefunden, alles ist gut? Von wegen.
Als Begriff tauchte Schneifel nämlich bereits wesentlich früher auf als der unter preußischer Besatzung von Verwaltungsbeamten eingeführte Regionsname Schnee-Eifel. Die Preußen haben dadurch wohl erst den Namen Schneifel in seine vermeintlichen Bestandteile zerlegt.

Der Weisheit letzter Schluss? Der Historiker Hubert Jenniges, ehemaliger Studioleiter des belgischen Rundfunks in Brüssel und Mitbegründer des Geschichtsvereins "Zwischen Venn und Schneifel", verweist im zweiten Kapitel des vom Geschichtsverein Prümer Land 2003 veröffentlichten Buchs "Schnee, Blei & Heidelbeeren" auf eine heiße Fährte zum Schneifel-Ursprung. "Unseres Wissens nach taucht der Name erstmals in der Grenzbeschreibung des Hof- und Wildbanns Alf im Jahr 1581 als ‚schneiffer\' auf; so heißt in dem Dokument der höchste Punkt des Gebirgskamms."
20 Jahre später sei zudem in einer Beschreibung der Gegend um Bleialf die Formulierung "das höchst von der Schneyffeln" zu finden. Jenniges vermutet, dass sich Schneifel aus einem althochdeutschen Wort entwickelte, nämlich "Schneide" für eine Schneise, im Sinne eines ausgehauenen Waldwegs. Tatsächlich wird bereits im Jahr 816 ein alter Schneifelweg auf dem Höhenrücken von Ludwig dem Frommen erwähnt. Spuren des Weges sind noch heute auf der Schneifel zu erkennen.

Fazit: Das Offensichtliche, also Schnee plus Eifel gleich Schneifel, mag schlüssig klingen, richtig ist es deswegen noch lange nicht.
Demnächst widmet sich "Echt jetzt?" einer Straße, auf der Wasser bergauf fließt und Autos nach oben rollen. Kennen Sie auch eine Geschichte, die sie kaum glauben können und deren Wahrheitsgehalt Sie einmal geklärt haben möchten? Dann erzählen Sie uns in wenigen Zeilen davon in einer E-Mail an eifel-echo@volksfreund.de (Name und Wohnort bitte nicht vergessen).Extra

Meist wird der Schwarze Mann mit 697,8 Metern über Normalnull als der höchste Punkt der Schneifel benannt. Neben der Hohen Acht (746,9) und dem Ernstberg (699,8) wird er gemeinhin als dritthöchster Punkt der gesamten Eifel aufgezählt. Korrekterweise ist nach topografischen Karten der Schwarze Mann (früher Kerchtgeroth) aber nur der vierthöchste Punkt in der Eifel. Nur 1,5 Kilometer weiter nordöstlich, kurz hinter der Einfahrt zum Blockhaus Schwarzer Mann, liegt nämlich mit 699,1 Metern Höhe der eigentliche namenlose Gipfel des Schneifel-Rückens. aff/Quelle: Geobasisinformationen der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz

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