Der Schulbus und die Bombe

Bombenanschlag auf einen Schulbus - Mit diesem Schreckensszenario wurden die Rettungskräfte gestern Morgen in Speicher konfrontiert. Allerdings nur zu Übungszwecken. Die Air-Base Spangdahlem hatte die Katastrophenübung organisiert, um das Zusammenspiel zwischen Amerikanern und Deutschen zu testen.

Speicher. Ein Morgen wie jeder andere. 23 amerikanische Kinder sitzen im Bus, sind auf dem Weg in die Schule. Ein Junge döst noch vor sich hin, der andere pinnt noch schnell die Hausaufgaben bei seinem Klassenkameraden ab. Routine. Doch von einer auf die nächste Sekunde soll sich alles verändern: Eine Bombe zerfetzt den Bus. Der Eifelort Speicher als Ziel eines perfiden Terroranschlags. Ein Schreckensszenario, das nicht wirklich so zu befürchten ist. Aber auch in der idyllischen Eifel nicht völlig abwegig. Die Anschläge seit dem 11. September 2001 haben die Amerikaner sensibilisiert. Daher werden solche Ernstfälle regelmäßig simuliert, um auch das Zusammenspiel zwischen deutschen und amerikanischen Rettungskräften zu üben. An diesem sonnigen Dienstagmorgen sitzen statt der Schulkinder 23 junge amerikanische Soldaten im Bus. Ihr Anblick lässt den Beobachtern einen Schauer über den Rücken laufen. Blutverschmierte Gesichter. Manchen fehlen Gliedmaßen. Andere haben Gegenstände im Körper stecken. Dazu entspannte, lachende Gesichter. Es werden Witze über die Verletzungen, die sie simulieren müssen, gerissen. Babylonisches Sprachengewirr

Plötzlich sind aus allen Richtungen Schmerzensschreie zu hören. Die Übung hat nun offiziell begonnen. Nachdem ein Notruf beim Flugplatz Spangdahlem eingegangen ist, wird umgehend die deutsche Polizei alarmiert. Sie sind auch die ersten vor Ort. Die Maschinerie läuft. Innerhalb kurzer Zeit sind sowohl Amerikaner als auch Rettungskräfte von der Feuerwehr der Verbandsgemeinde Speicher und das Deutsche Rote Kreuz aus Speicher vor Ort. Es herrscht ein babylonisches Sprachengewirr. Hochdeutsch, Englisch, Eifeler Platt. Dazwischen immer wieder "Mummy"-Schreie von den "Opfern". Eine Stunde später sind alle Verletzten versorgt. Übung beendet. Das Lachen kehrt auf blutrote Gesichter zurück. "Wir sind bei dieser Übung nur mit einem Bruchteil der Leute vertreten", erklärt Arnold Faber, Wehrleiter der VG Speicher. Die Realität sähe ganz anders aus. Auch wenn es sich bei dieser Terrorübung um amerikanische Kinder handelt, liegt die Einsatzleitung in einem solchen Fall bei den Deutschen, da sich das Attentat auf deutschem Boden abgespielt hat. Faber: "Wir würden natürlich einen Amerikaner mit in die Einsatzleitung nehmen."Den Umgang mit Katastrophensituationen üben die Amerikaner regelmäßig. Meistens finden diese Übungen jedoch auf dem Flugplatzgelände statt. Die Zusammenarbeit mit den deutschen Rettungskräften soll in Zukunft noch stärker ausgebaut werden. Eine größere gemeinsame Übung ist bereits in der Planung. Major Mark Lambertsen ist in der anschließenden Manöverkritik mit dem Zusammenspiel zufrieden. "Die Aktion ist besser gelaufen, als wir erwartet hatten", sagt Lambertsen und humpelt auf seinen Krücken davon. Seine Fußverletzung ist im Gegensatz zu den anderen nicht simuliert.

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