Der Sinn der Übung

PRÜM/LUXEMBURG. Geistliches Konzert mit großen Werken: Das Kammerorchester "Les Musiciens" aus Luxemburg spielt am Sonntag, 6. März, in der Prümer St. Salvator-Basilika. Im Gepäck haben die Musiker spannende Kompositionen, 45 finnische Sänger - und rund 200 Zuhörer aus dem Nachbarland.

Vielleicht täuschen wir uns ja manchmal in unseren Nachbarn, den Luxemburgern. Vielleicht benutzen sie unsere Eifel-Straßen doch nicht nur, um so schnell wie möglich ins Großherzogtum zu kommen. Manchmal nämlich nehmen sie sich richtig Zeit - und reisen per Bus zu historischen Orten in der Großregion. Meist folgen sie dann ihrem Kammerorchester. Das nächste Mal am Sonntag, 6. März: Dann spielen "Les Musiciens" ein geistliches Konzert in der Prümer Basilika. Im Schlepptau haben sie rund 200 Landsleute.Auf Achse durch die Großregion

"Wir führen seit 23 Jahren diese Konzertreihe auf", sagt Joseph Groben, Gründer und Geschäftsführer des Orchesters. "Wir sind jetzt im vierten Teil der Reihe", berichtet er, "und der heißt ,historische Stätten rings um das Großherzogtum'. Das läuft seit 2000, wir machen jedes Jahr sechs Veranstaltungen." Die Konzerte werden im Radius von rund 300 Kilometern gespielt. Vorher erfahren die Mitreisenden auf einer ganzen Seite in der Tageszeitung, wo die nächste Tour hingeht, was dort gespielt wird und welche Vergangenheit der Ort hat. Da hat gerade Prüm für die Nachbarn aus dem Großherzogtum einiges aufzuweisen - Stichwort "Karolinger" oder der lange Kampf um die Abtei zwischen Luxemburger und Trierer Fürsten. "Das ist wirklich interessant", sagt Groben, "weil es den Luxemburger Grafen Jahrhunderte lang darum ging, diese Stadt zu umzingeln und zu inkorporieren." "Prüm lag in der luxemburgischen Zange", sagt er. Aber das ist lange vorbei. Jetzt will man die Abteistadt musikalisch erobern - samt ihren Bürgern, die selbstverständlich zum Konzert eingeladen sind. Groben: "Das ist der Sinn der Übung: dass es zu einer wirklichen Begegnung des Publikums kommt. Es geht ums Kennenlernen - der Geschichte, der Denkmäler und der Menschen." Begeistert berichtet er von einem Auftritt in Neuerburg: Dort habe man die Luxemburger Nationalhymne gespielt. "Da erhoben sich Hunderte von Leuten, auch die Neuerburger, und haben mit uns zusammen die Hymne gesungen." Und das war ganz im Sinn von Grobens Hauptanliegen: "Durch die Musik bringen wir die Leute zusammen. Und wir bringen sie dahin, wo sie sonst nicht hinkommen." Die Großregion nämlich habe viel mehr und interessantere Dinge zu bieten, "als viele, die in die Luxair steigen und wegfliegen, an ihren Urlaubsorten finden".Ein Schriftsteller als Komponist

Geleitet wird das Orchester vom französischen Dirigenten Nicholas Brochot, der auch in Monte Carlo am Pult steht. "Der ist noch jung", sagt Groben. "Und so gut, dass er vielleicht bald schon zu berühmt für uns ist." International ist auch der Chor mit 45 Sängern aus Tampere, Finnland. In Prüm spielt das Orchester unter anderem die von Joseph Haydn für die Karwoche geschriebene "Passio et Lamentatio". "Ich will aber vor allem auf das letzte Werk im Programm aufmerksam machen", sagt Groben. Das ist das "Miserere in b-Moll" und stammt nämlich von dem unbekannten Komponisten E.T.A Hoffmann. DDen kennt man eigentlich nur als Schriftsteller. "Dass er aber vorher lange versucht hat, sich als Komponist zu behaupten, das ist die Tragödie seines Lebens." Der Autor habe die Aufführung seines 45 Minuten langen Stücks nie erlebt. "Dabei ist das ein großartiges Werk auf dem Niveau von Mozarts Requiem", sagt Joseph Groben. Das Konzert des Kammerorchesters "Les Musiciens" Luxemburg ist am Sonntag, 6. März, um 16 Uhr in der St. Salvator-Basilika. Karten gibt es im Vorverkauf bei den Prümer Buchhandlungen Behme und Hildesheim.

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