Der Sommer und des Kaisers Bart

Vorsicht! Da ist es wieder: das gefährliche, tiefe Sommerloch und es bringt vor allem immer wieder eines: hitzige Debatten über abseitige Themen.

Alle Jahre wieder tauchen sie im Juli oder im August auf, diese Widergänger des politischen Geschehens, die eines gemeinsam haben: Sie werden immer wieder von Menschen mit besonderem missionarischen Eifer zu neuem Leben erweckt, sind nicht wirklich von entscheidender Bedeutung - ganz gleich mit welcher Seite man sympathisiert - und können deshalb mit umso größerem Enthusiasmus diskutiert werden. Sie sind ein bisschen wie die Debatte übers Wetter.

In dieser Woche war es nun mal wieder das Rauchverbot, das den einen zu weit geht, den anderen genügt und für manchen auch noch auf Kinderspielplätze ausgeweitet werden sollte.

Mal ehrlich: Haben wir im Land keine wesentlicheren Probleme? Es ist völlig unerheblich, ob man alles so lässt wie es ist oder das Verbot auf Spielplätze oder gar Wanderwege oder sonst irgendeinen Raum ausweitet. Es wird weiter geraucht werden und Nichtraucher werden weiterhin gesünder sterben.

Das Ganze erinnert an ein Sommerritual: Die einen stecken sich Blümchen ins Haar, die anderen zupfen sie raus, und es gibt Streit. In diesem Jahr macht der Wahlkampf die Wortgefechte zusätzlich hitzig. Und man fühlt schon fast, dass in den kommenden Sommerwochen auch noch Klassiker wie Tempo 100 auf Autobahnen und vielleicht - für besondere Politik-Gourmets - auch erneut ein Überholverbot für LKW aus der Mottenkiste gezogen werden.
Des Kaisers berühmter Bart ist in Jahren wie diesem, in dem eine wichtige Wahl vor der Tür steht, eben im Sommer immer besonders lang.

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