Der Steuermann bleibt an Bord

ARZFELD. Trotz eines satten Defizits von 3,9 Millionen Euro im Haushalt 2007 blickt der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld verhalten optimistisch in die Zukunft. Verwaltungschef für weitere acht Jahre bleibt der schon im April wiedergewählte Patrick Schnieder (CDU).

Ausgaben von 8,4 Millionen Euro sieht der Verwaltungshaushalt 2007 der VG Arzfeld vor. 3,9 Millionen davon sind nicht durch Einnahmen gedeckt. Bei seiner Haushaltsrede setzte Bürgermeister Patrick Schnieder einmal mehr zu einem Spagat zwischen Resignation und Zuversicht an: "Die Finanzausstattung der Kommunen ist so katastrophal schlecht, dass wir nicht einmal die Pflichtausgaben aus eigener Kraft finanzieren können." Dennoch biete der Haushalt auch positive Aspekte wie die Fortführung des Betreuungsangebots an der Grundschule Waxweiler und den Radwegbau zwischen Arzfeld und Lünebach (der TV berichtete). Ihre Schulden verringert die VG um 220 000 Euro. Schnieder: "Die Zahlen verkünden: Der Patient ist klinisch tot. Die Entwicklung der letzten Jahre, die Projekte 2007 und das, was wir uns vorgenommen haben, verheißen: Die VG ist quicklebendig." Mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachtete auch CDU-Fraktionssprecher Walter Reichert das Zahlenwerk: "Immerhin erreichen wir beim Abwasser demnächst einen Anschlussgrad von 90 Prozent." Rainer Hoffmann (SPD) hoffte, "dass wir im Nachtragshaushalt noch die ein oder andere Zahl positiv vermerken können". Hermann Köppen (Liste Köppen) dachte sich - nicht ganz ernst gemeint - einen "Länder-Öko-Finanzausgleich" aus, bei dem Ballungsgebiete ländliche Regionen unterstützen könnten. FWG-Sprecher Klaus Dingels bedankte sich für die Arbeit der Verwaltung: "Wir hätten uns allerdings gewünscht, dass sie mit weniger Personal betrieben würde." Uwe Weidenbruch (Bündnis 90/Die Grünen) begrüßte den Weg der VG, trotz angespannter Finanzlage innovative und nachhaltige Lösungen anzugehen. "Wenn man durch die VG fährt, sieht man, dass hier unendlich viel gemacht worden ist", stellte Michael Horper (CDU) fest. "Wir stehen gar nicht so schlecht da." Bei jeweils zwei Gegenstimmen von der FWG beschloss der Rat den Haushaltsplan der VG und den Wirtschaftsplan der Werke, der eine leichte Erhöhung der laufenden Entgelte vorsieht.Dirigentenstab und freie Finanzspitze

Gegen Ende der Sitzung setzte sich die vorweihnachtliche Stimmung endgültig durch. Es ging um die Ernennung des durch Urwahl am 2. April mit 87,2 Prozent der Stimmen wiedergewählten Bürgermeisters, dessen zweite Amtsperiode am 1. Januar 2007 beginnt. Erster Beigeordneter Klaus Juchmes (CDU) erinnerte an "stürmische Zeiten" vor Schnieders erster Wahl: "Er hat das Schiff der VG mit Überzeugungskraft in ruhigeres Fahrwasser geführt, sich große Anerkennung verschafft, viele Projekte mit angestoßen und realisiert." Im Namen des ganzen VG-Rats überreichte Juchmes dem "Steuermann" der VG ein dekoratives Schiffssteuer. Von allen Fraktionen gab es Glückwünsche, dazu unter anderem einen Dirigentenstab von der CDU und 100 Euro als "freie Finanzspitze" von der Liste Köppen. Nikolaus Arens aus Harspelt bedankte sich als Dienstältester aller 43 Ortsbürgermeister in deren Namen bei Schnieder. "Das richtige Geschenk von der Belegschaft gibt es erst bei der Weihnachtsfeier", vertröstete Personalratsvorsitzender Karl-Heinz Kellen seinen Chef mit einem Blumenstrauß. Schnieder dankte allen für ihr Engagement und ermunterte die Ratsmitglieder, sich weiterhin kritisch-konstruktiv einzubringen: "Dass es Diskussionen im Rat gibt, ist Sinn dieser Veranstaltung."

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