Der tägliche Wahnsinn

Es gibt Tage, an denen herrscht auf den Straßen der Wahnsinn. So ein Tag war der Mittwoch, als gleich zwei schwere Unfälle mit LKW-Beteiligung die B 51 stundenlang blockierten. Es gibt allerdings auch Strecken, auf denen herrscht täglich der Wahnsinn und zu denen gehört eben diese B 51 zwischen Bitburg und Trier.

Der Mittwoch hat nur deutlich gemacht, dass die Bundesstraße der Verkehrsbelastung nicht gewachsen ist. Denn man kann es drehen und wenden, wie man will: Je dichter sich die Autos auf einem bestimmten Streckenabschnitt einer nicht ausgebauten Bundesstraße drängen und je mehr LKW darunter sind, desto höher ist die Gefahr, dass irgend jemand einen Fehler macht und damit einen schweren Unfall verursacht. Diskutiert wird das Problem schon lange. Es ist nicht zu bestreiten, dass das Geld, das in die A 60 zwischen Bitburg und Wittlich investiert wurde, besser in den Ausbau der B 51 zur Autobahn gesteckt worden wäre. Aber diese Entscheidung ist nicht revidierbar, und auch die A 60 kann sinnvoll sein, sofern die Verbindung Richtung Rhein-Main durch den Bau der B 50 neu irgendwann realisiert wird. Nach Lage der Dinge wird sich dieses Projekt jedoch genauso lange hinziehen, wie ein anderes, das auf der B 51 - so zumindest die Hoffnung einiger Verkehrsstrategen - ein wenig Entlastung schaffen könnte: Der Lückenschluss der A 1 zwischen Daun und Blankenheim. Wenn Rheinland-Pfalz und NRW kooperieren und das nötige Geld auftreiben, könnte die Lücke in zehn Jahren geschlossen sein. Für die B 51 ist das viel zu spät. Zumal die Entlastung nur dann eintreten wird, wenn auch auf der B 51 Maut erhoben wird. Zudem dürfte die prognostizierte Zunahme des Schwerlastverkehrs in den kommenden Jahren die mögliche Entlastung mehr als ausgleichen. Die neuen Zahlen des Landesbetriebs Straßen und Verkehr sprechen eine deutliche Sprache: Während die Gesamtzahl der Fahrzeuge die werktags auf der B 51 bei Bitburg fahren im ersten Halbjahr 2006 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 658 oder 2,9 Prozent (absolut: 22 262) zurückgegangen ist, stieg die Zahl der LKW mit Anhänger und Sattelzüge um werktäglich 116 (plus 3,2 Prozent) auf 3791. Mit anderen Worten: Die B 51 wird mehr und mehr zur LKW-Strecke. Daher muss etwas geschehen: Maut, am besten sofort, noch zügigeres Vorantreiben der geplanten mehrspurigen Abschnitte und die Nutzung der Zeiträume, in denen die Straße ausgebaut wird, als Test für eine Sperrung für den Schwerlast-Transitverkehr. Das kostet Geld und erfordert politischen Nachdruck. Beides muss aber vorhanden sein. Denn es ist das dringendste Verkehrsprojekt der Region. Jede weitere Verzögerung wird dazu führen, dass sich die Wahnsinnstage wie Mittwoch häufen. S Das Nachrichtengeschäft ist schnelllebig, die Lage verändert sich täglich - weltweit und regional. Und doch gibt es manches, das einer Weitung des Blickfelds und einer Betrachtung über den Tag hinaus bedarf. Genau das will Reporterchef Lars Oliver Ross mit der neuen Kolumne "Klartext" ab sofort immer samstags liefern.

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