Der Tempel wird nachgebaut

Ein Tempel und eine Siedlung gehören zum Landschaftspark, der in Nettersheim geplant ist. Das Konzept soll bis Anfang April fertig sein.

 Archäologen haben im Sommer den römischen „vicus“ am Steinrütsch bei Nettersheim untersucht. Das Gebiet soll Bestandteil des Landschaftsparks werden. Foto: Manfred Hilgers

Archäologen haben im Sommer den römischen „vicus“ am Steinrütsch bei Nettersheim untersucht. Das Gebiet soll Bestandteil des Landschaftsparks werden. Foto: Manfred Hilgers

Nettersheim. "Das wird etwas ganz Besonderes", freut sich Nettersheims Bürgermeister Wilfried Pracht schon jetzt auf den archäologischen Landschaftspark, der zwischen der Tempelanlage Görresburg und der "Steinrütsch" entstehen soll. Dort hatte es in der Antike einmal durchaus "städtisches Leben" gegeben mit 500 bis 600 Menschen.

Der Landschaftspark wird ein kulturhistorischer Höhepunkt an der Römerstraße. Einzigartig ist die Dichte der entdeckten Anlagen. Auf überschaubarem Raum befinden sich dort eine Einheit aus Tempel, Siedlung, Straße, Straßenstation und einer spätantiken Befestigung, die gut nachvollziehen lassen, wie die Römer siedelten.

Einzigartig soll auch die Präsentation dieser Anlage werden. Mit Hochdruck, so Pracht, werde derzeit an einem Konzept gearbeitet: Das muss bis zum 2. April stehen. Dann muss ein Antrag auf Städtebauförderung beim Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbands eingereicht werden. Dieser Antrag wird gebündelt mit denen anderer Projektpartner und als so genannter "EU-Ziel 2-Mantelantrag" bis Ende April eingereicht. Die Kosten für die Realisierung des Landschaftsparks werden nun ermittelt.

Ein gefragter Mann auf seinem Gebiet ist der Planer des archäologischen Landschaftsparks. Der Architekt aus Ungarn, der lange an der Universität Köln tätig war, gilt als Koryphäe auf diesem Gebiet und hat europaweit zahlreiche ähnliche Projekte verwirklicht. Seitens der Gemeinde hat die Archäologin Imke Ristow mit dem Bürgermeister die Projektkoordination. Dem Fachbeirat, der für die Qualitätssicherung zuständig ist, gehört neben Fachleuten des Ministeriums für Bauen und Verkehr, des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege, der Regionale 2010 und des Archäologischen Institutes der Uni Köln auch der Biologe Wolfgang Schumacher an.

Konzept bis Anfang April



Anders als bei der römischen Villa in Blankenheim - ebenfalls eine Station auf der Römerstraße - , sollen in Nettersheim Teile der antiken Siedlung rekonstruiert werden. So soll etwa der Tempel wieder aufgebaut werden, ebenfalls nachgebildet werden der Wehrturm und die Pferdewechselstation. In Auftrag gibt die Gemeinde Nettersheim den Bau eines römischen Reisewagens, der Besucher zu den Sehenswürdigkeiten bringen wird. Dabei wird das von zwei Pferden gezogene Mobil am Bahnhof abfahren, Naturschutzzentrum, Görresburg, Steinrütsch und auf dem Rückweg den Römerweiher und die Kalksteinöfen passieren.

Rund anderthalb Stunden wird die 3,5 Kilometer lange Fahrt dauern, die Passagieren das Gefühl vermitteln soll, wie zur Römerzeiten zu reisen. Insgesamt acht Stunden am Tag kann dieses touristische Highlight genutzt werden. Außerdem ist daran gedacht, unter dem Motto "experimentelle Archäologie" Angebote für Kinder zu schaffen.

Sowohl für den Landschaftspark als auch für den Römerstraßen-Infopunkt hat man sich Gedanken gemacht, wer die Zielgruppen sein könnten: Familien, Radfahrer, Wanderer und die "Best ager", also Besucher in den besten Jahren. Gerade der nicht mehr ganz jungen Klientel räumt man ein besonderes Potenzial für den Fremdenverkehr ein.

Mit den Informations-Zentren, die außer in Nettersheim im Römisch-Germanischen Museum in Köln sowie im Museum Zitadelle in Jülich entstehen und die auf die Sehenswürdigkeiten entlang der Römerstraße verweisen, erhofft man sich einen erheblichen touristischen Mehrwert.

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