Der Tönemacher aus der Eifel

Großlangenfeld · In dem kleinen Dorf Großlangenfeld gibt es eine ganz besondere Werkstatt. Dort baut Helmut Bleffert Streichinstrumente. Seine wichtigste Erfindung ist die Campanula (eine Art Cello), für die sich Musiker aus der ganzen Welt interessieren. Ein Benefiz-Konzert mit diesem Instrument gibt es am Sonntag, 25. Mai, um 19 Uhr auf Schloss Malberg.

 Helmut Bleffert baut in seiner Werkstatt in Großlangenfeld Streichinstrumente für Musiker aus der ganzen Welt. TV-Foto: Stefanie Glandien

Helmut Bleffert baut in seiner Werkstatt in Großlangenfeld Streichinstrumente für Musiker aus der ganzen Welt. TV-Foto: Stefanie Glandien

Großlangenfeld. Die Werkstatt des Instrumentenbauers Helmut Bleffert ist auf den ersten Blick von außen nicht zu erkennen. Selbst das Navigationsgerät im Auto ist verwirrt. Eine direkte Zufahrt zu seinem Haus gibt es nicht. Doch wer die Ohren öffnet, braucht nur den Klängen zu folgen, die ab und an aus dem ehemaligen Bauernhaus dringen.
Dort baut Helmut Bleffert ganz ungestört Geigen, Celli und Campanulas (siehe Extra). Der Lebensweg des 62-Jährigen ist außergewöhnlich. "Ich habe keine musikalische Ausbildung", sagt er. "Außer beim Führerschein habe ich in meinem ganzen Leben keine Prüfung gemacht", sagt er und lacht. Trotzdem verkauft er seine Instrumente weltweit - hat sich einen Namen bei renommierten Musikern gemacht. Aufträge kommen aus Kanada, Japan oder Finnland. Musiker des Bonner Beethoven-Orchesters schätzen seine Instrumente ebenso wie die Berliner Philharmoniker. Wie funktioniert das?
Nach einer abgebrochenen Lehre als Maschinenbauer und technischer Zeichner begann Bleffert ein Studium der Malerei an der Kunstakademie in Düsseldorf. Dort nahm man ihn aufgrund seiner Begabung auch ohne Abitur. 1972 zog er in die Eifel, mietete sich ein Haus in Winterscheid. "Da, wo die Städte am weitesten weg sind, da wollte ich hin", erinnert er sich. Die andere Möglichkeit wäre Indien gewesen. Ohne Fernsehen, Radio, Bücher und Telefon widmete er sich ganz der Malerei und der Musik.
Durch Zufall lernt er 1978 nahe Osnabrück bei einer Reise den Besitzer einer Werkstatt kennen, der Instrumente für Musiktherapeuten und Sonderpädagogen herstellt und einen Nachfolger suchte. Spontan übernimmt Bleffert die Werkstatt und stürzt sich in den Bau von Klangkörpern für Behinderte und psychisch Kranke. Zwei Jahre später zieht es ihn wieder in die Eifel. Der Vater von vier Kindern entwickelt dort Instrumente weiter und bietet auch Baukurse an. Das Holz dafür stammt zum großen Teil aus der Eifel und aus den Alpen. Eine Campanula kostet bis 15 000 Euro, ein Cello das doppelte.
"Die Kunst ist nicht, eine Stradivari nachzubauen, sondern eine eigene Klangvision zu finden", sagt Bleffert, der sich selbst als Tönemacher bezeichnet. "Nur der Klang eines Instruments überzeugt, nichts anderes."
Außerdem leitet der Autodidakt Seminare, wo er Musikern - vor allem Profis - beibringt, frei zu spielen. "Das hat viel mit innerer Wahrnehmung zu tun", sagt Bleffert. "Musiker spielen nie ihre eigene Musik, sondern immer die von anderen."
Er kennt die gesamte Musik dieser Erde, "das ist meine Ursubstanz". Inspiration bekommt er bei seinen Ausflügen in die Natur, zum Beispiel während des Fliegenfischens, wo er meditiert und die Stille genießt. Und die findet er auch in seiner Werkstatt in Großlangenfeld, verborgen in einem alten Bauernhaus, unauffindbar von den Navigationsgeräten.
Helmut Bleffert spielt selten öffentlich. Eine Gelegenheit, ihn und seine Campanula zu hören, gibt es am Sonntag, 25. Mai, um 19 Uhr auf Schloss Malberg. Dort musiziert er mit Isabell Eichenlaub, Stefanie John und Simon Wangen bei einem Benefizkonzert des Rotary-Clubs Bitburg-Prüm.
Eintritt: 15 Euro an der Abendkasse. Kartenreservierung: Telefon 06551/960098.

Extra

Die Campanula ist von Helmut Bleffert nach einem Pflanzenbild entwickelt worden. Dafür nahm er die Glockenblume zum Vorbild. Der Ton des Instruments ist warm und weich, er wird als raumfüllend und weittragend empfunden. Die Campanula hat 16 Resonanzsaiten, die über den ganzen Korpus laufen. sn

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort