Der Traum von geballter Kompetenz

BITBURG. Von der Zulassung über Tiefbettfelgen bis hin zur Lösung von Rechtsstreitigkeiten: Mit dem so genannten Auto-Center Bitburg will ein Bitburger Projektentwickler die Autohäuser und deren Kunden entlasten. Bisher ist die zentrale Anlaufstelle für alle Angelegenheiten rund ums Auto allerdings nicht mehr als eine Idee.

Der Erfinder des Rades ist tot. Und das schon seit Jahrtausenden. Das Steinrad, das er bis zu seinem letzten Atemzug vor sich her rollte, haben seine Nachfahren perfektioniert, haben die rauen Kanten bearbeitet, Modellnachfolger aus Holz gebaut, diese später mit Eisen beschlagen und irgendwann zwischen die Räder das gesetzt, wofür sie von Anfang an bestimmt waren: das Auto. Das rollt mittlerweile nicht mehr auf Holzrädern, sondern auf Stahlfelgen oder - wenn diese nicht ausreichen - auf verchromten 18-Zoll-Tiefbettleichtmetallfelgen mit 325er Bereifung für schlappe 400 Euro das Stück. Reifen kosten noch mal extra, versteht sich. Ja, die Zeiten haben sich geändert - und sie ändern sich weiter, ist Projektentwickler Stefan Kutscheid von der Bitburger Faco GmbH überzeugt. Auch er hat eine Idee, die nun nicht ganz so revolutionär ist wie die des Erfinders des Rades. Für Autohändler und Käufer aber könnte sie durchaus ein Schritt nach vorne sein. "Ich weiß nicht, ob die Zeit für so was in Bitburg schon reif ist, aber sie wird kommen", ist er überzeugt. Kutscheid hat die Vision eines Themenhauses rund ums Auto. In diesem "ACB" (Auto-Center Bitburg) sollen alle Kompetenzen gebündelt werden, die mit der Mobilität im Straßenverkehr in Zusammenhang stehen: Zulassungsstelle, Versicherungsmakler, Rechtsanwälte, Autoverleiher, Schilderpräger, Automobilclubs, Tüv oder Dekra. Und natürlich Autozubehör - sei es der High-End-Verstärker, Leistungssteigerndes Chiptuning oder eben Alufelgen. "Alle Dienstleistungen, die der Autofahrer braucht, unter einem Dach", beschreibt der Projektentwickler sein Vorhaben, sodass der Kunde wisse: "Aha, wenn ich dort hinfahre, kann ich alles erledigen." Doch nicht nur Fahrzeugkäufer und -besitzer sollen dadurch entlastet werden, sondern auch die Autohäuser. Bisher sei es so, dass die meisten Händler in Bitburg ihre Zusatzangebote nur halbherzig anbieten könnten, weil entsprechend geschultes Personal fehle, sagt Kutscheid, oder aber umgekehrt dem (potenziellen) Käufer einen Service anbieten, der sich finanziell kaum rechne. Gute Idee - aber machen alle mit?

"Generell ist das eine gute Idee", sagt Andreas Musmann, Betriebsleiter im Bitburger Autohaus Tix, bezweifelt aber, dass es unter den einzelnen Autohändlern die dafür notwendige Kooperationsgemeinschaft gibt. So sieht die Idee des Auto-Centers vor, dass sich die an dem Projekt interessierten Händler gemäß ihrer Zulassungszahlen daran beteiligen. Wer also zum Beispiel unter den Partnern 20 Prozent der Zulassungen hat, finanziert das ACB auch zu 20 Prozent und wird dementsprechend auch zu diesem Anteil am möglichen Gewinn beteiligt. Doch wo es um Investitionen und Anteile geht, stellt sich natürlich auch die Frage: Wer soll das Geschäft führen? "Das ist das Problem, das es zu lösen gilt", sagt Kutscheid, der schon mit einigen Autohändlern über die Idee gesprochen habe und dabei immer wieder auf eben dieses Dilemma gestoßen sei. "Ich bin nur der Konzeptentwickler", sagt er. Das Gebäude selbst, für das es bisher weder einen Standort gebe noch Größe oder Kosten feststünden, sei keine Herausforderung, "sondern ein Konstrukt zu finden, in dem alle einen Vorteil haben", fügt der Faco-Geschäftsführer hinzu. "Eine Idealvorstellung, vom Gedanken her gut", sagt Autohändler Werner Rinnen, doch auch er ist skeptisch, dass das Vorhaben ähnlich der Automeile in Düsseldorf (siehe Hintergrund) in Bitburg funktionieren könnte. "Und wer würde da vorneweg gehen?", fragt er und wünscht sich deshalb lieber jemanden, "der selbst das Geld für die Investitionen in der Tasche hat und uns Händlern den Service dann anbietet". Die Kreisverwaltung Bitburg-Prüm sieht unterdessen derzeit weder Sinn noch Notwendigkeit, eine Außenstelle der Zulassungsbehörde im Industriegebiet anzusiedeln. "In Berlin mag so etwas für den Kunden eine Entlastung sein", sagt Pressesprecher Rudolf Müller, doch dass es dafür einen Bedarf in Bitburg gebe, "kann ich mir nicht vorstellen." Stefan Kutscheid sieht das anders: "Wenn ich mir ein Auto gekauft habe, will ich es doch so schnell wie möglich zulassen und mir dafür nicht extra einen Tag frei nehmen müssen."

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