Der Turm bleibt, aber sonst ist alles offen

Bitburg · Im Turm der Bitburger Brauerei nehmen die Arbeiter wieder die Werkzeuge in die Hand: Das Unternehmen will das Gebäude neu nutzen - schweigt derzeit aber noch über die konkreten Pläne. Nach TV-Informationen soll das alte Tanksilo zum Teil zum Bürogebäude ausgebaut werden.

 Gibt es künftig Bürogebäude, wo früher das Bier lagerte? Die Brauerei arbeitet an einem neuen Nutzungskonzept für das alte Tanksilo. Die Entkernungsarbeiten laufen bereits. TV-Foto: Klaus Kimmling

Gibt es künftig Bürogebäude, wo früher das Bier lagerte? Die Brauerei arbeitet an einem neuen Nutzungskonzept für das alte Tanksilo. Die Entkernungsarbeiten laufen bereits. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bitburg. Die Arbeiten im Tanksilo der Bitburger Brauerei sind zwei Wochen nach dem Feuer (siehe Extra) wieder angelaufen. Ein Funkenflug hatte Dämmmaterialien in Brand gesetzt, als Arbeiter einer Firma im zehnten Stock des Gebäudes Rohre mit einem Schneidbrenner zerlegten. Seit Ende des vergangenen Jahres lässt die Brauerei den Turm komplett entkernen - über den konkreten Zweck dieser Arbeiten hüllt sich die Pressestelle jedoch in Schweigen.
Auf TV-Anfrage gibt das Unternehmen lediglich bekannt: "Wir haben uns für eine Umnutzung des ehemaligen Tanksilos auf dem Verwaltungsgelände der Brauerei in Bitburg-Nord entschieden. Die Entkernung ist Teil der Vorbereitungsarbeiten. Zur genauen Nutzung des Gebäudes können wir noch keine Angaben machen, da wir hier noch in der Konzepterstellung sind."
Hoffen auf Landesförderung


Dabei gab es einst Pläne, das Tanksilo abzureißen: Das hatten Stadt, Land und Brauerei so auch in einem Rahmenvertrag bereits im Jahr 2004 festgelegt (der TV berichtete). Und mit 500 000 Euro für den Abriss geplant, der ursprünglich für 2010 vorgesehen gewesen war. Das Land sollte mit zwei Dritteln den größten Teil der Summe übernehmen. Die Landesförderung wäre in einem solchen Fall auch durchaus üblich, denn: Das Tanksilo steht in einem Sanierungsgebiet. Das sagt auch Stadtpressesprecher Werner Krämer, der sich sonst aber nicht weiter äußern will: Was mit dem Turm passiere, sei "Sache der Brauerei".
Doch zum Abriss kam es nicht. Warum, erklärt die Pressestelle der Bitburger Brauerei: "Die statischen Gegebenheiten - mit dem Anbau des Verwaltungskomplexes an das Tanksilo - würden für einen Abriss ein erhöhtes Risiko darstellen." Und so blieb nur der stillgelegte Turm (siehe Extra) über Jahre ohne weitere Nutzung, während die Brauerei das danebenliegende Gelände in Bitburg-Nord nach und nach zu einem Besuchermagneten entwickelte: Nachdem die Produktion nach Bitburg-Süd verlagert worden war, entstand die Idee, auf der Industriebrache die Bitburger Marken-Erlebniswelt samt Stadthalle zu verwirklichen. Mit zwölf Millionen Euro hat die Brauerei den Großteil des 21-Millionen-Projekts gestemmt.
Nun soll endlich auch das Tanksilo einer neuen Nutzung zugeführt werden - die Frage bleibt nur, welcher. Möglich ist jedenfalls, dass die Brauerei nun auch für die geplante Umgestaltung auf eine Landesförderung hofft: Sowohl beim Innen- als auch beim Wirtschaftsministerium seien derzeit jedoch "keinerlei Förderungen bekannt", heißt es von den Pressestellen. Denkbar wäre, dass das Unternehmen damit wartet, bis das konkrete Konzept steht: Und damit sei "voraussichtlich bis Ende des Jahres" zu rechnen, sagt die Pressestelle der Brauerei. Doch nach TV-Informationen sind für den unteren Teil des Gebäudes Büroeinheiten geplant. Diese Räume bräuchte die Brauerei auch dringend für ihre Mitarbeiter: Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben am Standort Bitburg etwa 1000 Menschen (inklusive Außendienst). Zudem sollen Ingenieurbüros an Plänen arbeiten, um das Gebäude für regenerative Energien nutzbar zu machen. Was mit dem oberen Teil geschehe, sei noch nicht entschieden. Und das ist auch jener Teil des Gebäudes, in dem zuletzt die Flammen wüteten - welchen Schaden sie anrichteten, dazu kann die Pressestelle der Brauerei zwei Wochen nach dem Brand noch keine Angaben machen.Meinung

Ein Turm, viele Chancen
Er ist ein Wahrzeichen der Stadt: der Brauereiturm. Und auch wenn er von außen nicht unbedingt schön anzusehen ist, die Aussicht von dort oben dürfte es in sich haben. Mit diesem Gedanken dürfte, könnte, sollte auch die Brauerei spielen: den Turm in eine Aussichtsplattform zu verwandeln, dort Gastronomie anzusiedeln, kleinere kulturelle Veranstaltungen ins Auge zu fassen. Das alles hoch über der Bierstadt: Es wäre nicht nur für die Brauerei eine weitere Attraktion neben der Marken-Erlebniswelt, sondern auch ein Gewinn für die Stadt, ihre Bürger und Gäste. e.blaedel@volksfreund.deExtra

Im alten Tanksilo der Bitburger Brauerei war am Donnerstag, 26. Februar, gegen 9.28 Uhr ein Feuer ausgebrochen. Die Handwerker, die im Turm mit den Entkernungsarbeiten beschäftigt waren, versuchten noch zu löschen: ohne Erfolg. Die Feuerwehr rettete fünf Menschen aus dem Gebäude, drei Männer kamen mit leichter Rauchvergiftung ins Krankenhaus. Wegen möglicher giftiger Dämpfe warnten die Einsatzkräfte die Bürger direkt: Sie sollten Türen und Fenster geschlossen halten. eibExtra

Das Richtfest für den Brauereiturm war 1968. Im darauffolgenden Jahr wurden die Bauarbeiten für das 50 Meter hohe Tanksilo fertiggestellt. In dem Gebäude wurde bis Anfang 1998 das Bier zur Reifung gelagert, dann wurde die Produktion nach Bitburg-Süd verlegt. Auf dem Brauerei-Gelände Bitburg-Nord wurde 2003 der Schlot abgerissen, 2006 die alte Brauereimauer und 2007 die alten Gebäude. Seit 2009 gibt es die Marken-Erlebniswelt und die Stadthalle - und immer noch das alte, stillgelegte Tanksilo.eib

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