Der unmerkliche Wandel der Stadt Bitburg

Bitburg · Heute ist es selbstverständlich, dass Bitburg eine Stadthalle hat. Ebenso, dass wieder Leben auf dem Spittel eingekehrt ist. Vor zehn Jahren sah das anders aus - und in zehn Jahren wird Bitburg auch wieder anders aussehen.


Können Sie sich noch an die Brauereimauer erinnern? Dort, an dieser Mauer war Schluss mit Bitburgs westlicher Innenstadt. Dahinter: die Industriebrache der Brauerei. Heute steht dort ein neuer Bürokomplex der Brauerei sowie die Bitburger Marken-Erlebniswelt samt Stadthalle und Tourist-Information. Dass es mal anders war, ist kaum noch vorstellbar. Dabei ist der Neubau, in den Brauerei, Land und Stadt 21 Millionen Euro investiert haben, alles andere als eine leichte Geburt gewesen.

Manch einer hat nicht mehr daran geglaubt, dass es in Bitburg je eine Stadthalle geben wird. Eine solche Halle war jahrzehntelang Thema ergebnisloser Diskussionen. Etliche Stadthallen-Modelle, die auf dem Speicher des Rathauses lagern, geben ein Beispiel von der Vielfalt der Ideen. Während einige grundsätzlich in Frage stellten, ob Bitburg überhaupt eine solche Halle braucht, hielten andere sie für sinnvoll, aber nicht finanzierbar. Erst als die Brauerei ihre Industriebrache in der Nordstadt als möglichen Standort vorschlug, drehte sich der Wind. Vor acht Jahren, im Oktober 2009 wurde die Stadthalle eröffnet. 2013 folgte das Geschäftshaus Belwo. Alles in allem: ein großes neues Stück Bitburg.

Das gilt auch für eine andere Stelle. Wer kann sich noch an das alte Postgebäude auf dem Spittel erinnern? Das, mit dem Postadler-Mosaik, damals, als der Platz im Sprachgebrauch auch noch der Postplatz war. Heute sagen die meisten Spittel. Von der Post ist nichts mehr übrig außer die Poststraße und ein Briefkasten. Dafür ist das Leben wieder zurück an Bitburgs prominentesten Platz gekehrt. 15 Millionen Euro hat die Trie rer Wohnungsbaugesellschaft GBT in das Wohn- und Geschäftshaus investiert. Knapp eine Million Euro hat sich die Stadt die Umgestaltung des Platzes kosten lassen. Hitzige Diskussionen haben auch dieses Großprojekt begleitet.

Eine Stadt verändert sich nicht von null auf gleich. Großprojekte haben eine lange Vorlaufzeit. Jahre, in denen über das Für und Wider gestritten wird, Investoren Druck machen, abspringen oder verzweifeln, um Fördermittel und Zuschüsse gekämpft wird, in aufwendigen Verfahren nach Architekten gesucht wird - bis schließlich die Bagger rollen.
Wie die Stadt in einigen Jahren aussehen könnte? Vorausgesetzt, all das, was jetzt so diskutiert wird, wird tatsächlich auch gebaut, wird sich Bitburg weiter wandeln. Rund um den Beda-Platz ist richtig was in der Mache: Mit dem Einkaufszentrum Bit-Galerie und dem Wohnkomplex wird sich das Gesicht des Platzes grundlegend ändern.

Einkaufszentrum Bit-Galerie: Die Galerie soll im Bereich Karenweg/Bedastraße entstehen - und würde rückwärtig, gleich neben der Kreissparkasse, an den Beda-Platz grenzen. Geplant ist eine Verkaufsfläche von rund 7000 Quadratmetern. Als große Mieter sind unter anderem Drogerie Müller, ein Elek tronik-Fachmarkt sowie H&M im Gespräch. Auch Büroräume sowie ein Fitnessstudio mit Kino im Dachgeschoss und eine Markthalle mit regionalen Produkten von Direktvermarktern sind Teil des Konzepts. Die Markthalle soll zum Beda-Platz hin entstehen. Baubeginn: Anfang 2018. Geplante Fertigstellung: Mitte/Ende 2020.

Großes Wohnhaus: Das ungeliebte Biotop, das lange Zeit völlig zugewucherte Grundstück an der Ecke Beda-Platz/Gartenstraße, hat 2016 den Besitzer gewechselt und gehört der Arend GmbH. Seitdem kann dort wieder geparkt werden. Die Arend GmbH plant, dort einen großen Gebäudekomplex mit rund 40 Wohnungen zu errichten. Baubeginn: Frühjahr 2018. Geplante Fertigstellung: Anfang/Mitte 2020.

Verkehrsführung Beda-Platz: Im Zuge dieser beiden Großprojekte will die Stadt dafür sorgen, dass der Beda-Platz auch besser erreichbar ist. Die Idee: den Bereich Trierer Straße/Gartenstraße durch den Abriss des Bürohauses Krein zu erweitern, so dass es von dort komfortabler zum Beda-Platz geht. Gut eine Million Euro sind verteilt auf die Haushaltsjahre 2018/19 dafür eingeplant. Geplante Fertigstellung: 2019/20.

Ausbau Fußgängerzone: Im Frühjahr 2016 hat das große Baggern in der Fußgängerzone begonnen. Seither wird die Hauptstraße samt ihrer Seitenstraßen Stück für Stück vom Spittel Richtung Norden saniert. Bis zum Petersplatz sind inzwischen neue Kanäle und Leitungen und das neue Pflaster verlegt worden. Moderne Leuchten ersetzen die alten Kugellampen aus den 70er Jahren. Auch Bänke und Blumenkübel wurden erneuert. Derzeit wird in der Ludesgasse gebaggert. Der Bereich soll noch dieses Jahr fertig werden. Das nächste Stück, mit dem es dann 2018 weitergeht, ist der Abschnitt vom Petersplatz bis zum Rathaus samt Seitengassen. Mit einem Volumen von 1,2 Millionen Euro ist es der teuerste Bauabschnitt. Insgesamt kostet der Ausbau der Fußgängerzone rund acht Millionen Euro. Beginn der Umgestaltung des Petersplatzes: 2018. Geplante Fertigstellung des Gesamtprojekts: 2022.

Neubaugebiet Messenhöhe: Im Norden der Kernstadt plant die Stadt, ein Baugebiet zu entwickeln. Das könnte 40 bis 45 Grundstücke umfassen. Es geht um eine Fläche von knapp 60 000 Quadratmetern. Davon gehört knapp die Hälfte der Stadt beziehungsweise der städtischen Stiftung Bürgerhospital. Die andere Hälfte gehört privaten Grundstückseigentümern. Wann die Erschließungsarbeiten beginnen, ist noch offen - ebenso, ob die Stadt dieses Gebiet selbst vermarktet oder dies von einem Privatinvestor übernommen wird. Zunächst geht es darum, die nötigen Grundstücke zu erwerben. Beginn der Erschließungsarbeiten: frühestens im Frühjahr 2019.

Nord-Ost-Tangente: Seit Jahrzehnten geplant kam dieses Jahr erstmals Bewegung in die lange Geschichte der großen Umgehungsstraße in Bitburgs Norden, die eine Verbindung von der B 50 über die B 257 und die L 32 bis zur B 51 schaffen soll. Das Flurbereinigungsverfahren läuft. Das Land hat zugesagt, den ersten Abschnitt dieser Trasse - das Stück vom B-50-Kreisel bis zur B 257 auf jeden Fall zu bauen. Die Gesamtkosten für die Tangente schätzt der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Gerolstein grob auf elf Millionen Euro. Nach einer Studie würde die Umgehungsstraße den Durchgangsverkehr von rund 7000 Fahrzeugen täglich aus der Innenstadt raushalten. Knapp vier Millionen Euro sollen in die Haushalte des Landes für das erste Stück der Trasse ab 2019 eingeplant werden. Baubeginn: frühestens 2019. Fertigstellung des ersten Teilstücks: Mitte/Ende 2021.

Housing: Die Amerikaner haben angekündigt, die Housing noch 2017 zurück an die Bundesrepublik zu übergeben. Bei dem Gelände handelt es sich um eine Fläche von rund 65 Hektar - das ist etwa sieben Mal so groß wie die Innenstadt Bitburgs. Für die Bewerbung um die Landesgartenschau hat die Stadt ein Entwicklungskonzept für das riesige Areal erarbeitet: ein Nutzungs-Mix aus Wohnen, Gewerbe, Freizeit, Parkanlage und Potenzial für ein Neubaugebiet für den an die Housing grenzenden Stadtteil Mötsch. Dieses Jahr soll eine Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht werden. Ziel ist es zu prüfen, wie viel zusätzlichen Wohnraum Bitburg verträgt. Ob die Stadt selbst, der Bund, der Zweckverband Flugplatz oder eine noch zu gründende Gesellschaft das Gelände entwickeln ist offen - ebenso die Frage, wann es losgeht. Vor dem Hintergrund, das es noch jede Menge zu klären gibt, Investoren gefunden werden müssen und die Stadt in jedem Fall einen Bebauungsplan aufstellen muss, rollen die Bagger voraussichtlich hier nicht vor 2020.

Plan und Wirklichkeit sind oft zwei paar Schuhe. In jedem Fall gilt: Nichts ist so beständig wie der Wandel. Werden diese sieben Großprojekte tatsächlich so umgesetzt wie angedacht, wird sich das Gesicht der Stadt in fünf Jahren wieder deutlich verändern. Worauf freuen Sie sich? Was macht Ihnen vielleicht auch Sorgen? Wo hat sich die Stadt Ihrer Ansicht nach zum Vorteil, wo vielleicht zum Nachteil verändert?

Schreiben Sie uns gerne Ihre Meinung per E-Mail an eifel@volksfreund.de Vergessen Sie bitte nicht, Ihren vollständigen Namen und Ihren Wohnort dazu zu schreiben.

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