Der Wähler spricht klar und deutlich

Gönnersdorf · Hohe Beteiligung, eindeutiges Ergebnis: Die Bürger von Gönnersdorf haben beim Entscheid zur Kommunalreform am Sonntag mit 64,1 Prozent der abgegebenen Stimmen für die Fusion der Verbandsgemeinde Obere Kyll mit Prüm votiert. 31,6 Prozent stimmten mit "Nein".

 Da kommt der Bürgerwille herangesegelt: Ortsbürgermeister Walter Schmidt (rechts) und Ratsmitglied Reinhold Lenzen leeren die Urne. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Da kommt der Bürgerwille herangesegelt: Ortsbürgermeister Walter Schmidt (rechts) und Ratsmitglied Reinhold Lenzen leeren die Urne. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Gönnersdorf. Es ist, nach all dem Zoff der vergangenen Monate, ein eindeutiges Ergebnis, mit dem viele nicht gerechnet hätten: Die wahlberechtigten Bürger von Gönnersdorf haben am Sonntag mit großer Mehrheit für die Fusion der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll mit Prüm gestimmt.
Am Bürgerentscheid beteiligten sich 304 von 390 Wahlberechtigten, das sind 78 Prozent. Von ihnen stimmten 195 mit "Ja" (64,1 Prozent), 96 mit "Nein" (31,6). 13 Zettel (4,3 Prozent, anders als gestern gemeldet nur einer) waren ungültig.
Das Ergebnis der Auszählung löste bei zahlreichen Bürgern im Saal des Gemeindehauses Applaus und Jubelrufe aus - offenbar waren auch hier die Prüm-Befürworter in der Überzahl.Kommunal reform


Einer, der in den vergangenen Monaten mit aller Kraft für die Eingliederung der Gemeinde in die VG Gerolstein gekämpft hat, ist Ratsmitglied Josef Vietoris. Seine Reaktion unmittelbar nach der Auszählung: "Für mich ist das jetzt gegessen. Die Wähler haben entschieden. Ich hätte mir ein anderes Ergebnis gewünscht, aber das muss man akzeptieren. Das ist ein klares, eindeutiges Ergebnis, und ich habe damit keine Probleme."
Vietoris, sein Ratskollege Werner Stabel und die Bürger Klaus Cölln und Hans-Josef Heinzen hatten im Juli vergangenen Jahres eine private Bürgerbefragung vorgenommen. Damals sah das Ergebnis ganz anders aus: 229 Zettel sammelten sie ein und kamen auf 190 Stimmen für Gerolstein und nur 39 für Prüm. Manche, darunter auch Diane Schmitz, Bürgermeisterin der VG Obere Kyll, zweifelten damals an, dass die Befragung wirklich repräsentativ sei (der TV berichtete).
Umso mehr einverstanden ist sie, kaum überraschend, mit dem Ausgang des Bürgerentscheids und diesem klaren Votum für die Fusion mit Prüm: "Ich freue mich sehr über diese Entscheidung und bin davon überzeugt, dass es die beste Lösung für Gönnersdorf ist. Und dass wir gemeinsam mit Prüm eine wirtschaftlich starke Verbandsgemeinde gründen."
Sie geht auch auf den Zank und die teils heftige üble Nachrede ein, die die Stimmung im Dorf vor dem Bürgerentscheid vergiftet hatten. Auch dem, so hofft sie, sollte das Ergebnis ein Ende setzen: "Mir persönlich ist ein Stein vom Herzen gefallen. Und ich bin froh, dass jetzt wahrscheinlich wieder Ruhe in den Ort einkehrt."
Ihre erste Amtshandlung unmittelbar nach der Auszählung: eine SMS an den Prümer VG-Bürgermeister Aloysius Söhngen. Der Ausgang des Entscheids, sagt er, "hat mich in der Klarheit auch überrascht. Aber es ist gut, dass das jetzt vorbei ist und wir eine Grundlage haben, auf der man schaffen kann." Jetzt gelte es, das Gesetz zur Kommunalreform und der Fusion abzuwarten, "und dann sehen wir weiter".
Einer, der jetzt wieder etwas entspannter nach vorn schaut, ist Gönnersdorfs Ortsbürgermeister Walter Schmidt: "Ich bin froh, dass die Entscheidung so getroffen worden ist. Das sehe ich in erster Linie als Bestätigung für unseren Gemeinderat." Denn dieser hatte bereits im Mai 2014 den Beschluss für die Fusion mit Prüm gefasst - mit ebenfalls klarer Mehrheit und gegen die Stimmen von Stabel und Vietoris. Schmidt hofft jetzt auf zwei Dinge: "Dass das Land in die Pötte kommt. Und dass die Stimmung im Dorf wieder besser wird."Meinung

Große Mehrheit, klare Ansage
Der Ausgang des Bürgerentscheids in Gönnersdorf ist vor allem eins: deutlicher als von vielen erwartet. Und repräsentativ. Er ist auch überraschend, wenn man sich vor Augen hält, wie kontrovers es im Dorf zuletzt zuging und wie intensiv die Gerolstein-Befürworter für ihre Ziele gestritten haben. Aber in Gönnersdorf zeigt sich wieder einmal: Nicht immer geben die, die am lautesten rufen, die Stimmung der Mehrheit wieder. Die aber hat jetzt gesprochen. Und damit den Verantwortlichen eine Aufgabe gestellt: Vergesst den Zwist, setzt unseren Willen in die Tat um. f.linden@volksfreund.deExtra

Mit dem Ausgang des Votums in Gönnersdorf steht fest: Die Verbandsgemeinde Obere Kyll kann sich mit elf ihrer bisher 14 Gemeinden an die Fusion mit Prüm machen. Mit dabei sind Esch, Feusdorf, Gönnersdorf, Jünkerath, Schüller und die sechs Dörfer, in denen bereits vor drei Jahren bei Bürgerentscheiden die Wähler mit großen Mehrheiten für Prüm gestimmt hatten: Reuth, Ormont, Hallschlag, Scheid, Kerschenbach und Stadtkyll. Ausscheren werden, nach Bürgerentscheiden, Steffeln, Birgel und Lissendorf. Sie schließen sich der VG Gerolstein an. fpl

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