Eifel Des Eiflers neue Lust am Fahrrad

Eifel · Stark frequentierte Radwege und Wartelisten bei Händlern und Serviceanbietern. Reisebeschränkungen in der Corona-Krise beleben das Geschäft in der Eifel.

 Die Nachfrage an Fahrrädern und Reparaturaufträge seien in der Eifel um bis zu vierzig Prozent angestiegen, sagen hiesige Händler und Service-Dienstleister. Mancherorts fehlen bereits Ersatzteile, einige Fahrradmodelle seien nicht mehr lieferbar.

Die Nachfrage an Fahrrädern und Reparaturaufträge seien in der Eifel um bis zu vierzig Prozent angestiegen, sagen hiesige Händler und Service-Dienstleister. Mancherorts fehlen bereits Ersatzteile, einige Fahrradmodelle seien nicht mehr lieferbar.

Foto: Vladi Nowakowski

 „Ich bin seit gut dreißig Jahren im Geschäft, aber so einen Ansturm habe ich noch nicht erlebt“, sagt Stefan Molitor vom Bike-Shop Wittlich. Mit seinen zwei Angestellten versucht er die gestiegene Nachfrage an Reparaturen und neuen Fahrrädern zu bewältigen, aber dennoch hätten sie zu dritt einfach zu wenige Hände, um die Leute zeitnah zufrieden zu stellen.

„Deshalb habe ich auch wirklich wenig Zeit für ein Interview“, entschuldigt er sich und geht zurück an die Arbeit. „Es ist brutal, die Kunden scheinen keine Zeit zu haben“, sagt Molitor zum Abschied.

Damit sind nicht die Kunden gemeint, die ihr Fahrrad auf das Auto schnallen oder mit der Bundesbahn die Region ansteuern, um auf einem der zahlreichen Premium-Radwege der Eifel eine Runde zu drehen.

„Nein, das sind zu 95 Prozent Menschen aus der näheren Umgebung“, sagt Alexander Klein, der Eigentümer von „Fahrrad Gruss“ in Bitburg. Er vermutet hinter dem Ansturm auf seinen Laden die allgemeine Sorge, dass der Urlaub in diesem Sommer wegen der Corona-Krise flach fallen könnte: „Im Augenblick scheint es so, als holten die Leute ihre alten Räder aus den Garagen und Kellern, um sie generalüberholen zu lassen - vielleicht um eine Alternative zu Auslandsreisen in der Tasche zu haben.“

Auch in seinem Betrieb seien Überstunden zurzeit auf der Tagesordnung, erzählt Alexander Klein. „Doch wir wollen uns nicht beschweren, wir sind froh, in diesen Zeiten ausreichend Arbeit zu haben.“ 

Die derzeit hohe Nachfrage bringe ein bisher unbekanntes Problem mit sich: „Inzwischen sind einige Fahrrad-Modelle nicht mehr lieferbar, das ist für diese Jahreszeit sehr ungewöhnlich“, sagt Klein. Auch der Nachschub an Ersatzteilen für Reparaturen versiege zusehends. „Die Hersteller haben die Saison kalkuliert, haben aber mit der hohen Nachfrage nicht gerechnet.“ Wahrscheinlich hätten die allermeisten Fahradhändler und Servicebetriebe in Deutschland nur noch Restbestände auf Lager.

Wer den Fahradboom in der Eifel mit eigenen Augen erleben will, der begebe sich beispielsweise auf den Kylltalradweg, der vom Losheimergraben an der deutsch- belgischen Grenze bis zur Einmündung der Kyll in die Mosel bei Trier-Ehrang führt. Alle anderen beliebten Radwege der Eifel tun es wohl auch.

Während sich am Pfingstsonntag das betagte Fahrrad des Berichterstatters quietschend Jünkerath nähert, schießen links und rechts E-Bikes und sportliche Damen und Herren jeden Alters auf allerlei hochgezüchteten Drahteseln vorbei. Hochbetrieb, auch der Gegenverkehr ist beachtlich. Zeit anzuhalten hat niemand, vielleicht aus Angst vor einem besonders dreisten Fahrraddiebstahl.

Bleibt nur, weiter telefonisch bei den Händlern in der Region nachzuhaken. Nach etlichen Versuchen ist Dirk Bröckel von Zweirad Rolle in Prüm am Apparat. Nur um zu vermelden: „Tut mir leid. Wir haben soviel zu tun, dass ich keine Minute erübrigen kann.“ Nächster Versuch bei Bike-Sport Clemens in Birresborn: „Die Leute wollen endlich raus, es ist schönes Wetter und der Urlaub steht auf der Kippe“, sagt Guido Clemens.

„Wir haben ohne Ende zu tun und arbeiten von morgens um fünf bis abends um 19 Uhr.“ Zurzeit ginge es fast ausschließlich um Reparaturen an Fahrrädern, die Kundschaft komme aus der näheren Umgebung. „Inzwischen gibt es einen Engpass an Ersatzteilen“, sagt Clemens. „Wir müssen improvisieren.“

Beim Radshop Diederichs in Weinsheim bei Prüm ist Geschäftsführer Alfred Diederichs ein äußerst gefragter Mann und unentwegt im Kundengespräch. Als er doch mal ans Telefon kommen kann, gibt er all seinen Kollegen in der Eifel recht: „Wir haben im Gegensatz zum vergangenen Jahr viel mehr Aufträge“, sagt er. Und: „Entschuldigung, da wartet schon der nächste Kunde.“

Eine Nachfrage bei Peter Wilkes, dessen Firma „E-Bike-Eifel Witho“ Fahrräder an insgesamt sieben Stationen in der Eifel und in Ostbelgien an Touristen vermietet, belegt, dass der Ansturm auf die Fahrradgeschäfte hausgemacht ist und nicht von außerhalb stammt.

„Wir haben selbstverständlich erhöhte Nachfragen an den Feiertagen und den Wochenenden, doch die halten sich saisonbedingt im Rahmen“, sagt Wilkes, der wegen Corona den Verleih erst kurz vor Pfingsten wieder aufnehmen konnte. „Daher bleiben wir skeptisch, hoffen aber, dass sich das Geschäft wieder erholt.“

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