"Dicke Strafe für blöde Tat"

TRIER. Weil sie Ende November eine Tankstelle in Bitburg überfallen hatten, hat das Trierer Landgericht gestern zwei 18 und 22 Jahre junge Männer zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. "Eine dicke Strafe für so ’ne blöde Tat", meinte der Vorsitzende Richter Gregor Faust.

Dass sie nach dem Überfall nicht geschnappt werden würden, können die beiden jungen Männer aus Bitburg und Gondorf ernsthaft nie geglaubt haben: Zu dilettantisch war ihre Tat, zu großspurig und auffällig ihr anschließendes Gehabe. Drogendealer im Nacken

Unmaskiert und offenbar ziemlich planlos hatten sie an einem Samstagabend Ende November eine Tankstelle in der Kölner Straße betreten. Die Schnapsidee, den Laden zu überfallen, war ihnen kurz zuvor in der benachbarten Wohnung einer Freundin gekommen. Da hatten die beiden damals 18 und 21 Jahre jungen Männer schon jede Menge Alkohol intus und einen quengelnden Drogendealer im Nacken. Der machte dem Jüngeren der beiden angeblich mächtig Druck wegen ausstehender Schulden. Kurzerhand brach das Duo also zunächst die Nachbarwohnung eines Kumpels auf, klaute dort eine schrottreife Gaspistole und marschierte dann in Richtung Tankstelle. Die war dem Älteren von zahllosen Besuchen so vertraut, dass er und der Tankwart sich mittlerweile duzten. Unmaskiert und leicht schwankend betrat das Räuber-Duo gegen 21.30 Uhr den Laden. Während der Jüngere den Tankwart mit der Gaspistole (ohne Abzugshahn) bedrohte, ging der Ältere zu seinem Duz-"Freund" hinter die Theke, drohte ihm erst mit einer Schere ("Geld raus, oder ich stech' dich ab") und schlug ihm schließlich mit einer Redbull-Dose brutal ins Gesicht. Mit 1380 Euro Bargeld machten sich die beiden Räuber schließlich aus dem Staub. Während der Tankwart die Polizei alarmierte, stieg das Duo am Bitburger Omnibusbahnhof ZOB in ein Taxi und ließ sich zum Flugplatz kutschieren. In der dortigen Tabledance-Bar fiel einer der beiden Räuber durch seine Großzügigkeit auf, in der Diskothek nebenan der andere, weil er einen 500 Euro-Schein wechseln wollte. Er hatte sich kaum wieder hingesetzt, da klickten auch schon die Handschellen. "Da hatte ich plötzlich einen Gummiknüppel im Nacken", sagte er gestern vor der Ersten Großen Jugendkammer, "und dann war Feierabend." So schnell hatte die Bitburger Polizei wohl selten das Häkchen "aufgeklärt" unter einen Fall gemacht."Ob Gott ihm auch vergibt?"

Auf der Anklagebank im Trierer Landgericht geben sich die beiden jungen Männer geständig und reumütig. Der Ältere hat seinem Duz-"Freund", dem überfallenen Tankwart, sogar aus der Untersuchungshaft geschrieben, sich bei ihm entschuldigt und um Verzeihung gebeten. "Ich kann ihm vergeben", sagte der gläubige Tankwart im Gericht, "aber ob Gott ihm auch vergeben kann?" Dreieinhalb Jahre Gefängnis lautete schließlich das Urteil für den 22-Jährigen; drei Jahre und drei Monate (unter Einbeziehung eines anderen Urteils) muss der Jüngere "absitzen". Die Urteile gegen die beiden vorbestraften Männer sind rechtskräftig.

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