Die Angst ist weg, die Sorge bleibt

WEIDENBACH/TRIER. Vor gut einem Jahr versetzten sie die Eifeler Wirts- und Geschäftsleute in Angst, ab heute wird den so genannten Gasthaus-Räubern der Prozess gemacht. Für die Wirte und anderen Geschädigten ist das allerdings kein Anlass, ein Fass aufzumachen.

"Überfall, Geld her!": Vermummt und mit vorgehaltenen Pistolen stürmten Räuber im Sommer 2003 zwei Eifeler Gaststätten in Krautscheid (Kreis Bitburg-Prüm) und in Weidenbach (Kreis Daun). Ihre Beute: rund 4300 Euro, Geld aus den Kassen der Wirte und den Portemonnaies ihrer Gäste. Wer nicht spuren wollte, wurde mit Faustschlägen ins Gesicht traktiert. Im Dezember 2003 war Schluss - die Polizei schnappte nach und nach immer mehr Verdächtige. Einer der Zugriffe erfolgte bei dem Versuch von vier Gangstern, einen in Bitburg gestohlenen Audi zu versilbern: Der vermeintliche Kunde entpuppte sich als Ermittler der Kriminalpolizei, den Rest erledigte ein Einsatzkommando. Wie sich im Zuge der Ermittlungen herausstellte, haben die "Gasthaus-Räuber" offenbar noch erheblich mehr auf dem Kerbholz.Lange Liste der Anklage

Die Bande soll unter anderem Super- und Getränkemärkte sowie Auto- und Reifenhändler im Eifel- und Moselraum beraubt haben. Auch ein Spielwarenhändler wurde um einen Teil seiner Ware gebracht. Die Täter erbeuteten Geld, Schmuck, Spielzeug und Autos im Gesamtwert von deutlich mehr als 200 000 Euro.Ab heute stehen die Männer zwischen 21 und 25 Jahren, alle bis aus zwei aus der Eifel, vor dem Richter. Die Anklage lautet auf Raub und gefährliche Körperverletzung, schweren Raub und gefährliche Körperverletzung, Bandendiebstahl sowie auf schweren Bandendiebstahl. Zudem muss sich einer der Angeklagten wegen Handels mit Betäubungsmitteln verantworten. Zehn Verhandlungstage hat das Trierer Landgericht angesetzt.Für die damals Geschädigten ist der Prozessauftakt noch kein Grund, in Jubel auszubrechen: "Man ist natürlich jetzt wieder aufgewühlt", gesteht Petra Hermes vom "Krautscheider Hof". Rund 3800 Euro erbeuteten die Räuber bei dem Überfall im August 2003 in ihrem Gasthaus.Die Wirtin wird im Prozess als Zeugin aussagen. "Es ist ein komisches Gefühl. Man versucht das schon zu verdrängen", sagt sie. "Aber es sitzt immer noch in den Knochen. Es ist eben nicht ganz einfach, wenn man in drei Pistolenläufe reinguckt. Und das mit der ganzen Familie."Hat sie noch Angst? Klare Antwort: "Nein." Manchmal schrecke sie allerdings noch auf, "wenn abends einmal die Tür etwas schnell aufgeht - oder jetzt, wenn es wieder früh dunkel wird." Ganz werde man diese Erfahrung ohnehin nie los."Man soll da jetzt nicht weiter drin rumrühren", meint eine der überfallenen Mitarbeiterinnen des Weidenbacher "Pappelhofs". Natürlich sei sie erleichtert darüber, dass der Raub damals relativ glimpflich abgelaufen sei ("Das sind andere Menschen als Sie und ich") und dass die Täter jetzt vor Gericht stehen. Mehr aber auch nicht: "Ich fahre da hin, mache meine Aussage, und dann ist für mich die Sache erledigt."Der Prozess? "Das bringt nicht viel"

Sehr skeptisch äußert sich zum Prozessbeginn eine Eifeler Wirtsfrau, die ebenfalls nicht genannt werden will: "Das bringt wahrscheinlich nicht viel", fürchtet sie. "Die machen sich jetzt einen schönen, gemütlichen Winter bei Vollpension auf Staatskosten. Und danach geht's genau so weiter wie vorher."

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