Die Angst vor dem Lärm

Ärger wegen eines Spielplatzes, auf dem noch kein Kind spielt: Weil zwei Anwohner in Ferschweiler (VG Irrel) fürchten, es könnte in Zukunft zu laut werden, wehren sie sich gegen den Spielplatz und klagen gegen den Eifelkreis Bitburg-Prüm. Heute wird der Fall vor dem Verwaltungsgericht Trier verhandelt.

Ferschweiler. Der Regen prasselt gleichmäßig auf die Rutsche. Der Wind bläst über den Spielplatz hinweg. Doch noch hängen keine Schaukeln, die sich hin und her bewegen könnten. Nur ein paar Vögel zwitschern. So weit zur momentanen Geräuschkulisse am neuen Spielplatz in Ferschweiler. Nach der offiziellen Einweihung im Frühjahr dürfte es mit dieser Ruhe vorbei sein. Dann werden hinter dem Dorfgemeinschaftshaus Kinder toben, lachen, weinen. Nicht jedoch, wenn es nach dem Willen eines Ehepaars geht, das in der Nähe dieses Spielplatzes lebt. Die beiden fürchten um ihre Ruhe. Für die wollen sie morgen vor dem Verwaltungsgericht Trier kämpfen. Der Streit schwelt schon lange

Nach Auffassung des Ehepaars aus dem 950-EinwohnerOrt verstößt der Spielplatz gegen das sogenannte baurechtliche Rücksichtnahmegebot. Bei der Baugenehmigung, die der Eifelkreis Bitburg-Prüm erteilt hatte, seien keine Beschränkungen zum Lärmschutz der Nachbarschaft enthalten, und es habe keine Lärmprognose gegeben. Um genauere Beweg- und Hintergründe von den Klägern zu erfahren, hat der TV sie direkt angesprochen. "Keine Stellungnahme", hieß es jedoch. In Ferschweiler herrscht derweil Unverständnis über diesen Rechtsstreit. "Der Ort ist perfekt für einen Spielplatz", sagt Ortsbürgermeister Rudolf Schmitt. Direkt hinter dem Dorfgemeinschaftshaus ist er gelegen. Keine Straße führt daran vorbei. Zu erreichen ist er über vier Fußwege. "Der Spielplatz liegt mitten im Ort. Hier besteht keine Gefahr für die Kinder", erklärt Schmitt. Der alte Spielplatz in der gemeinde Ferschweiler hatte schon lange ausgedient. Ein neuer musste her. Um diesen Traum zu verwirklichen, hat die Dorfgemeinschaft einiges auf die Beine gestellt. Feste wurden organisiert, Spenden gesammelt und kräftig mit angepackt. Farbenfroh steht der fast fertige Spielplatz nun da und wartet auf seine Einweihung im Frühjahr.Der Streit um den Spielplatz schwelt bereits seit einiger Zeit. Kurz nachdem die Gemeinde beim Kreis den Bauantrag gestellt hatte, legte das Ehepaar Beschwerde ein. "Daraufhin haben wir uns alle mit dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Irrel zusammengesetzt", erinnert sich der Ortsbürgermeister. Ohne Erfolg. Anschließend befasste sich der Kreisrechts-Ausschuss mit dem Spielplatz. Auch der lehnte die Beschwerde ab. Morgen entscheidet nun das Verwaltungsgericht Trier, ob die Kinder in Ferschweiler in Zukunft ohne weitere Auflagen auf dem neuen Spielplatz toben dürfen. Auf der Suche nach Gründen, warum das Ehepaar vor Gericht zieht, sieht der Ortsbürgermeister ein ganz anderes Problem: "Der ausschlaggebende Grund scheint mir das Haus Dauwen zu sein." Ortsbürgermeister Schmitt ist zuversichtlich

Das Haus, das der Gemeinde gehört und von der Natur-Erkundungsstation Teufelsschlucht betrieben wird, kann von Jugendgruppen gemietet werden. "Bei schönem Wetter sitzen die Jugendlichen schon mal hinterm Haus auf der Wiese, und es wird abends gegrillt. Da kann es schon mal etwas lauter werden", beschreibt Schmitt die Situation. Auch er wohnt mit seiner Familie in unmittelbarer Nähe. Ob der neue Spielplatz direkt hinter dem Haus Dauwen für das klagende Ehepaar der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, ist unklar. Auch dazu wollten sie sich vor der Verhandlung am heutigen Mittwoch nicht äußern.Schmitt hingegen ist zuversichtlich, dass sich das Gericht in Trier für den Kinderspielplatz aussprechen wird: "Denn wenn wir so weit sind, dass ein Gericht einen Kinderspielplatz verbietet, dann sollten wir unseren Staat besser gleich dicht machen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort