Die Base baut

Von der in den USA allgegenwärtigen Krise ist auf der Air Base Spangdahlem derzeit nur wenig zu spüren. Allein im Jahr 2008 wurden mehr als 150 Millionen Dollar (114,2 Millionen Euro) in neue Gebäude investiert. Auch die Liste der geplanten Investitionen ist beeindruckend.

 Das neue Südtor der Airbase. TV-Foto: Katharina Hammermann

Das neue Südtor der Airbase. TV-Foto: Katharina Hammermann

Spangdahlem. Aufzählungen sind oft langweilig. Ermüdend - gerade, wenn es um Zahlen geht. Nicht so jene Udo Stürmers. Was der leitende Bauingenieur des amerikanischen Luftwaffenstützpunkts Spangdahlem da aneinanderreiht, dürfte so manchen Bürgermeister, Landrat oder Konzernchef schmerzlich an die eigene finanzielle Ohnmacht erinnern. Denn sie können nur davon träumen, 157 Millionen Dollar (das sind 119 482 496 Euro) in einem Jahr zu verbauen.

58 Millionen Euro für neue Wohnhäuser



Die Airbase hingegen hat genau dies getan. 2008 wurden hinter dem Zaun, der das Militärgelände umgibt, insgesamt 124 Bauprojekte begonnen. 58 Millionen Euro fließen alleine in den Bau neuer Wohnhäuser. Skurril daran ist, dass es auf dem Luftwaffenstützpunkt nach Abschluss der Bauarbeiten 200 Wohneinheiten weniger geben wird als vorher (250 statt 450). Der Grund: Die Standardwohnung lag bisher in mehrstöckigen, eierschalenfarbenen Wohnblocks, die exakt so aussahen, als stünden sie auf einem Militärflugplatz.

Doch der Kasernencharme entspricht nicht mehr dem Zeitgeschmack. Ein Teil der Gebäude wird daher abgerissen, um weit hübscheren, zweigeschossigen Wohnhäusern Platz zu machen. Wäre da nicht der Lärm startender F 16, könnte man zwischen den neuen Grüppchen pastellfarbener Häuser und ihren gepflegten Grünanlagen nun tatsächlich vergessen, dass sie auf einem Militärgelände stehen.

Doch auch in zahlreiche andere Gebäude wurde investiert: Einen neuen Kontrollturm haben die Amerikaner sich 4,3 Millionen Euro kosten lassen. Er ist rund 17 Meter höher als der alte, von dem aus nicht alle Bereiche des Flugplatzes einzusehen waren. Das neue Süd-Tor hat ebenfalls 4,3 Millionen Euro gekostet, und eine neue Klinik zur ambulanten Behandlung, die 2011 fertig werden soll, schlägt mit rund 23 Millionen Euro zu Buche. Daneben wirken die je rund zwei Millionen für Straßen, Hochspannungsleitungen und ein neues "Education-Center" fast wie Kleckerkram.

Die meisten dieser Bauprojekte liegen in der Nordwesterweiterung der Airbase. Auch in den kommenden Jahren soll dort für mehr als 76 Millionen Euro gebaut werden: ein neuer Kindergarten für 8,7 Millionen Euro (Mittel bereits bewilligt), ein neues Einkaufszentrum für 18 Millionen Euro, ein neues Fitness-Center für 17,8 Millionen, eine neue Highschool für 30,4 Millionen oder ein 15-Millionen-Euro-Anbau für die Grundschule… Die übrigen Mittel sind beantragt und in die Haushaltspläne eingestellt. "Insgesamt haben wir in der Nordwest-Erweiterung Baumaßnahmen für 250 Millionen Dollar (190 Millionen Euro) vorgesehen", sagt Udo Stürmer am Ende seiner langen Aufzählung.

Nüchtern, sachlich, unaufgeregt. Und das, obwohl er mit Summen jongliert, die die jährlichen Investitionen vieler umliegenden Kommunen um ein Zigfaches übersteigen.

Meinung

Übertrieben, aber hilfreich

Selbst wenn die Welt nicht gerade in einer gewaltigen Krise steckte, bliebe angesichts all der Millionen Dollar, die in nur wenigen Jahren auf der Air Base Spangdahlem verbaut werden, nichts als Staunen: 58 Millionen Euro gehen alleine für schöneres Wohnen drauf! Was die einen für ziemlich übertrieben halten könnten, dürfte andere freuen. Denn für die Region ist das ein zusätzliches Konjunkturpaket: Immerhin blieben laut Air Base 2008 49,5 Millionen Euro in der Region. Für heimische Firmen bedeutet das Aufträge und somit auch Arbeitsplätze. k.hammermann@volksfreund.deExtra Seit die Bitburger Air Base 1994 schloss, ist jene in Spangdahlem immer wieder erweitert worden. Mal war das Rhein-Main-Verlegungsprogramm die Ursache, mal die neuen Sicherheitsbestimmungen nach dem 11. September 2001. So wurden die Parkplätze damals weiter weg von den Gebäuden verlegt. Wo das Geld herkommt: Seit 1994 wurden 528,2 Millionen Euro in den Ausbau der Airbase investiert. 274,3 Millionen Euro (52 Prozent) haben die USA bezahlt, 49,5 Millionen (neun Prozent) die Nato und 200,9 Millionen (39 Prozent) Deutschland. Ein großer Teil der deutschen Millionen floss in die Bauarbeiten, die im Rahmen der Verlagerung der Rhein-Main Air Base nach Spangdahlem nötig geworden waren. Wo das Geld hingeht: Von den 119,5 Millionen Euro, die 2008 investiert wurden, flossen dem leitenden Bauingenieur der Air Base zufolge 49,5 Euro Millionen in die Region Trier: vor allem an mittelständische, aber auch an kleine Unternehmen - an Bauunternehmen, Maler-, Dachdecker-, oder Elektrobetrieb. 38,1 Millionen Euro gehen im Rahmen eines Vertrags des Jagdgeschwaders an Generalunternehmer im Raum Kaiserslautern und 32 Millionen Euro an eine Baufirma im Großraum Mannheim und an außerhalb der Region gelegene Fachbetriebe. Die Generalunternehmer wiederum beschäftigen auch Unternehmen aus der Region.

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