"Die besten Ideen kommen mir beim Wandern"

Prüm · Wandern ist nicht mehr spießig. Im Gegenteil: Manuel Andrack, der ehemalige Redaktionsleiter der Harald Schmidt-Show, bricht in seinen Büchern eine Lanze für den gesunden Volkssport. 40 Millionen Deutsche wandern. Denn Wandern macht glücklich und sexy, sagt Andrack. Der Autor und Moderator hält anlässlich der 125-Jahr-Feier des Eifelvereins in Prüm die Festansprache.

 Immer auf der Suche nach der perfekten Wanderung: Festredner Manuel Andrack. Foto: privat

Immer auf der Suche nach der perfekten Wanderung: Festredner Manuel Andrack. Foto: privat

Prüm. So wie Hape Kerkeling den Pilger-Boom ausgelöst hat, ist Manuel Andrack die Lichtgestalt für die Wanderer. Er sorgt mit seinen Büchern und Auftritten dafür, dass Wandern ein neues Image bekommt. Da ist es fast schon Ehrensache, dass der 47-Jährige beim Festakt zum 125-jährigen Bestehen des Eifelvereins die Laudatio hält. Mit dem gebürtigen Kölner mit Eifeler Wurzeln sprach TV-Redakteurin Stefanie Glandien über das Wandern, seine Folgen für die Gesundheit und die Region und warum man Mitglied im Wanderverein werden sollte.
Sie tragen viele Titel: Wanderpapst, Ex-Bierbotschafter, Fußballexperte, Buchautor, Ex-Redaktionsleiter der Harald-Schmidt-Show - welcher davon charakterisiert Sie am besten?
Manuel Andrack: Das ist jetzt \'ne Fangfrage. Eigentlich sehe ich mich als Wanderer. Das mit dem Papst kann ich auch nicht so unterschreiben. Das ist nicht meine Idee gewesen. Bei Wanderexperte bin ich sofort dabei. Auf meiner Visitenkarte steht Autor, Moderator, Wanderer.

Ihr Großvater und Ihr Vater sind Trierer, Ihre Mutter stammt aus der Eifel - und Sie leben im Saarland. Wie wollen Sie das den Rheinland-Pfälzern erklären?
Andrack: Ganz einfach: Das gute preußische Rheinland, das war eigentlich die beste Erfindung aller Zeiten. Das hat über 100 Jahre existiert und gehalten. Ich sehe das immer noch so, dass das Gebiet zwischen Köln und Saarbrücken zusammengehört. Ich liebe Rheinland-Pfalz, ich liebe die Gegend um Bitburg, die ganze Eifel und das Saarland.

Der Eifelverein feiert am 25. Mai in Prüm sein 125-jähriges Bestehen. Was verbindet Sie mit dem Eifelverein?
Andrack: Jede Menge. Ich habe mir im Laufe der Jahre eine reichhaltige Sammlung aller Eifel-Vereinswanderkarten zugelegt - ich glaube, ich habe sämtliche. Mir ist der Eifelverein als Verlag wichtig, weil er sich darum kümmert, dass es Wanderkarten gibt, die wirklich top sind. Dazu kommt, dass es die markierten Wege gibt, die ich auch schon irre lange nutze, und dass der Verein diese hervorragende Publikation "Die Eifel" herausbringt. Die lese ich wirklich immer sehr gerne.

Wieso sollte man Mitglied im Wanderverein werden?
Andrack: Genau deswegen: um immer auf dem neusten Stand zu sein. Und ich finde, der Mitgliedsbeitrag ist auch so eine Art freiwillige Wegesteuer. Jeder, der in den Wald geht, nimmt das eigentlich als selbstverständlich hin, dass die Wege markiert sind. Und die sind größtenteils ehrenamtlich von Wegewarten markiert worden.

Wandern galt lange Zeit als spießig. Seit ein paar Jahren boomt Wandern. Man trifft auf den Wegen Menschen, die deutlich jünger als 60 Jahre sind. Wie erklären Sie sich das?
Andrack: Die Wegeführung ist sehr viel attraktiver geworden in den letzten zehn Jahren, so dass Leute sagen, das ist ja gar nicht so langweilig, wie ich mir das vorgestellt habe. Außerdem war die Outdoor-Industrie sehr bestrebt, dem Wandern ein Positiv-Image zu geben. Mittlerweile hat jeder eine Jack-Wolfskin- oder Northface-Jacke im Schrank. Wenn man durch die Fußgängerzone am Wochenende geht, sieht man fast nur noch diese Funktionsjacken. Durch Werbung wurde viel dazu beigetragen, dass man mit Wandern nicht mehr alleine Kniebundhose und Karo-Hemd verbindet, sondern eben auch Abenteuer und Spaß.

Es gibt den Rennsteig, den Rothaarsteig und seit vier Jahren den Eifelsteig. Ich sage jetzt mal provokant: Ein netter PR-Schachzug, denn die Wege, über die der Eifelsteig führt, gab es ja schon vorher. Warum sind die Steige dennoch ein Gewinn?
Andrack: Weil jede Region und ganz besonders die Eifel diese Leuchttürme brauchen. Natürlich gab es diese Wege schon vorher. Das heißt aber nicht, dass jemand von außerhalb diese Wege kannte. Geschweige denn, dass auch zum Beispiel Leute des Eifelvereins sich ohne Wanderführer immer auf diese Wege getraut hätten. Jetzt ist da ein Produkt, das ist so vorbildlich markiert, da kann man wirklich die Karte zu Hause lassen. Und ich habe ein Produkt, das ich deutschlandweit und über die Grenzen hinaus vermarkten kann. Der Erfolg gibt diesen Wegen recht. Es gibt Untersuchungen, dass das viel Geld in die Region spült. Wer macht sich denn die Mühe, diese alten Wege so zusammenzukomponieren, dass es wirklich dieses runde Erlebnis wird? Der Eifelsteig bietet das.

Leider führt der Eifelsteig am Kreis Bitburg-Prüm vorbei. Was könnte man tun, um die Wanderer auch dorthin zu locken?
Andrack: Ich glaube, das geschieht gerade. Man kann ja kleinere Premiumwege ausweisen. Die Traumpfade in der Osteifel sind eine Erfolgsstory. Es gibt in Deutschland auch andere Beispiele. Die Wege müssen was Außergewöhnliches zu bieten haben - das gibt die Landschaft im Kreis Bitburg-Prüm natürlich auch her.

Wandern hält jung, macht schlank und angeblich auch schlau. Warum wandern Sie gerne?
Andrack: Wegen allen diesen Gründen. Und es ist entspannend. Es ist viel entspannter als zum Beispiel Fahrrad fahren. Bei Steigungen gerät man mehr aus der Puste, als wenn man den Weg hochgeht. Es ist eine entspannte Art sich zu bewegen, etwas für seinen Körper zu tun und sehr abwechslungsreich. Als Jogger geht man immer auf die gleiche Runde, als Schwimmer ins Schwimmbad und als Tennisspieler immer auf den gleichen Tennisplatz. Als Wanderer sucht man sich neue Wege, will was Neues entdecken. Das ist für mich der Hauptgrund. Diese Abenteuerlust. Was erwartet mich hinter der nächsten Wegbiegung? Und mit dem Schlaumachen, das ist so. Mir kommen die besten Ideen beim Wandern.

Wandern Sie eher alleine oder teilen Ihre Frau und Ihre Töchter Ihre Leidenschaft?
Andrack: Ja klar, meine Frau macht das gerne mit. Meine Töchter sind in der Pubertätsphase, die kommen in etwa zehn Jahren wieder mit. Ich wandere auch mit Kumpels, aber auch alleine. Ich wandere auch beruflich viel, wenn ich zum Beispiel etwas recherchieren muss. Ich schätze beides. Ich schätze die guten Gespräche beim Nicht-alleine-Gehen und die guten Gedanken beim Alleine-Gehen.

Ist der Lieserpfad immer noch der schönste Wanderweg Deutschlands?
Andrack: Der Welt, der Welt! Er ist einer der schönsten Wanderwege der Welt und steht in der Rangliste ganz oben.

Abgesehen vom Lieserpfad, wo ist noch ein schöner Weg in der Eifel?
Andrack: Die Passage Bitburg -Irrel-Echternach, das ist der Hammer.

Manuel Andrack hält die Festansprache zum 125-jährigen Bestehen des Eifelvereins. Der Festakt beginnt am Samstag, 25. Mai, um 9.30 Uhr in der Prümer Karolingerhalle. Der Eintritt ist frei. Ab 10.30 Uhr wird auf dem Hahnplatz das Eifel-Wander-Dorf eröffnet. Um 20 Uhr beginnt dort die Jubiläumsparty.
Extra

Manuel Andrack war von 1995 bis 2008 für den Ablauf der Harald-Schmidt-Show verantwortlich. Seit 2004 publiziert er Bücher zum Thema Wandern. Der gebürtige Kölner mit Eifeler Wurzeln lebt seit fünf Jahren im Saarland. Am liebsten wandert er in leichten Joggingschuhen, wegen seiner "breiten Füße", verrät er. Außer einem Getränk, einem Schokoriegel und einer Wanderkarte nimmt er zum Wandern immer etwas zum Lesen mit. sn

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