Die digitalen Datendetektive

Mit rund 60 Beamten aus ganz Rheinland-Pfalz und Kollegen vom Luxemburger Zoll hat die Polizei am Donnerstag an der A 1 bei Daun den Güterverkehr kontrolliert. Viele der Polizisten übten dabei erstmals den Einsatz neuer digitaler Prüfgeräte.

Daun/Wittlich. Karte ins Lesegerät, ein paar Mausklicks - und schwupp: Schon hat Walter Schindler alle Daten des Fahrers, den seine Kollegen gerade auf den A 1-Rastplatz Eifel West geleitet haben, auf dem Bildschirm. "Das dauert kaum eine Minute", sagt der Wittlicher Polizeikommissar, "und schon haben Sie eine ganze Latte von Verstößen."

Tatsächlich: Der Fahrer hat in den vergangenen 29 Tagen - dieser Zeitraum ist auf der Karte zu sehen - genau 15-mal die Lenkzeiten überschritten oder die Pausenvorgaben nicht eingehalten. Allerdings sind auch Bagatellen dabei: Lenkzeitüberschreitungen von wenigen Minuten zum Beispiel. Das deute darauf hin, dass der Fahrer, wie vorgeschrieben, einen Parkplatz angesteuert habe, dieser aber vielleicht voll gewesen sei. "Dann ist er zum nächsten weitergefahren."

Früher habe er für eine solche Auswertung einen ganzen Monats-Stapel mit Tachoscheiben durcharbeiten müssen, sagt Schindler. "Das hätte mindestens eine halbe Stunde gedauert." Jetzt habe er zudem alles gespeichert. "Und ich kann das auf der Dienststelle in Ruhe bearbeiten."

Die Digitalisierung der Daten ist in der EU Pflicht: Seit 1. Mai 2006 müssen alle neuen LKW mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen und alle Busse mit mindestens acht Sitzplätzen mit einem Datenspeicher ausgerüstet sein, erklärt Jörg Eiden, Hauptkommissar bei der Landespolizeischule in Wittlich. Die LKW-Piloten tragen seitdem eine "Fahrerkarte" mit sich.

Wenn die Spediteure zum Aufrüsten gezwungen sind, gilt das auch für die Polizei. Und Jörg Eiden ist dafür verantwortlich: als Landes-Koordinator für die Umsetzung des Digitalisierungs-Projekts und die Schulung der Kollegen.

An diesem Donnerstag ist der erste große Praxiseinsatz, nachdem die Kollegen aus ganz Rheinland-Pfalz zwei Tage lang in Wittlich den Umgang mit der neuen Technik gelernt haben. "Die EU erwartet diese Kontrollen", sagt Eiden. Es gehe dabei auch um einen sauberen Wettbewerb zwischen den Spediteuren. Brüssel will - vor allem im Zuge der Ost-Erweiterung - schwarzen Schafen das Leben schwerer machen.

Die Erfassung per Computer bringt mehr Transparenz und genauere Daten. Vor Manipulation schützt sie nicht: Jörg Eiden berichtet von "geklonten" Fahrerkarten, die man bereits per Internet bestellen könne. Und wie gerufen geht den Beamten an diesem Tag auch bereits ein Verdächtiger ins Netz: Alles deutet darauf hin, dass er die Aufzeichnungen seines Speichergeräts manipuliert hat.

Andere Verstöße sind auch ohne technische Unterstützung zu erkennen. Zum Beispiel bei einem Portugiesen, der mit 700 Mülltonnen durch die Eifel rollt. Beim Öffnen der Hecktür knallt ein ganzer Stapel davon auf den Boden: "Das waren zum Glück nur Mülltonnen", sagt Günter Scalla, Chef des Gefahrgut-Kontrolltrupps bei der Wittlicher Polizeidirektion und Einsatzleiter der heutigen Kontrolle. "Bei sowas sind auch schon Fahrer von ihrer Ladung erschlagen worden."

Der Portugiese muss umladen. "Das ist schon Strafe genug", sagt Fernand Hopp vom Luxemburger Zoll. Zahlen muss der Fahrer trotzdem. Hopp: "Bei uns kostet das 145 Euro, zahlbar auf der Stelle, sonst darf er nicht weiterfahren." Die deutschen Beamten machen es noch etwas teurer, weil sie dem Portugiesen keine Punkte in Flensburg aufdrücken dürfen. "300 Euro", sagt Günter Scalla.

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