Die "Engel von Prüm" und ihr Alltag

PRÜM. Als die "Engel von Prüm" haben sie sich 1999 nach dem schweren Busunglück in der Brühlborner Todeskurve einen Namen gemacht: Die Frauen und Männer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Abteistadt. Als es damals galt, mehr als 60 zum Teil schwer verletzte und unverletzte Schweden zu versorgen, gratulierten sogar die Medien in Skandinavien. Der Alltag der Prümer DRK-Leute spielt sich derweil im Verborgenen ab.

 Intubieren üben während der Schicht: Mario Raskopp (hinten links), neben ihm Christoph Lorse, sowie unten von links: Oswald Benzel, Lutz Wagner und Toni Thurmes.Foto: Manfred Reuter

Intubieren üben während der Schicht: Mario Raskopp (hinten links), neben ihm Christoph Lorse, sowie unten von links: Oswald Benzel, Lutz Wagner und Toni Thurmes.Foto: Manfred Reuter

Ein ganz normaler Tag auf der DRK-Rettungswache in Prüm. Um 7 Uhr beginnt die Zwölf-Stunden-Schicht für Mario Ras-kopp, Christoph Lorse, Oswald Benzel, Anton Thurmes und Lukas Wagner. Christoph checkt den RTW (Rettungstransportwagen), zeigt mir alles, was an High Tech in dem rund 95 000 Euro teuren Fahrzeug griffbereit liegt. Und während Organisationschef Oswald Benzel in einer anderen Halle nach den Fahrzeugen der Sondereinsatzgruppe (SEG) schaut, übernehmen Lutz Wagner und Toni Thurmes einige Krankenfahrten - alles Routine. Retter leben im Ungewissen

Ruhig ist es an diesem Tag. Zeit, über Einsätze nachzudenken, die besonders nahe gingen, auch den hartgesottensten DRK-Leuten: "Immer, wenn etwas mit Kindern ist, muss ich mich besonders zusammen reißen", erzählt der Leiter der Prümer Rettungswache, Mario Raskopp. Und Oswald Benzel wird wohl nie den Tag vergessen, als er nach Bleialf kam, wo ein Vater seine beiden Kinder und sich selbst erhängt hatte. Vorbei die "Beschaulichkeit", als die Wache zu einem Einsatz angefordert wird: In Scheid hat ein Mann toxische Gase eingeatmet. Der Hausarzt vor Ort und die Rettungskräfte aus dem nordrhein-westfälischen Rescheid fordern einen Notarzt an. Im Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) holt Oswald Benzel im Krankenhaus Dr. Rüdiger Nicolai ab. Jetzt geht alles ebenso rasend schnell wie ruhig und routiniert. Benzel steuert den Einsatzort mit Blaulicht an, das Sondersignal bleibt aus. Vor Ort überzeugt sich der Notarzt von der Schwere des Falls und entscheidet: "Wir fliegen ihn nach Wittlich." Schon etwa 30 Minuten später ist der Mann, der beim Reinigen der Melkmaschine giftige Gase eingeatmet hat und bei dem der Verdacht auf ein Lungenödem besteht, in den Händen von Spezialisten. In der Wache haben die DRK-Leute derweil die dritte Kerze am Adventskranz angezündet. Christoph Lorse studiert am Laptop die Anatomie des Herzens, ich trinke meinen achten Kaffee. Bis 19 Uhr bleibt alles ruhig, eine unspektakuläre Schicht geht zu Ende. Doch nichts ist hier gewiss. Auch nicht, was den Kollegen der Nachtschicht blüht. Vielleicht müssen sie ja dann wieder alle raus; denn bereit sind sie rund um die Uhr, die "Engel von Prüm"

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