Umwelt Die Entwicklung von Spangdahlem: Vereint auf weiter Flur

Spangdahlem · In Spangdahlem hat sich was getan: Der Flugplatz wurde erweitert, ein Autobahnanschluss gebaut, ein Neubaugebiet erschlossen. Möglich war das durch eine 1,3 Millionen Euro teure Flurbereinigung, die jetzt abgeschlossen ist.

 Flurbereinigung Spangdahlem

Flurbereinigung Spangdahlem

Foto: TV/Christian Altmayer

Wer sehen will, was sich in Spangdahlem verändert hat, muss einen kleinen Fußweg machen. Er führt hoch zur Dohlerkapelle, die auf einem Hügel oberhalb des Dorfes steht. Von hier aus haben Spaziergänger einen Ausblick über die Gemeinde, die aus den Ortsteilen Dahlem und Spang besteht.

Die früher eigenständigen Dörfer sind im Laufe der Zeit zusammengewachsen – auch im wörtlichen Sinn. Genau in der Mitte, wo einst Ackerland lag, erstreckt sich jetzt das Neubaugebiet „Dahlemer Weg“. Einige Meter dahinter, auf der anderen Straßenseite, entstand eine Photovoltaikanlage.

 Wer von der Dohlerkapelle ins Dorf herunterschaut (oben), sieht was sich verändert hat: Der Flugplatz hat sich ausgedehnt, eine Photovoltaikanlage wurde gebaut, ein Neubaugebiet erschlossen und Bäche renaturiert. Und auch für die Landwirte blieben Flächen übrig (rechts unten).

Wer von der Dohlerkapelle ins Dorf herunterschaut (oben), sieht was sich verändert hat: Der Flugplatz hat sich ausgedehnt, eine Photovoltaikanlage wurde gebaut, ein Neubaugebiet erschlossen und Bäche renaturiert. Und auch für die Landwirte blieben Flächen übrig (rechts unten).

Foto: TV/Christian Altmayer

Auch der Flugplatz Spangdahlem ist von der Kapelle aus zu sehen. Vor einigen Jahren hätte sich auch hier ein anderes Bild geboten. Kurz nach der Jahrtausendwende wurde die Air Base um gut 70 Hektar erweitert, eine Fläche so groß wie 100 Fußballfelder.

 Flurbereinigung Spangdahlem

Flurbereinigung Spangdahlem

Foto: TV/Christian Altmayer

Weitere einschneidende Entwicklungen: 2002 bekam die Gemeinde einen Anschluss an die Autobahn 60 samt einer Ortsumgehung. Und einschneidend ist hier tatsächlich ein treffender Begriff: Denn die neuen Straßen durchkreuzten Ackerland, zerteilten die Felder heimischer Landwirte. Und auch für die Erweiterung des US-Stützpunktes Richtung Westen wurden Flächen gebraucht, die nur Landwirte bieten konnten.

 Flurbereinigung Spangdahlem

Flurbereinigung Spangdahlem

Foto: TV/Christian Altmayer

Damit die Interessen der Eigentümer nicht verletzt werden, hat das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel 2001 eine Flurbereinigung angestoßen. Das Ziel eines solchen Verfahrens ist, Grundbesitz durch den Tausch von Flächen neu zu ordnen. Der Ablauf: Der DLR plant, was getan werden muss. Und eine Teilnehmergemeinschaft aus Grundbesitzern setzt die Maßnahmen um. Zahlen mussten sie aber nur einen Eigenanteil von 17 Prozent. 83 Prozent der Kosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro übernahmen EU, Bund und Land. Damit wurden rund 1171 Hektar überplant.

 Flurbereinigung Spangdahlem

Flurbereinigung Spangdahlem

Foto: TV/Christian Altmayer

Es sind beachtliche Zahlen für ein vergleichsweise kleines Dorf. Aber das Ganze hat auch Zeit gebraucht. Erst Anfang des Jahres wurde die Flurbereinigung abgeschlossen. Für Ortsbürgermeister Klaus Rodens war sie trotzdem ein Erfolg: „Alles ist friedlich abgelaufen. Es gab nur Gewinner.“ Doch was ist in den 18 Jahren überhaupt passiert?

Die Landwirtschaft: Dazu muss man wissen, wie das Spangdahlemer Land vor dem Verfahren ausgesehen hat, wie ein Flickenteppich nämlich. 870 Eigentümer teilten sich 1632 Parzellen. Durch die Umgehungsstraße, die A 60 und die Erweiterung des Flugplatzes verloren sie Land. Dafür sollten sie bei der Flurbereinigung mit Geld oder Grundstücken entschädigt werden – bei so vielen Beteiligten: keine leichte Aufgabe. Trotzdem stünden alle Landwirte nun unterm Strich besser da als vor 18 Jahren, sagt Rodens.

Es sei nämlich gelungen aus vielen kleinen Äckern, wenige größere Felder zu machen. „Vorher mussten die Landwirte oft Runden um das Dorf drehen, von einem Grundstück zum nächsten“, erklärt Manfred Heinzen vom DLR. Durch den Grundstückstausch hätten die Bauern nun zusammenhängende Gelände bekommen. „Und die lassen sich leichter bewirtschaften“, sagt Heinzen. Zur Verdeutlichung: Wer früher drei Grundstücke hatte, hat jetzt im Schnitt eins. Mit sieben Kilometern an befestigten Wirtschaftswegen und drei Kilometern an Schotterpfaden wurden die neuen Felder erschlossen.

Einige landwirtschaftliche Flächen seien auch weggefallen, sagt Heinzen, solche, die zu klein waren etwa oder lange brachlagen. Bauern oder Erbengemeinschaften haben sie an größere Betriebe, die Gemeinde oder den Bund, in Vertretung des Flugplatzes, abgetreten.

Die Dorfentwicklung: Aber nicht nur das Kulturland wurde durch die Flurbereinigung verändert, sondern auch der Ort. Parallel zum Verfahren hat die Gemeinde Spangdahlem ein Dorfentwicklungskonzept aufgestellt. Darin enthalten: Die Schaffung eines Neubau- und eines Gewerbegebietes.

Beides habe sich nur durch die Flurbereinigung so schnell realisieren lassen, sagt Rodens. Die ersten 22 Baustellen im „Dahlemer Weg“ seien bereits vermarktet. Der zweite Bauabschnitt werde bald erschlossen und der dritte sei geplant. Danach müsse Schluss sein: „Wir wollen dem Ortskern keine zu große Konkurrenz machen.“ Auch ein weiteres Gewerbegebiet sei nicht geplant. Auf dem frisch erschlossenen Gelände steht eine Solaranlage. Mehr Platz ist dort nicht. Zwei weitere Ergebnisse der Flurbereinigung: ein Radweg entlang der alten Bähnchentrasse wurde gebaut, der Nikolausberg durch eine Straße erschlossen.

Die Umwelt: Auch die vielen Flüsschen, die durch Spangdahlem fließen, wurden bei der Flurbereinigung berücksichtigt. Mit Geld aus der Landesaktion „Blau Plus“ haben Verantwortliche den Spanger Bach, den Dahlemer Bach, den Katzenbach, den Kailbach, den Linsenbach und den Hellscheider Graben renaturiert. Randstreifen am Ufer wurden bepflanzt. Dafür mussten die entsprechenden Flächen aber erstmal von der Gemeinde durch Grundstückstausch erworben werden. Die Landespflege sei von Anfang an ein wichtiger Punkt bei der Flurbereinigung gewesen, sagt Rodens: „Ziel war es, dass die Umwelt nicht zu kurz kommt.“ Und so sei es auch grüner rund um Spangdahlem geworden. In den nächsten Jahren werden 1200 frisch gepflanze Obstbäume und 4000 Sträucher hier aus dem Boden schießen.

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