Die Faust in der Tasche geballt

KYLLBURG. Einstimmig haben die Mitglieder des Verbandsgemeinderats Kyllburg ihren Haushalt beschlossen. Der Fehlbedarf für das Jahr 2004 beträgt 1,32 Millionen Euro.

Als "dramatisch hoch" bezeichnete Bernd Spindler, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kyllburg, die Verschuldung seiner Kommune. Bei der Sitzung des VG-Rats sagte Spindler: "Die Verschuldung erhöht sich immer mehr. So, als würde sie von einem magischen schwarzen Loch angezogen." Mit Zauberkraft haben die Löcher im Haushalt jedoch wenig zu tun: Allein der Schwimmbadbetrieb verursacht ein Defizit von etwa 120 000 Euro, die Tourist-Information verschlingt jährlich mehr als 100 000 Euro. IGZ Badem und das Eifelwerk in Malbergweich kosten in diesem Jahr die gleiche Summe. Hinzu kommt das Schloss Malberg: Mehr als eine halbe Million Euro sind in den vergangenen Jahren in das Projekt geflossen - ein Ende ist nicht absehbar. "Mit Schloss Malberg bleiben wir einfach überfordert", stellte Spindler fest. Der Bürgermeister verglich die Situation der VG Kyllburg mit der sinkenden Titanic: "Unten bricht das Wasser ein und oben spielt die Musik. Seit Jahren leben wir über unsere Verhältnisse. In Zukunft müssen wir uns auf unsere Kernaufgaben konzentrieren." Stellt sich die Frage, wo überhaupt gespart werden kann: "Wir könnten natürlich die Tourist-Info und das Schwimmbad schließen. Aber wollen wir das wirklich?", fragte Marlies Gillen (SPD). "Wo wir sparen könnten, wissen auch wir nicht. Von daher stimmen wir dem Haushalt mit der Faust in der Tasche zu." Nicht die Faust in der Tasche, dafür aber "ein ungutes Gefühl im Magen" hatte Werner Franzen (CDU) bei der Abstimmung über den Haushalt. "Jeder Gewerbebetrieb hätte längst Konkurs angemeldet. Wenn das so weitergeht, steuern wir in ein Finanzdesaster, woran unsere Kinder und Kindeskinder noch knabbern werden", sagte Franzen. Dennoch warnte er davor, auf wichtige Einrichtungen und Leistungen einfach zu verzichten. "Sollen wir unsere Schulen etwa verkommen lassen, weil uns die Finanzwirtschaft dazu zwingt?" Das wird nicht passieren: Rund 975 000 Euro sind in den Jahren 2004 bis 2008 für die Schulen in der VG Kyllburg eingeplant (siehe Info-Kasten) . "Kopf nicht hängen lassen aus Selbsterhaltungstrieb"

Ähnlich wie Franzen sieht auch Rudolf Densborn (Kyllburger Liste) die aktuelle Situation: "Unsere Chance besteht nicht darin, dass man Einrichtungen schließt. Ansonsten stehen wir nachher mit leeren Händen da, auch wenn uns der Minister für unseren tollen Haushalt möglicherweise auf die Schulter klopfen würde", sagte Densborn. Auch die beiden anderen Gruppierungen im Rat stimmten dem Haushalt für das Jahr 2004 zu. "Ob privat oder in der Kommune - keiner will zurückschrauben", sagte Paul Winter (FDP). Harald Kreutz (FWG) stellte fest: "90 Prozent sind Pflichtausgaben. Da lässt sich ohnehin nichts sparen." Bernd Spindler kam noch einmal zurück auf das Bild der sinkenden Titanic: "Das Wasser steht uns bis zur Oberkante Unterlippe. Jetzt dürfen wir den Kopf nicht hängen lassen - aus reinem Selbsterhaltungstrieb."

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