Menschen aus der Region Die Geheimnisse des Froschkönigs und Gilgameschs

Malbergweich · Ursel Hirtz aus Malbergweich wagt einen Blick ganz tief hinein in Märchen und Mythen aus aller Welt.

  Was steckt eigentlich hinter der Geschichte vom Froschkönig? Märchenerzählerin Ursel Hirtz aus Malbergweich beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Symbolen hinter Märchen und Mythen und sucht sie auch gemeinsam mit ihren Selbsterfahrungsgruppen.

Was steckt eigentlich hinter der Geschichte vom Froschkönig? Märchenerzählerin Ursel Hirtz aus Malbergweich beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Symbolen hinter Märchen und Mythen und sucht sie auch gemeinsam mit ihren Selbsterfahrungsgruppen.

Foto: g_wissen <g_wissen@volksfreund.de>+SEP+g_wissen <g_wissen@volksfreund.de>

Die goldene Kugel fällt in den Brunnen – heraus bringt sie ein Frosch, der fortan die Prinzessin auf Schritt und Tritt begleitet. Von ihrem Teller isst, aus ihrem Becher trinkt und in ihrem Bett schlafen will. Und dann, als die Königstochter den Frosch voller Wut an die Wand wirft, verwandelt er sich in einen Prinzen. So weit ist das Märchen „Der Froschkönig“ in gekürzter Fassung bekannt. Ursel Hirtz allerdings durchleuchtet die Geschichte. Satz für Satz nimmt sie genau unter die Lupe. Nur so erschließt sich ihr der wahre Inhalt, die Symbole lassen sich deuten und sie kann ebendies anderen Menschen näherbringen.

Oder hätten Sie direkt die goldene Kugel mit der Vollkommenheit und Perfektion gleichgesetzt, die eben nicht so bleiben kann – denn das würde Stillstand bedeuten. Es müsse also etwas passieren im Märchen und so falle diese Vollkommenheit in den Brunnen. Da es beim Froschkönig um eine Vater-Tochter-Beziehung und die Befreiung aus ebendieser gehe, um den Weg zum Erwachsenwerden und auch des sexuellen Erwachens, stehe dieser Brunnen für die Weiblichkeit. Was darin lauere, seien Emotionen, die unbewusst in dem Mädchen schlummern und nun in Form des Frosches zu Tage kommen. Mit dem Wutausbruch verwandele sich die Amphibie in einen Menschen – die Prinzessin sage zum ersten Mal überhaupt ‚Nein‘ und die Befreiung von der bisherigen Vater-Tochter-Beziehung sei geschafft.

 Ursel Hirtz ist Märchenerzählerin.  Foto: Mira Hirtz

Ursel Hirtz ist Märchenerzählerin. Foto: Mira Hirtz

Foto: e_servib <e_servib@volksfreund.de>/Mira Hirtz

Mit solchen Ausführungen macht Ursel Hirtz schnell deutlich, wie viel mehr in Märchen steckt. Ein besonderes Augenmerk hat sie dabei immer auf die Rolle der Frau. „Frauen müssen ein anderes Verständnis ihrer selbst bekommen.“ Denn viel zu sehr dominierten noch immer patriarchale Strukturen deren Leben und Selbstverständnis. Diese zu überwinden versucht Hirtz etwa mit Selbsterfahrungsgruppen, die sie leitet. „Gemeinsam erarbeiten wir uns dann die Märchen, aber auch Mythen, die voller Symbole stecken.“ Für sie persönlich sei es immer wieder eine neue Entdeckungsreise, denn sie müsse die Geschichten genauso fühlen und durchdringen wie ihre Gruppe.

Gerade das Fühlen sei dabei besonders wichtig: „Märchen sind keine Kopfsache!“ Wenn Ursel Hirtz ihre Märchen erzählt, dann ist das kein schnödes Vorlesen. „Im Sitzen kann ich das überhaupt nicht.“ Stehend trägt sie die Geschichten vor, die aus aller Welt kommen. Grimm’sche Märchen vermeide sie dabei eher. Die Menschen seien gerade bei diesen Geschichten, die sie oft schon seit der Kindheit kennen, zu vorbelastet mit eigenen Bildern. Bei ihrer Suche nach anderen Märchen hat sie festgestellt: Es dreht sich bei allen Kulturen, auf allen Kontinenten um die gleichen Themen. Es geht um Geburt und Tod, Pubertät und Loslassen, um Krisen. „Abgeändert sind nur die Geschichten drum herum, aber die Grundthematiken sind universell.“

Vielleicht liegt es daran, dass Ursel Hirtz mit den Märchen und Mythen, den darin verborgenen Symbolen Menschen mitnehmen kann auf eine Reise zum inneren Ich. Die seien natürlich nicht immer schön, sondern oft anstrengend und nervenaufreibend. Genauso wie die Erzählungen selbst, die oft kein Happy End haben. „Ich liebe es, bitterböse Geschichten zu erzählen.“ Und daher sind die Märchen auch keine Kinder-Unterhaltung. „Das ist etwas für Erwachsene, schon immer gewesen! Daher mache ich auch fast nur Angebote für diese Zielgruppe.“ Denn Ursel Hirtz kann man auch buchen. Als Märchenerzählerin und für Selbsterfahrung mit Märchen.

Das nächste Mal erzählt Ursel Hirtz in der Kulturscheune Minden an der Sauer am Samstag, 23. November, um 20 Uhr. Begleitet wird sie dabei von der Jazzmusikerin und Therapeutin Anne Kaftan aus Wittlich an der Klarinette.

Hirtz erzählt dabei aus dem Gilgamesch-Epos. Es handelt sich um eine der ältesten schriftlich überlieferten Dichtungen überhaupt und hat babylonischen Ursprung. Es geht darin um Gilgamesch, den König von Uruk. Das Epos handelt von seinen Abenteuern und Heldengeschichten, die er teils mit seinem Weggefährten Enkidu erlebt, nach dessen Tod alleine, und schließlich von Gilgameschs Suche nach der Unsterblichkeit.

Weitere Infos und öffentliche Termine unter www.uralt-zeitlos.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort