Raiffeisenbank Westeifel Mit dem Virus wird plötzlich alles anders

Arzfeld/Schönecken · Bremser und Beschleuniger zugleich: So wirkt sich die Corona-Krise bei der Raiffeisenbank Westeifel aus. Wir sprachen mit den beiden Vorständen Mark Kaffenberger und Klaus Peters.

 Die Arzfelder Filiale der Raiffeisenbank Westeifel.

Die Arzfelder Filiale der Raiffeisenbank Westeifel.

Foto: Fritz-Peter Linden

Als die Raiffeisenbank Westeifel zum Jahresbeginn die Schließung von zwei weiteren Filialen, Daleiden und Waxweiler, verkündete, reagierten die Bürger im Islek mit Protest (der TV berichtete).

Inzwischen herrscht ein Virus im Land. Die Bank schloss vorübergehend zwei weitere ihrer Häuser: Bleialf und Schönecken. Und es blieb weitgehend ruhig auf den Dörfern. Kaum Reaktionen habe es gegeben, sagt Klaus Peters, gemeinsam mit Mark Kaffenberger Vorstand der Bank. „Im Moment tritt das alles in den Hintergrund.“

Im Moment trifft man sich auch nicht mit seinen Gesprächspartnern für ein Zeitungsinterview: Wir reden per Videokonferenz mit Peters und Kaffenberger.

Genauso, wie es derzeit, abgesehen natürlich vom Telefon, viele Kunden tun. Und zwar verstärkt: „Es besteht viel Interesse“, sagt Kaffenberger. Fragen kämen zu gewerblichen Krediten, Immobilien, zu den Entwicklungen am Aktienmarkt.

 Wie schwer haben es die Unternehmer in der Kundschaft derzeit? Peters: „Wir haben sehr viele Anfragen nach Tilgungsaussetzungen.“ Und auf die Frage, ob es, wie vielfach befürchtet, nicht alle durch die Krise schaffen werden, sagt Peters: „Ich glaube auch, dass das der Fall sein wird. Wir haben zwar noch keine Ausfälle. Aber viele, die sich Sorgen machen.“

Zwar stelle man Liquidität bereit, sagt Kaffenberger. „Aber ein Darlehen müssen Sie irgendwann auch zurückzahlen.“ Deshalb sei es wichtig, Tilgungen und Umsatzplanung für die Zeit nach Corona schon jetzt zu berücksichtigen. „Das wird die größte Herausforderung.“

Peters erinnert in diesem Zusammenhang an die Milchkrise der Bauern vor gut sechs Jahren: „Von damals haben wir Darlehen, die heute noch in der Tilgung sind.“ Und dass die Landwirte schon vor neuen Problemen stehen: Auktionen zum Beispiel gebe es derzeit eben auch keine, bei denen ein Bauer vielleicht zehn Jungtiere verkaufe. „Da fehlen dann gleich 15 000 Euro Umsatz.“

Not herrscht aber auch bei den sogenannten Soloselbstständigen. Viele von ihnen fühlen sich von der Politik alleingelassen. Die Bank helfe auch ihnen mit Beratung weiter, etwa bei der Antragstellung. Allerdings habe die Investitions- und Strukturbank des Landes, die die Hilfen bearbeiten soll, Schwierigkeiten: Offenbar seien viele Anträge nicht korrekt ausgefüllt gewesen, manche seien mehrere Male eingereicht worden, auch weil nicht immer direkt eine Eingangsbestätigung zurückgekommen sei: „Und keiner weiß: Ist mein Antrag angekommen?“

Rund 70 000 dieser Anträge seien in kürzester Zeit bei der ISB eingegangen. Kaum zu bewältigen – „ich gehe aber davon aus, dass da auch nachgearbeitet wird“, sagt Peters. Das Problem vieler Kleinstunternehmer: Sie können oft keine Betriebskosten nachweisen. Dafür aber ist das Geld bisher vorgesehen.

Alles in allem sei der Hilfsplan der Regierung zwar gut gedacht gewesen. „Aber man hat nicht mit diesen Unwägbarkeiten gerechnet.“ Und falls, was zu erwarten ist, die Krise noch länger anhalte, „muss die Politik da nochmal nacharbeiten“, sagt Kaffenberger.

Das gelte auch für die jetzt vergebenen Darlehen: „Da erwarten wir auch von der Politik eine Lösung. Wenn das Darlehen abläuft und der Kunde nicht bezahlen konnte – dass der Bund die Haftung verlängert.“ Immerhin aber sei die Politik bereit, nachzubessern. Und habe das auch schon getan.

Lob gibt es deshalb auch für die Vorsicht, mit der die Bundesregierung agiere. Was auch für den Neustart gelte. Peters: „Lieber 14 Tage länger warten, als jetzt mit Volldampf zu starten. Denn dann gehören wir auch zu denen, die es nicht beherrschen.“

Auch das ist eine direkte Auswirkung der Pandemie: „Wir haben deutlich mehr Umstellungen auf Online-Banking“, sagt Kaffenberger. „Quasi über Nacht“ habe sich das vollzogen. „Da sind viele dabei, die sich vorher nicht davon hätten überzeugen lassen. Vor einigen Wochen war das noch gar nicht denkbar.“ Da sei infolge der Krise, setzt Peters hinzu, „Druck auf den Kessel gekommen“.

Der Schritt mit den weiteren Filialschließungen, sagt Kaffenberger, „musste sein. Wenn wir irgendwo Corona in eine Filiale kriegen, dann sagt das Gesundheitsamt: schließen, Quarantäne.“

Die Mitarbeiter sind auf die weiter geöffneten Häuser in Arzfeld, Prüm und Pronsfeld verteilt – oder sie arbeiten von zu Hause aus. Eine Frage drängt sich auf, nicht nur bei den Banken: Wenn jetzt so viele Häuser dicht gemacht werden, so viele Heimarbeit machen – wird das auch künftig so sein?

Es habe, sagt Klaus Peters, lange vor Corona eine Studie gegeben, mit dem Titel „Bankgeschäft 2030“. Da sei die Entwicklung schon vorgegeben: „Hauptsache, irgendwo steht ein Bildschirm in einer abgeschirmten Ecke“, sagt er. Wo genau, sei da fast schon egal. „Das ist schon der Trend der Zukunft.“ Allerdings gelte es, sagt Kaffenberger, die Entwicklung der kommenden zwei Jahre abzuwarten. „Da wird entscheidend sein: Was wird der Kunde von uns fordern? Und daran müssen wir uns ausrichten.“

Und bis dahin dürfte hoffentlich der tiefe, ländliche Westen der Republik auch über die digitale Ausstattung verfügen. Wenn auch die Eifel da, sagt Kaffenberger, gerade „einen Riesenschritt“ mache. „Und wir merken, dass unsere Kunden das immer mehr einfordern.“ Der persönliche, direkte Kontakt, der bleibe zwar wichtig. „Aber die Wege verändern sich.“

Froh ist man unterdessen, dass innerhalb der Bank seit einigen Wochen ganz anders und noch intensiver kommuniziert werde: Die Chefs laden alle zwei Tage, natürlich ebenfalls per Bildschirm, „auf eine Tasse Kaffee“, wie sie es nennen. „Das hat dabei geholfen“, sagt Peters, „dass das Miteinander noch einmal eine viel größere Rolle bekommen hat. Und das Füreinanderdasein.“ Von den etwa 100 Mitarbeitern nähmen immer rund 70 an den „Kaffeerunden“ teil und könnten per Telefon-Zuschaltung oder E-Mail Fragen stellen.

„Das hat unheimlich viel Sicherheit gegeben“, sagt Kaffenberger. „Dass wir viel miteinander kommunizieren, obwohl wir räumlich getrennt sind.“ Und das wiederum helfe auch den Kunden – und entspreche, sagt Klaus Peters, „auch dem genossenschaftlichen Gedanken“.

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