Die Glockensage aus der Schneifel

BLEIALF. (js) Es gibt viele Sagen und Erzählungen aus der "rauen" Schneifel. Bekannt sind die Geschichten vom "Kettenkreuz" und vom "Niessen-Kreuz". Die Mär von der mutigen Käth, die nachts in die Schneifel ging, hier ein schreckliches Spektakel erlebte und nach der Ankunft zu Hause tot zusammenbrach, ist allgemein bekannt. Viele weitere Geschichten ranken sich um den "Schwarzen Mann" und das "undurchdringliche Gelände".

Nicht so dramatisch klingt die "Glockensage" aus dem Schneifelraum: Der Junker und seine Frau aus Mombach (Flurbezeichnung in Oberlascheid) wollten die Christmette in der Pfarrkirche Bleialf mitfeiern. Doch an den Vortagen hatte es mächtig geschneit und auch am Heiligen Abend hörte das Schneegestöber nicht auf. Doch der Junker und seine Frau ließen sich nicht abhalten, den beschwerlichen Weg nach Bleialf mit den Pferden aufzunehmen.Ritt im Schneegestöber

Im Schneegestöber ritten sie los ins zwei Kilometer entfernte "Alf", doch selbst nach einer Stunde waren sie noch nicht an der Kirche. Im dichten Schneetreiben hatten sie sich kräftig verirrt. Das bedauernswerte Ehepaar fand weder den Weg zur Christmette noch zurück zu seiner Burg. Doch plötzlich hörte man aus der Ferne einen Glockenklang. Ein kleines Wunder geschah, beide erreichten die Marienkirche und kamen noch rechtzeitig zur Christmette. Zum Dank für die Errettung aus dieser bedrohlichen Lage spendete der Junker von Mombach einen größeren Geldbetrag mit der Bedingung, alljährlich vor der Christmette eine Stunde lang die Glocken zu läuten. Niemand sollte mehr den Weg zum Weihnachtsgottesdienst verfehlen. Diese Tradition wird nun in der Schneifelgemeinde wieder aufleben. Zwar ist es heute nicht mehr so üppig mit den Schneemengen und damit einher gehenden "Verirrungen", einen Junker gibt es auch nicht mehr und mit dem Pferd zur Mette reiten - nein, das alles ist "Schnee von gestern". Aber eine Stunde lang läuten, das hat gewiss mit viel Tradition und - richtig verstandenem - Eifeler Heimatbewusstsein zu tun. Kritiker werden das belächeln, aber: sechs Glocken besitzen die Bleialfer, ein herrliches Geläut! Warum nicht ein solches "Glockenkonzert" am Heiligen Abend vor den beiden Metten? Also erschallt es jeweils 30 Minuten vor der Nachmittagsmette (17 Uhr) und der Hauptmette (22 Uhr) ins Schneifelland hinaus. Bei günstigem Wind soll man das sechsstimmige Geläut übrigens bis nach Oberlascheid hören - sagt man. An Heiligabend wird SWR 4 im Mittagsmagazin von 12 bis 13 Uhr über das Bleialfer Weihnachtsläuten berichten.

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