Die Goldfische aus der Eifel

Jünkerath · Wie die Fische im Wasser: Felix Grohé und seine Schwimmkollegen von der DLRG Jünkerath haben bei den Special Olympics abgeräumt. Der Erfolg ist ein Beispiel für gelungene Inklusion im Verein.

 Die erfolgreiche Inklusions-Staffel der DLRG Jünkerath: Sabine Jördens, Jörg Ganser, Tobias Siemens, Theresa Kaspers, Ralf Eckstein, Felix Grohé (von links). TV-Foto: Stephan Everling

Die erfolgreiche Inklusions-Staffel der DLRG Jünkerath: Sabine Jördens, Jörg Ganser, Tobias Siemens, Theresa Kaspers, Ralf Eckstein, Felix Grohé (von links). TV-Foto: Stephan Everling

Jünkerath. Wenn Felix Grohé seinen Halsschmuck anlegt, ist ihm der Stolz deutlich anzusehen. Drei Goldmedaillen hat er im Mai bei den Special Olympics in Düsseldorf gewonnen - zwei alleine und eine mit seiner Mannschaft von der DLRG, die im Schwimmbad in Jünkerath trainiert.
Bei den Special Olympics wetteifern geistig behinderte Sportler, viele von ihnen in Sportarten, wie sie auch bei den Olympischen Spielen zu finden sind. Doch auch Boccia steht auf dem Programm. "Das ist eine ganz tolle Sache, da die Regeln sehr einfach zu erlernen sind", erzählt Hermann Dahm, Bevollmächtigter bei den Westeifel-Werken, dem Arbeitgeber von Felix Grohé. Bei den Special Olympics stehe der Leistungsgedanke nicht im Vordergrund. Medaillen werden in vielen Einzelkategorien vergeben, so dass möglichst viele Teilnehmer Erfolgserlebnisse haben.
Ungewöhnlich ist die Mannschaft, in der Felix startet. Denn das Team der Jünkerather DLRG besteht aus Behinderten und Nichtbehinderten. Mit dieser Staffel gewann Felix neben zwei Einzelwettbewerben über 50 und 100 Meter Brust seine dritte Medaille.
Betreut wird das Team von Sabine Jördens. Sie trainiert schon seit Jahren geistig Behinderte. "Es ist schön, doch etwas anders", sagt sie. Die Vermittlung der Technik gehe viel mehr über Zeigen und Schauen.
In den Stolz von Felix\' Eltern, Rosel und Jürgen Grohé, mischt sich auch etwas Enttäuschung. Denn als sie für die Wettkämpfe bei den Westeifel-Werken Sonderurlaub beantragten, erhielten sie, wie die anderen Mitglieder der DLRG-Schwimmstaffel, eine Absage. Dagegen hätten die Sportler, die in der Mannschaft der Lebenshilfe gestartet seien, Sonderurlaub erhalten.
Das Ganze basiert auf einer arbeitsrechtlichen Formalie: "Leider mussten wir so handeln", erklärt Hermann Dahm dem TV auf Anfrage. Die Teilnahme an den Spielen gehöre zwar zum pädagogischen Konzept der Einrichtung. Wenn jemand aber nicht in einem Team der Werke, sondern mit einem Verein wie der DLRG starte, gelte dies als private Teilnahme, für die kein Sonderurlaub gewährt werden könne.
"Ganz im Gegenteil wäre das eine Benachteiligung unserer anderen Mitarbeiter, die im Musikverein oder bei der Feuerwehr integriert sind", erklärt Dahm weiter, die Regelung sei konform mit dem Arbeitsrecht. "Wir achten auch darauf, dass nicht immer dieselben zu den Special Olympics fahren, damit so viele wie möglich die Gelegenheit haben, an den Spielen teilzunehmen", sagt Dahmen.
Der Kreisbehindertenbeauftragte und Leiter des Special Olympics-Büros in Rheinland-Pfalz, Karl-Heinz Thommes, bestätigt, dass es sich bei dem Fall um eine knifflige Angelegenheit handele. "Die Special Olympics werden größtenteils von Schulen und Einrichtungen genutzt, da zählt die Teilnahme als Arbeitszeit." Die Teilnahme über einen Verein sei arbeitsrechtlich jedoch als Freizeitgestaltung zu betrachten - wobei er die Emotionen der Betroffenen durchaus nachempfinden könne.
Immerhin: Anders sei es, wenn Felix für die Weltspiele der Special Olympics 2015 in Los Angeles ausgewählt werden würde. Dafür sei eine Freistellung vorgesehen. "Bei der tollen Leistung von Felix ist das sogar nicht einmal unwahrscheinlich", fügt Thommes hinzu. sev

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort