Die Grenzen des Paradieses

Bitburg · Indira Kahric verliebte sich, doch ihr Asylantrag wurde abgelehnt. Es drohte die Abschiebung noch vor Weihnachten - vergangenen Freitag hat sie ihren Freund in Bitburg geheiratet.

Bitburg. Für viele Flüchtlinge endete in der zurückliegenden Woche die Flucht vor Krieg und Terror auf dem Mittelmeer. Diese Nachricht erschütterte ganz Europa. Ende der Woche gab es einen EU-Gipfel. Dort wurde beschlossen, die finanzielle Unterstützung für die Seenothilfe zu verdreifachen.
Dass nicht immer Geld die Probleme von Flüchtlingen lösen kann, daran erinnert eine freudige Meldung, die unsere Redaktion nun erreicht hat. Es war in der Weihnachtszeit des vergangenen Jahres. Indira Kahric wollte ihren Freund Ingo Sonnenberg heiraten (wir berichteten). So weit die Liebesgeschichte. Allerdings gibt es auch Grenzen im Paradies. Indira Kahric ist eine Roma, aus Bosnien-Herzegowina nach Deutschland geflohen.
Unsterblich verliebt


Die 43-Jährige stellte einen Antrag auf Asyl, dieser wurde abgelehnt. Es folgte eine Hängepartie. In der Zwischenzeit hatte sich die kleine Frau mit den dunklen Haaren unsterblich in Ingo Sonnenberg verliebt.
Die Heirat war geplant, offen blieb die Frage, was schneller feststehen würde: Das Abschiebedatum oder der Hochzeitstermin. Um heiraten zu können, musste Indira Kahric ein Scheidungsurteil aus Bosnien vorlegen. Sie hatte dort einmal geheiratet, war aber mittlerweile wieder geschieden. Doch Ordnung muss sein. Das Schriftstück mit dem Urteil ließ sich nicht finden, und die Ausländerbehörde bereitete die Abschiebung vor. Doch kurz vor Weihnachten war Indira Kahric dank des sogenannten Wintererlasses erst einmal vor der Abschiebung geschützt.
Schriftstück tauchte wieder auf


Doch ohne die Hilfe aus Bosnien kann auch kein Sachbearbeiter in Deutschland helfen. Für Indira Kahric geschah ein weiterer glücklicher Zufall. Beharrlich habe man beim Gericht in Bosnien nach dem Urteil gefragt, erklärt Sonnenberg. Und dann der Glücksfall, dank einer engagierten Mitarbeiterin tauchte plötzlich das Urteil wieder auf.
In der Eifel konnten sie ihre Freude kaum fassen, mit dem Bus wurde das Schriftstück von Bosnien gebracht. "Das hat nur vier Tage gedauert. Auf dem Postweg wären es vier Wochen geworden", sagt Sonnenberg. Dann ging es schnell, das Aufgebot wurde bestellt, beim zuständigen Gericht in Koblenz wurden die Papiere anerkannt und am vergangenen Freitag wurde geheiratet.
Eine große Last sei von ihnen abgefallen, sagen Indira Kahric und Ingo Sonnenberg. "Just married" steht auf einem Pappschild in der Heckscheibe ihres Autos. Dieses Glück kann man nicht kaufen. jör

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