Die große Krise ist ausgeblieben

Stadtkyll/Dahlem · Noch ist 2010 nicht ganz vorbei: Aber bereits jetzt zeichnet sich ab, dass man im Oberen Kylltal auf ein "mittleres" Tourismus-Jahr zurückschauen kann.

 Um in winterlicher Naturkulisse zu wandern, zieht es manchen Tourist ins Obere Kylltal. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Um in winterlicher Naturkulisse zu wandern, zieht es manchen Tourist ins Obere Kylltal. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Niveau gehalten, mit kleinen Abstrichen: Der Verkehrsverein Oberes Kylltal, der touristische Zusammenschluss der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll und den nordrhein-westfälischen Nachbarn der Gemeinde Dahlem, blickt auf ein ordentliches Jahr zurück. Auch wenn noch keine abschließenden Zahlen vorliegen: "Es ist ein mittleres Jahr", bilanziert Andreas Wisniewski, Geschäftsführer der Tourist-Information Oberes Kylltal. Man werde wahrscheinlich mit einem leichten Rückgang der Gäste- und Übernachtungszahlen abschließen, im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Fest steht für den Touristiker allerdings auch: Die Wirtschaftskrise hat nicht zu den befürchteten Einbrüchen geführt. Aus den Betrieben - in der Ferienregion gibt es etwa 110, vom kleinen Anbieter bis zum großen Ferienpark - habe er entsprechende Rückmeldungen erhalten. "Deshalb sind wir letztlich mit einem blauen Auge davongekommen. Ich denke, dass man das eher bei den Fernzielen spürt. Die Leute sind doch eher hiergeblieben", sagt Wisniewski.

Treue Gäste, aber kürzere Bleibedauer



Als 2008 die "große Krise" begonnen habe, "da haben alle gedacht: Jetzt geht es den Bach runter. Aber so war es nicht." Zwar sei "nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen - aber wir haben das Niveau gehalten, mit leichten Abstrichen". 2009 zählte man in der Region 348 000 Übernachtungen und 78 000 Gäste, ohne die Campingplätze in Stadtkyll, Kronenburg, Lehnerath, Ormont und Dahlem, auf denen noch einmal geschätzte 15 000 Urlauber hinzukommen. Während die Übernachtungen im Vergleich zu 2008 um 7000 zurückgingen, stieg die Gästezahl um 3500. Für 2010 rechnet Wisniewski bei beiden Werten mit etwas schwächeren Zahlen.

Insgesamt bestätige das die bereits lange währende Entwicklung: Die Feriengäste bleiben treu, reisen jedoch früher wieder ab. Verweildauer im Schnitt: 4,4 Tage. "Das ist immer noch gut", sagt Wisniewski. "Es gibt Gegenden, da liegt die mittlere Verweildauer bei zwei Tagen." Wichtiger sei jedoch, dass der Tourismus im Oberen Kylltal weiterhin einer der größten Arbeitgeber bleibe: Rund 300 Menschen sind direkt im Fremdenverkehr beschäftigt. Und die Besucher lassen insgesamt jedes Jahr rund 25 Millionen Euro in der Region.

Fest stehe, so Wisniewski: "Nur durch Qualität halte ich den Gast oder kann neue gewinnen. Und da sind einige auf einem guten Weg." So lassen sich mehr und mehr Betriebe zertifizieren, andere renovieren, bauen aus oder erweitern ihr Angebot - auch dank der umstrittenen Steuererleichterung Anfang des Jahres von 19 Prozent auf 7 Prozent für Übernachtungsleistungen. Wisniewski meint: "Diese Dinge wären schwer umzusetzen, wenn man nicht ein bisschen mehr in der Tasche hätte." ExtraGute Ideen, hohe Qualität: Ein Beispiel für etliche kleinere, aber anspruchsvolle Betriebe ist das Vulkanhotel Steffelberg in Steffeln. Auch dort ist renoviert worden - allerdings hätte man das auch ohne das Steuergeschenk aus Berlin getan, sagt Ralf Berg. "Aber wir waren auch nicht böse drum." Berg und seine Frau, Geschäftsführerin Martina Berg, setzen ebenfalls auf hohe Qualität und ein gutes Angebot - zum Beispiel mit kulinarischen Themenabenden, mit Lesungen und Vorträgen. Mindestens die Hälfte des Wareneinsatzes wird zudem mit Produkten der Eifel-Marke bestritten. "Warum sollen wir unsere Bauern nicht unterstützen?", fragt Berg und wünscht sich, dass diese Zusammenarbeit noch mehr Schule macht. Die Steffeler sind offenbar auf dem richtigen Weg: Von einem Rückgang ist im Vulkanhotel keine Rede. 1999 haben die beiden den Betrieb mit 25 Betten übernommen, "und wir haben bisher jedes Jahr Zuwächse zu verzeichnen". (fpl)

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