Die Kanone muss kommen

PRÜM. Alle wollen Technik-Schnee: Beim TV -Forum am Mittwoch haben sich Podium und Publikum für die Anschaffung zweier Schneemaschinen und der dazu gehörigen Infrastruktur stark gemacht. Umstritten ist allerdings die Frage, wie Ski-Klub und Verwaltung dabei vorgehen sollen.

 Nie mehr ohne die Kanone: Im Publikum beim TV -Forum im Autohaus Müller & Flegel war am Mittwoch kein Gegner von Technik-Schnee zu finden.Fotos: Fritz-Peter Linden

Nie mehr ohne die Kanone: Im Publikum beim TV -Forum im Autohaus Müller & Flegel war am Mittwoch kein Gegner von Technik-Schnee zu finden.Fotos: Fritz-Peter Linden

"Die Kanone muss kommen", rief Landwirt und Kommunalpolitiker Klaus Enders. "Sie haben jede Unterstützung verdient", bescheinigte Klaus Schäfer, Chef der Eifel Tourismus Gesellschaft (ET) dem Prümer Ski-Klub, "...und ich bringe Ihnen die Gäste", versprach Norbert Postert, Manager des holländischen Landal Green Parks in Stadtkyll.Ganz klar: Wenn es nach den Diskussionsteilnehmern und Besuchern des TV -Forums am Mittwochabend im Autohaus Müller & Flegel geht, dann wird der Prümer Ski-Klub so schnell wie möglich seine beiden gewünschten Schneemaschinen erhalten.Der Winter kommt, die Gäste bleiben fort

Nur: Bevor Oliver Arimond und seine Klubkollegen nach dem erfolgreich verlaufenen Test im Februar (der TV berichtete) endgültig in der Wolfsschlucht durchladen können, muss noch einiges geschehen. Welche Maßnahmen zu treffen sind, was sie kosten sollen und wie schnell das alles gehen kann - auch darüber wurde beim TV -Winterforum fünf Tage nach Sommeranfang diskutiert.Auf dem Podium begrüßte TV -Redakteur Manfred Reuter fünf Gesprächspartner: Oliver Arimond, Mitinitiator des Kanonen-Projekts und Vorsitzender des Ski-Klubs Prüm, mit 1500 Mitgliedern der größte Sportverein im Kreis. Daneben saßen Robert Schoos, Wirt im "Baselter Hof", ET-Chef Klaus Schäfer, Stadtbürgermeister Hansgerd Haas und Eberhard Gall von "Techno Alpin", dem weltgrößten Hersteller und Vertreiber von Schneemaschinen.Der nächste Winter kommt bestimmt, und genau so sicher bleiben, wie Robert Schoos berichtete, in der kalten Jahrezeit regelmäßig rund 30 Prozent der potenziellen Eifel-Urlauber zu Hause. Was fehlt, sind Attraktionen: "Mit einer Eislaufbahn in Bitburg allein können wir nicht weiter fahren", sagte Schoos. Eine Schnee-Garantie könne die Gästezahlen indessen nach oben treiben und entsprechend positive Auswirkungen auf Umsätze und Arbeitsplätze in Hotellerie, Gastronomie und weiteren Branchen in der Eifel haben. Schoos: "Wir haben immer wieder Anrufer aus Holland: Habt ihr Schnee, können wir kommen? Wenn sich das mit der Scheekanone verzögert, werden wir Gäste verlieren."Schoos und seine Berufskollegen sind deshalb bereit, den Ski-Klub zu unterstützen: Er werde zwar jetzt nicht den Geldbeutel aufmachen "und die Hunderter rausholen", aber Benefizveranstaltungen der Gastronomie oder zusätzliche Prümer-Sommer-Tage, deren Erlös dem Klub zu Gute kommen soll, seien bereits im Gespräch."Ganz begeistert" von der Initiative des Vereins zeigte sich Klaus Schäfer. Ein "Riesenpotenzial" könne mit dem Projekt angezapft werden, denn in den benachbarten Ballungsräumen leben rund 15 Millionen Menschen. Und die - sowie die Besucher aus den Benelux-Staaten - sieht Schäfer zur kalten Jahreszeit "lieber in der Eifel als im Sauerland". Denn der Wettbewerb um die Urlauber ist eiskalt: Winterberg und weitere Sauerland-Gemeinden haben längst - mit "Techno Alpin" - hochgerüstet, im nordrhein-westfälischen Udenbreth plant man eine Anlage genau so wie im Hunsrück. Auf die Frage von Manfred Reuter, wie weit man dort bereits sei, antwortete Gall: "Ich bin ziemlich sicher, dass der Erbeskopf im Winter die Beschneiung hat." Auch diese Anlage soll Galls Unternehmen aufstellen.Bleibt die Frage: Wie viel Zeit brauchen die Prümer, bis sie aus dem Starthäuschen kommen? Am Ski-Klub soll es jedenfalls nicht liegen, denn dort hat man seine Hausaufgaben offenbar gründlich gemacht: Oliver Arimond präsentierte am Mittwoch ein vorläufiges Konzept des Vereins. Mit dem Aufstellen der Maschinen ist es nämlich nicht getan. Die entsprechende Infrastruktur samt Wasserpumpen, Leitungen und Speicherteich muss aufgebaut werden, nachts werden Leute benötigt, die sich an die Geräte stellen und Schnee produzieren, das Personal in der Skihütte muss aufgestockt werden. Rechtsfragen sind zu klären, der Naturschutz redet ein Wörtchen mit, und schließlich wollen die rund 150 000 Euro für Infrastruktur und Maschinen erst einmal aufgebracht sein.Während der Klub zur Finanzierung auch auf öffentliche Mittel hofft, bremste Stadtbürgermeister Haas ("aus dem Stadtrat gibt es sehr positive Signale") die Euphorie der Kunstschnee-Freunde. "Einen Grund gegen den Technik-Schnee sehe ich nicht. Aber ich bin auch verpflichtet, auf Schwierigkeiten hinzuweisen." Ein Problem: die Eigentumsverhältnisse. Liftanlage und weite Teile des Geländes gehören der Stadt. Und nur die Kommune könne öffentliche Fördertöpfe anzapfen. Wenn jedoch der Verein als Besitzer und Betreiber auftrete, werde das Geld nicht fließen. Außerdem: "Der Stadtrat steht dem Projekt wohlwollender gegenüber als der Verbandsgemeinderat."Vermisst: VG, Gewerbe und City-Marketing

Eher frostig nahmen deshalb die Teilnehmer des Forums zur Kenntnis, dass Verbandsgemeinde, aber auch Gewerbeverein und City-Marketing durch Abwesenheit glänzten. Hans-Jürgen (Sibby) Schmitz sprach deshalb in der Publikumsrunde aus, was viele an diesem Abend vermuteten: "Es mangelt da offenbar an Interesse, die Initiative des Vereins zu unterstützen." Der Ski-Klub indes bleibt tapfer in der Spur. Oliver Arimond: "Unser Ziel bleibt, im nächsten Winter Schnee zu machen!" Starker Applaus.

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