Die klasse Wasser- Trasse

Prüm · Eifeler Projekt, Echo aus Berlin: Gunther Adler, Staatssekretär im Bundes-Umweltministerium, hat die Kommunalen Netze Eifel in Niederprüm besucht. Denn das geplante Verbundprojekt Westeifel habe Vorbildcharakter für andere Regionen - und soll deshalb mit einer wissenschaftlichen Studie begleitet werden.

Die klasse Wasser- Trasse
Foto: epa Nuno Veiga (e_pruem )

Prüm. Die Eifeler setzen alles in den Sand - oder: in einen Graben, und zwar einen großen für Wasser, Strom, Erdgas, Biogas und schnelles Internet für fast 30 000 Haushalte. Was offiziell "Verbundprojekt Westeifel" heißt und inoffiziell "Eifelpipeline" (der TV berichtete), ist auch der Bundesregierung aufgefallen.
Und zwar positiv: "Beeindruckend. Das ist ein richtiges Vorbildprojekt", sagt Gunther Adler, Staatssekretär im Umweltministerium, beim Besuch in der Niederprümer Zentrale des Projektträgers, der Kommunalen Netze Eifel (KNE, TV von Donnerstag).
Die wollen ja gar nichts


Dabei habe er zunächst mit einem Warnreflex reagiert: "Wenn man als Bundesstaatssekretär eine Einladung bekommt, man solle sich ein Projekt zur kommunalen Infrastruktur anschauen", sagt Adler, dann sei der erste Gedanke: "Die wollen was."
Wäre eigentlich auch keine so große Überraschung: Geld bereitzustellen gehört zu den Aufgaben der Politik. Zumindest dort, wo es Sinn hat. Wie auch bei der Eifelpipeline, die deshalb von der Landesregierung mit 25 Millionen Euro gefördert wird. Worauf auch Adlers Kollege aus Mainz, Umweltstaatssekretär Thomas Griese, hinweist.
Aber nein, die Eifeler - und die Trierer, denn die Stadtwerke sind zu einem Viertel an den KNE beteiligt - wollten, ganz ungriechisch irgendwie, gar kein Geld. Sondern nur einmal vorstellen, was sie da gemeinsam ausbaldowert haben.
Und das gefällt dem Staatssekretär: Der Gedanke, Wasser, Energiequellen und Internetversorgung auf diese Weise zu bündeln und dabei große Ersparnisse zu erzielen - er wolle gewiss nicht zu großspurig klingen, aber das Ganze sei tatsächlich bereits "ein Projekt des 22. Jahrhunderts". Einziger Wunsch: Bei aller Fortschrittlichkeit auch den Bürger mitzunehmen, nicht nur das technisch Mögliche zu zeigen, sondern auch, wie es für den Einzelnen im Alltag nutzbar zu machen sei.
Was also hat der Bürger von der schönen, neuen Versorgungswelt? Erstens Gebührenstabilität, sagt KNE-Vorstand Arndt Müller, der dem Besuch das Vorhaben gemeinsam mit Helfried Welsch darlegt. Ein wichtiger Punkt, denn bald werden, falls es die Eifeler nicht zum unerwarteten Babyboom schaffen und weiter Menschen in die Städte fliehen, immer weniger Bürger diese Gebühren zu zahlen haben. Hinzu kommen hohe Wasserqualität, stabile Versorgung und schnellere Kommunikation. Weshalb die KNE auch zügig Glasfaser in unterversorgte Gewerbegebiete legen wollen, damit dort Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Klein, aber innovativ


Lohn der Eifeler Pionierpläne: Adler und seine Mitarbeiter zeigen sich so angetan, dass sie dem Projekt eine wissenschaftliche Begleitung spendieren wollen. Dabei soll geprüft werden, sagt Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm, ob und wie das Vorhaben auch auf andere Regionen angewandt werden kann.
Die Zusage aus Berlin sei wichtig, sagt der VG-Chef und Vorsitzende des Gemeinde- und Städtebunds Rheinland-Pfalz. "Hier wird wirklich für ländliche Räume Neuland betreten. Für die Berliner war das etwas Neues, dass irgendwo tief in der Eifel ein Projekt läuft, das wirklich innovativ ist." Wobei Söhngen die Euphorie gleich auch ein wenig bremst: "Viele glauben, morgen ist das da." Aber bis dahin würden bestimmt noch fünf bis acht Jahre vergehen.
Zumal derzeit ja auch noch Verhandlungen laufen: Zum Beispiel mit den Landwirten, deren Biogasanlagen gekoppelt werden und an eine zentrale Anlage in Rittersdorf liefern sollen. Dort soll das Biogas aufbereitet und ins Erdgasnetz geleitet werden. Die Gespräche, sagt Arndt Müller, seien durchaus eine Herausforderung: "In dieser Intensität habe ich auch noch nicht verhandelt."
Auch Thomas Griese glaubt an die wegweisende Wirkung des Projekts: Zumal "sich hier eine Region aus erneuerbaren Energieanlagen selbst versorgt und damit energieautark wird".
Das klinge, sagt Adler, alles "fast zu schön, um wahr zu sein". Aber wie hatte Landrat Joachim Streit anfangs gesagt? "Sie sind hier bei der Westeifel-Connection." Und die werde, ganz unmafiös verschworen, das "bundesweit einmalige Projekt" schon voranbringen. So sieht es auch Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe: "Wir sind zwar im Vergleich zu den Großen klein. Aber wir sind innovativ."Extra

 Staatssekretäre auf Eifelreise: Gunther Adler (links) und Kollege Thomas Griese beim Besuch in Prüm. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Staatssekretäre auf Eifelreise: Gunther Adler (links) und Kollege Thomas Griese beim Besuch in Prüm. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Die Kommunalen Netze Eifel (ehemals Kreiswasserwerk) wollen gemeinsam mit den angrenzenden Verbandsgemeindewerken von der Oleftalsperre in der nordrhein-westfälischen Eifel bis hinab nach Trier eine neue Wasserleitungs-Trasse legen, sie wird knapp 80 Kilometer lang sein. Dieser Graben aber soll die Region nicht nur langfristig mit sauberem und bezahlbaren Trinkwasser versorgen: Auch Glasfaser-, Strom- und Gasleitungen werden hineingelegt. Regionale Anlagen für Strom aus Biogas, Wind, Sonne und Wasser sollen dann ins System integriert werden. Davon würden am Ende rund 245 000 Bürger profitieren, 29 500 Haushalte bekämen einen schnellen Internetanschluss. Kosten bis zur Fertigstellung in knapp zehn Jahren: 140 Millionen Euro. Die KNE werden dafür auch Kredite aufnehmen. 25 Millionen gibt das Land für den Wasseranteil, der insgesamt 80 Millionen beträgt. fpl

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