Die kleine Flamme der Hoffnung

Menschen sind nicht dazu verurteilt, Opfer ihrer Umstände zu sein. Menschen haben eine Wahl.

" So formulierte es DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck bei seiner Laudatio zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2010, als er sich an den Preisträger David Grossmann aus Israel wandte.

Haben wir Menschen eine Wahl? Angesichts der Schicksalsschläge in unserem Leben fällt uns der Glaube an diese Aussage oft schwer. Bei den Dingen, die in unserem Alltag wichtig sind erleben wir, dass wir oft nichts ändern können. Und das gilt für die großen Dinge in dieser Welt noch viel mehr.

Auch David Grossmann konnte an den Umständen seines Lebens nicht viel ändern. Er lebt in Israel und bekommt täglich den unheimlich komplizierten und oft unverständlichen Konflikt zwischen Israel und Palästina mit. Er erlebte Kriege und Militäreinsätze.

Im Jahr 2006 kam sein Sohn Uri durch eine Rakete der Hisbollah ums Leben. Doch David Grossmann reagierte nicht mit Hilflosigkeit und Resignation und auch nicht mit Wut und Aggression. Er reagierte mit der Botschaft von Hoffnung, von Zartheit, Sensibilität und Mitgefühl.

"Der Versuch, mitten im Krieg an all dem festzuhalten, erscheint mir wie das Vorhaben, mit der Kerze in der Hand durch einen gewaltigen Sturm zu gehen", sagt er heute. Doch Grossmann hat sich entschieden, diesen Weg zu gehen. Er will die Umstände verändern, indem er seine innere Haltung verändert. Er hat Hoffnung gewählt statt Resignation.

Bereits Paulus zählte die Hoffnung zu den drei christlichen Grundtugenden- neben Liebe und Glaube. Es ist oft schwer, die Hoffnung zu bewahren. Aber, so Grossmann, "wer nicht mehr hofft, ist schon besiegt worden".

Pastoralreferent David Bruggemann, Waxweiler no/klg

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