Die Klepperkinder von Jünkerath sind schon ein bisschen älter
Jünkerath · Das gibt es vermutlich nur in Jünkerath: Der Brauch des Klepperns an den Kartagen wird in der Gemeinde im Oberen Kylltal nicht von Kindern, sondern von Erwachsenen gepflegt. Seit vorigem Jahr machen sie das - und diese Woche sind sogar noch ein paar mehr gereifte Klepperkinder dabei.
Jünkerath. "Morjenglock, Morjenglock, wenn et net bimmelt, dann rappelt et doch" … so und ähnlich singen die Eifeler Klepperkinder an den Kartagen, wenn sie mit ihren hölzernen Gerätchen durch die Dörfer ziehen und damit das Glockengeläut ersetzen (siehe Extra für Kinder).
In Jünkerath sind die Kinder schon ein bisschen älter: "Wir sind die Einzigen, bei denen die Großen kleppern", sagt Winfried Bauschen mit Stolz und dem Bauschen-typischen, in vielen Karnevalistenjahren fröhlich demonstrierten Schalk im Nacken.
Aber es könnte sogar stimmen: Während woanders von Gründonnerstag bis Karsamstag die Messdiener, Kommunion- und andere Kinder und Jugendliche unterwegs sind, übernimmt das in Jünkerath seit vorigem Jahr eine Gruppe von Erwachsenen.
Denn im größten Dorf des Oberen Kylltals findet sich seit Jahren nicht mehr genug Nachwuchs für den alten Brauch. "Früher haben das in Jünkerath die Messdiener gemacht", sagt Winfried Bauschen. "Aber wir haben hier sehr wenige Messdiener."
Da hatten Bauschen & Co in ihrem Kegelclub die Idee: Wir übernehmen das. Und so trommelten (oder klapperten) sie im vorigen Jahr ein Dutzend gereifter Klepperkinder zusammen. An Karfreitag startete man frühmorgens an der Kirche - und zwölf Freunde und Bekannte zogen mit. Das habe Spaß gemacht, sagt Bauschen: "Und nach dem Freitagskleppern haben wir alle noch schön zusammen gefrühstückt. Natürlich ohne Wurst."
"In der Kirche haben wir noch alte Kleppern gefunden", erzählt Bauschens Frau Gaby, in einem Gerolsteiner Geschäft habe man dann noch weitere hinzugekauft, damit alle ausgerüstet werden konnten. "Und wahrscheinlich werden wir in diesem Jahr noch mehr kaufen müssen. Wir haben fast 20 Leute zusammen."
Schon im ersten Jahr sei die Resonanz klasse gewesen, sagt Raimund Geilenkirchen, ehemaliger Chef der Graf-Salentin-Schule: "Zunächst waren die Leute überrascht, dass gekleppert wurde. Und später standen sie dann schon auf der Tür und haben uns erwartet. Und an Karsamstag gab es auch schon Spenden."
Dazu hat Pastor Reinhard Mallmann auch diesmal wieder aufgerufen. Das Geld, ein weiterer schöner Effekt der Geschichte, "ist für bedürftige Bürger bestimmt", sagt Winfried Bauschen.
Und wer sich den Jünkerather Klepperkindern anschließen möchte: An Karfreitag geht es kurz nach sieben vor der Kirche los. Dann gehen sie am Mittag, anschließend um 17 Uhr - und am Samstag um 12 Uhr noch einmal.
"Wer noch eine Ratsche oder eine Klepper zu Hause im Keller rumliegen hat", sagt Winfried Bauschen, "ist gebeten, die mitzubringen oder zur Verfügung zu stellen." Und wer weiß: Vielleicht wird ja ein ganz neuer Brauch aus der schönen Aktion.Extra
Ein Stiel, daran eine Platte, darauf ein hin- und herschwingender Hammer, das alles aus Holz: Das ist die Klepper oder Klapper, mit der in vielen Dörfern die Kinder, meist vom Abend des Gründonnerstags bis Karsamstag, durch die Straßen gehen und kräftig rappeln. Ebenfalls zum Einsatz kommen Ratschen, deren Geräusch mit einer Kurbel erzeugt wird. Der Brauch ist bereits viele Jahrhunderte alt. Denn an diesen Tagen schweigen die Kirchenglocken: Ihre Klöppel sind nämlich, so heißt es, zum Beichten nach Rom geflogen, außerdem gilt festlich klingendes Läuten an den Kartagen nicht als angemessen. Manchmal singen die Klepperkinder auch, je nach Tageszeit etwas anderes: In Stadtkyll zum Beispiel singen sie um acht Uhr "Morjenglock, Morjenglock, wenn et net bimmelt, dann rappelt et doch." Am Mittag heißt es dann: "Mittisch, Mittisch, hat ihr de Zopp alt fertig." Um 18 Uhr singen die Kinder: "Abendglock, Abendglock, wenn et net bimmelt, dann rappelt et doch." fpl