Die Königin der Instrumente mit Alterssitz in Irrel

Irrel · Dank einer privaten Spende hat die Pfarrei St. Ambrosius Irrel eine neue Orgel bekommen. Am kommenden Sonntag wird sie er Trierer Domorganist Josef Still im Rahmen eines Konzertes in ihrem Klangreichtum präsentieren.

 Pfarrer Eugen Monshausen, selbst passionierter Orgelspieler, freut sich an dem neuen Instrument. Einziger Wermutstropfen: Der Pfarrei fehlt ein hauptberuflicher Kirchenmusiker. TV-Foto: Wilma Werle

Pfarrer Eugen Monshausen, selbst passionierter Orgelspieler, freut sich an dem neuen Instrument. Einziger Wermutstropfen: Der Pfarrei fehlt ein hauptberuflicher Kirchenmusiker. TV-Foto: Wilma Werle


Irrel. Die Anschaffung einer neuen Orgel ist für viele Pfarrgemeinden heute undenkbar. Zu hoch sind die Kosten für die Anschaffung eines Instruments, das wegen seiner Größe und seiner Klangfülle den Namen "Königin der Instrumente" trägt.
So ganz neu ist die Orgel nicht, die neuerdings in der Irreler Pfarrkirche steht. Immerhin hat sie schon mehr als 120 Jahre auf dem Buckel. Und eine klassische "englische Orgel", wie sie im 17. Jahrhundert in England gebaut wurden, ist es auch nicht. Aber sie stammt von der Insel.

Für romantische Werke geeignet


Pfarrer Eugen Monshausen erzählt, wie das Instrument den Weg in die Südeifel gefunden hat: "Unsere bisherige Orgel war reparaturbedürftig und auch zu klein für den großen Kirchenraum." Eine private Spende im sechsstelligen Bereich an die Pfarrgemeinde habe es nun möglich gemacht, für Abhilfe zu sorgen. Gemeinsam mit Orgelbauer Hubert Fasen aus Oberbettingen habe man sich auf die Suche nach einer gebrauchten (und bezahlbaren) Orgel gemacht. Über einen Gebrauchtorgelhändler in Wuppertal, mit dem Fasen bereits mehrfach zusammengearbeitet hatte, fanden sie diese Orgel, die seinerzeit noch in Portsmouth/Südengland in einer Kirche stand, wegen Umbauarbeiten dort aber weichen musste.
Fasen entwickelte einen neuen Orgelprospekt auf 30 Quadratmetern Grundfläche, der die 2200 Pfeifen zu zwei Seiten auseinanderzieht, das große Glasfenster der Irreler Kirche einrahmt statt verdeckt und auch die Farbgebung aufgreift. Die größten dieser Pfeifen sind sechs Meter hoch, die kleinsten einen Zentimeter.
Tradition trifft Technik


Eine Besonderheit sind die Trompetenregister im Inneren: Sie sind um 90 Grad gebogen - in der Fachsprache "gekröpft" - und erzeugen die lautesten Töne. Insgesamt verfügt die Orgel über drei Manuale, ein Fußpedal und 55 Register. Da alle Manuale aber mit dem Werk gekoppelt werden könnten, ständen insgesamt 72 Registerzüge zur Verfügung, erklärt Fasen. Das sorge für eine größere Klangfülle und -vielfalt, ideal bei Kompositionen aus der romantischen Musik.
Wenn auch die Orgel maßgeschneiderte Handarbeit ist, so steckt doch viel Elektronik hinter der Fassade: Jeder Ton, der am Spieltisch erzeugt wird, wird zunächst digitalisiert und über ein Netzwerkkabel in die Pfeifen geleitet, um dort über Magnete, die unter den Pfeifen verdrahtet sind, wieder als Ton umgesetzt zu werden.
Noch 40 000 Euro zu finanzieren


Etwa 300 000 Euro kostet die gebrauchte Orgel. Ein ganz neues Instrument würde etwa eine Million Euro verschlingen, rechnet Pfarrer Monshausen vor. Aufgrund der üppigen Spende und erster Aktionen der Pfarrgemeinde müssen die etwa 2000 Katholiken von Irrel noch ungefähr 40 000 Euro zusammensparen.
Am Sonntag, 21. September, wird Domorganist Josef Still um 15.30 Uhr die Orgel im Rahmen eines Konzertes präsentieren. Er spielt Werke aus der englischen Literatur, unter anderem von Edward Elgar und Samuel Wesley. wiw

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