Die Kordeler Wasserretter geben wohl auf

Kordel · Die monatelange Suche ist erfolglos geblieben. Die DLRG-Ortsgruppe Kordel steht weiterhin ohne dauerhafte Bleibe da. Deshalb soll die Gruppe nun aufgelöst werden. Kommt es so weit, muss die Notfallhilfe für die Kyll neu geregelt werden.

 Gibt es noch eine Rettung für die Wasserretter? Die DLRG-Ortsgruppe Kordel (hier bei einer Übung auf dem Stausee Biersdorf) steht vor der Auflösung. TV-Foto: Archiv/ Matthias Knechtges

Gibt es noch eine Rettung für die Wasserretter? Die DLRG-Ortsgruppe Kordel (hier bei einer Übung auf dem Stausee Biersdorf) steht vor der Auflösung. TV-Foto: Archiv/ Matthias Knechtges

Foto: Matthias Knechtges

Kordel. Seit Monaten wissen die Mitglieder der DLRG-Ortsgruppe Kordel nicht, wie es weitergehen soll. Das soll sich nun ändern. Bei einer Mitgliederversammlung am Mittwoch haben sie sich nun für eine Auflösung ihrer rund 300 Mitglieder starken Gruppe ausgesprochen.
Die Ausgangslage
Bisher hat die Ortsgruppe ihr Material in einer unbeheizten Halle in der Nähe des Bahnhofs untergebracht. Diese soll für den Bau eines Hauses abgerissen werden. Seit Monaten ist das bekannt, seit Monaten läuft die Suche nach einer neuen Bleibe. "Wir haben nicht das Geld, um uns eine Halle zu bauen", sagt Michael Backes, technischer Leiter der Ortsgruppe. Alle finanziellen Mittel haben sie in die Ausrüstung gesteckt. Das waren rund 100 000 Euro.
Die Aufgaben
Über viele Jahre hinweg haben Mitglieder der DLRG wohl inzwischen mehreren Hundert jungen Menschen aus der Region Kordel das Schwimmen beigebracht. Diese Tätigkeit hat die Ortsgruppe inzwischen eingestellt, da die Wassertemperatur im Kordeler Schwimmbad (siehe Extra) den Kleinkindern nicht mehr zumutbar sei.
Die DLRG ist gemäß einer Vereinbarung mit der Verbandsgemeinde Trier-Land bei Notfällen in der Alarm- und Ausrückeverordnung Stufe I für die Kyll zwischen der Kreisgrenze bei Zemmer-Daufenbach und der Stadtgrenze Trier eingeplant. Bisher musste dort ein Rettungsboot II (RTB) mit Motor vorgehalten werden. Solch ein Boot hat die DLRG dann auch vertragsgemäß angeschafft.
Inzwischen sieht die Sache anders aus. Es wird nach einer neuen Planung nur noch ein günstigeres RTB 1 benötigt. Eine Sprecherin der zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) sagt, dass diese Veränderung auf Initiative von Jürgen Cordie, Wehrleiter der VG Trier-Land, zustande gekommen sei. Die ADD sei nur beratend tätig gewesen.
Die Hilfsangebote
Die Ortsgemeinde Kordel hat angeboten, ein Grundstück zur Verfügung zu stellen, auf dem die Ortsgruppe sich eine Unterkunft bauen könnte. Dazu fehlt das Geld, sagt Backes.
Eine andere Variante hat die CDU Kordel ins Spiel gebracht. Das derzeit im Feuerwehrgerätehaus für den Hochwasserschutz vorgehaltene Material sollte zum Bauhof der Gemeinde ausgelagert werden. Den frei werdenden Platz könnten dann die DLRG nutzen. Aus diesem Vorschlag wird nach Auskunft der VG-Verwaltung jedoch nichts. Der Kreis Trier-Saarburg habe für die Flächen, auf denen das Hochwassermaterial untergebracht ist, bezahlt und damit dauerhaft das Recht erworben, diesen Platz auch zu nutzen.
Laut Behörde stehe nach Außerdienststellung der Anhängeleiter Platz für ein RTB I zur Verfügung. "Keinesfalls ist jedoch Platz für die zusätzliche Unterbringung eines RTB II plus Zugmaschine der DLRG, geschweige denn für die Unterbringung eines zweiten Bootes mit zweiter Zugmaschine."
Das Angebot der VG
Kürzlich haben sich Vertreter der DLRG mit Bürgermeister Wolfgang Reiland und Ratsmitgliedern getroffen. Ergebnis: Die VG kann aufgrund ihrer Haushaltslage nur den Betrag zur Verfügung stellen, den sie ansonsten selbst für diese Aufgabe aufbringen müsste. Das sind rund 5000 Euro. So viel würde die VG ein Rettungsboot kosten, wenn das von der DLRG nicht mehr zur Verfügung steht. Alternativ hat die VG eine jährliche Zahlung von 500 Euro zuzüglich Betriebskostenanteilen angeboten.
Die Folgen der Auflösung
Sollte sich die DLRG Kordel auflösen, wie von den Mitgliedern beschlossen, müsste ein RTB I für die Freiwillige Feuerwehr Kordel gekauft werden. Dies würde laut Verwaltung im Feuerwehrgerätehaus untergebracht.
Für die ehrenamtlich Aktiven der DLRG-Ortsgruppe würde dieser Schritt natürlich viel mehr bedeuten. Es wäre das Ende einer Gruppe, die in der Region wohl ihresgleichen sucht. Als Strömungsretter sind sie in den Gewässern des ehemaligen Regierungsbezirks unterwegs, um Vermisste zu suchen und Leichen zu bergen. Im ganzen Land gibt es zwei solcher Fachgruppen. Backes: "Wir können nicht nachvollziehen, dass man so etwas einfach kaputtgehen lässt." Die Verantwortlichen der Ortsgruppe hätten alles versucht. Man habe den Ehrenamtlichen zu viele Steine in den Weg gelegt.Extra

Wassertemperatur: 1996 wurde auf Beschluss des Verbandsgemeinderats Trier-Land eine Solarheizung im Kordeler Freibad eingebaut, 2003 zusätzlich eine Wärmepumpe. So soll eine Wassertemperatur von 24 Grad Celsius garantiert werden, sofern die Nachttemperatur nicht unter sieben Grad sinkt. Zwar sei laut Verwaltung eine höhere Wassertemperatur speziell in der Vor- und Nachsaison, an bedeckten Tagen und früh am Morgen wünschenswert. Dazu müsste eine neue und leistungsfähigere Wärmepumpe eingebaut werden. Dafür fehlt das Geld. harExtra

Frist bis September: Wenn sich die Politik nicht bis Ende September bewegt, wird die Ortsgruppe der DLRG Kordel aufgelöst. Das hat nun eine außerordentliche Mitgliederversammlung beschlossen. Noch kümmert sich die DLRG etwa um die Wasserrettung auf der Kyll im Bereich der Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land. Hintergrund der Entscheidung sind Probleme mit der Unterbringung von Material der Ortsgruppe. Eine derzeit genutzte Halle soll einem Bauprojekt weichen. Die VG hat angeboten, eine neue Unterkunft mit 5000 Euro mitzufinanzieren. Diese Summe müsste sie nach eigenen Angaben aufbringen, um ein Rettungsboot der Größe 1 anzuschaffen, das die Feuerwehr Kordel einsetzen würde. har

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