Die Küche ist Schwester Inges Reich

Dahlem · So wird heute in der Klosterküche gekocht: Im Kloster Maria Frieden in Dahlem bereitet Schwester Inge ihre Speisen "der Natur angepasst" zu. Außer für die "ganz schwachen Kranken" gibt es fleischlose Kost.

 Schwester Inge prüft die Qualität der Johannisbeeren im Klostergarten. Foto: Privat

Schwester Inge prüft die Qualität der Johannisbeeren im Klostergarten. Foto: Privat

Dahlem. Seit rund 40 Jahren ist die Küche des Klosters Maria Frieden in Dahlem das Reich von Schwester Inge Kilanowski. Mittlerweile ist sie 75 Jahre alt und hat im klösterlichen Leben so manchen Wandel erlebt. Ihr Tag ist lang. Für die Schwestern des Trappistenklosters, die nach der Regel des heiligen Benedikt aus dem 6. Jahrhundert Ora et Labora (Bete und Arbeite) leben, beginnt der Tag mit den Vigilien (Nachtwachen) um 4.05 Uhr. Danach bestimmen Gebet, Lesung und Arbeit den Tagesablauf. Das Morgenlob um 7 Uhr und die anschließende heilige Messe sind Höhepunkte des Tages. In der Küche beginnt die Arbeit mit der Zubereitung des Frühstücks. Dann ruft die Glocke zur Terz, dem Gebet der "dritten Stunde" nach der antiken Zeitrechnung.
Für Schwester Inge und jeweils eine Helferin gilt es jetzt, sich in die Küche zu begeben, um das Mittagessen vorzubereiten. Normalerweise sind 22 Schwestern und Pater Pius als Geistlicher, der vom Kloster Mariawald entsandt wurde, zu versorgen. Doch es kommen durchweg mehr oder weniger Gäste des Klosters hinzu. Bis 12 Uhr muss alles vorbereitet sein. Das Gebet zur "sechsten Stunde", die Sext, beschließt die allgemeine morgendliche Arbeit. Sodann wird die gemeinsame Mittagsmahlzeit eingenommen, während eine Mitschwester dazu aus der Regel Benedikts und aus Büchern oder Zeitschriften vorliest. Zurzeit wird aus dem Buch "Licht der Welt" gelesen, in dem der Papst auf Fragen Peter Seewalds antwortet.
Es wird generell fleischlos gegessen, "mit Ausnahme der ganz schwachen Kranken", wie die Regel sagt. Gelegentlich kommt auch Fisch auf den Tisch. Und dass diese Kost nicht langweilig wird, dafür sorgt Schwester Inge, indem sie einfach und der Natur angepasst kocht. Sie verarbeitet hauptsächlich Gemüse der Saison "so frisch wie möglich" und verfeinert die Gerichte mit Kräutern. Möglichst verwendet sie das Ganze der Pflanze. "Das Grün von Sellerie, Porree oder Fenchel zum Beispiel wird etwas zerkleinert und eingefroren. Es eignet sich vorzüglich zum Würzen von Suppen ganz unterschiedlicher Art", erklärt sie. Vom Blumenkohl verarbeitet sie auch die Strünke und Blätter mit ihren Rippen. Zerkleinert und mit Hörnchen oder Sternchennudeln gekocht sowie mit etwas Petersilie, Pfeffer und Salz gewürzt, ergeben sie eine wohlschmeckende Suppe.
Es gibt außer an besonderen Festtagen vor der Mittagsmahlzeit entweder eine WasserGemüsesuppe oder nachher eine Milchsuppe. Immer reicht sie zu gekochten Speisen auch eine Frischkost: Grünen Salat, MöhrenSelleriesalat, Möhrenstücke, je nach Jahreszeit auch Gurken, Zucchini, Radieschen, Rettich und ein Sauergemüse. Das ist nämlich eine ihrer besonderen Spezialitäten. Dabei handelt es sich um durch Milchsäuregärung haltbar gemachte Gemüse aller Art. Die Milchsäurebakterien der Pflanzen wirken unter anderem aktivierend und reinigend auf Magen und Darm. Schwester Inge ist davon überzeugt, dass diese Lebensmittel nicht nur sehr gesund sind, sondern sogar als Heilmittel gelten. Denn schließlich sei das Wissen um diese Art der Haltbarmachung und um deren gesundheitlichen Wert schon Jahrtausende alt (vgl. hierzu Annelies Schöneck "Milchsäuregärung zuhause"). Pilze, die in der Umgebung des Klosters in großer Vielfalt wachsen, sind eine willkommene Gabe für die Klosterküche, lecker als Gemüse oder als Beilage für Suppen und Soßen, als Pilzschnitten überbacken oder als Pilzklößchen. "Bei der Zubereitung sind allerdings gute Kenntnisse und Vorsicht vonnöten", warnt Schwester Inge. Ihr sind Pilze seit ihrer Kindheit in der ostpreußischen Heimat vertraut. In der fleischlosen Nachkriegszeit galten sie als eine Art Fleischersatz.
Auch vielen Gästen schmeckt die einfache und naturgemäße Kost im Kloster Maria Frieden gut. Für sie gibt es zur Mittagsmahlzeit allerdings immer noch eine Vorsuppe und einen Pudding hinterher. ilgEin Rezept hat Schwester Inge aus der Klosterküche Maria Frieden verraten: Quark-Stich: Quark, Milch, Eier, Grieß, Brösel und etwas Margarine vermischen. Je nach Belieben würzen beispielsweise mit Holunderblüten und in einer Auflaufform backen. (ilg)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort