Die Kugeln fliegen, die Geschäfte siegen

Die European Masters in Bitburg waren ein Schaulaufen der Paintball-Branche: Die Stimmung bei Spielern, Publikum und Sponsoren war gut - auch wenn man nach dem Stopp der Verbots-Pläne noch nicht mit dem Ende der Diskussion um Paintball rechnet.

 Paintball ist ein Teamsport. Positionen auf dem Spielfeld müssen gehalten und erkämpft werden. Ziel ist es, einen Knopf in der gegnerischen Hälfte zu drücken. Foto: spaceballsnrw

Paintball ist ein Teamsport. Positionen auf dem Spielfeld müssen gehalten und erkämpft werden. Ziel ist es, einen Knopf in der gegnerischen Hälfte zu drücken. Foto: spaceballsnrw

Bitburg. Es ist heiß, zwischen parkenden Autos stehen Zelte, und kleine Grüppchen liegen Bier-aus-der-Eifel-trinkend in der Sonne. Das ist nicht "Rock am Ring", sondern eine Szene vom European Masters auf dem Flugplatz in Bitburg, der Europameisterschaft des Paintballs. Hier haben an Pfingsten rund 3000 Menschen, darunter rund 1200 Spieler aus 18 Nationen, ein Sportfest gefeiert - ausgelassen, fröhlich und friedlich. Nur das laute konstante Knattern der Markierer, des Sportgeräts der Paintballer, konnte den Nicht-Kenner des Sports schon nervös machen.

Ziel von Paintball ist es, mit einer Mannschaft einen Knopf in der gegnerischen Hälfte zu drücken - um dorthin zu gelangen, muss man schießen, sich ducken und rennen. Wird man von einer Farbkugel getroffen, ist man aus dem Spiel. Bei jedem Treffer der deutschen Mannschaften hallten in Bitburg die vom "Sommermärchen 2006" bekannten Fan-Gesänge von der Tribüne am Spielfeldrand. Dort sah man auch deutsche Fahnen. Von Gewalt auf und neben dem Platz keine Spur. Der Sieger des Turniers gewann mit 20 000 Euro ein stolzes Preisgeld. Dafür ließen einige Teams auch Profi-Spieler aus den USA für eine Gage von 5000 Euro einfliegen. Längst sind Paintball und sein propagierter Lebensstil ein dickes Geschäft. In Verkaufs-Zelten konnte man gleich die Produkte der Sponsoren erwerben. Das Paintball-Einsteigerset gibt es für 400, Profis zahlen rund 3000 Euro. Ein teurer Sport - auch wenn man auf den mit Swarovski-Steinen verzierten Markierer für fast 4000 Euro verzichtet. "Die 10 000 Vereins-Spieler in Deutschland sind zwischen 20 und 30 Jahren, zu 95 Prozent männlich und kommen in der Regel aus gut situierten Verhältnissen. Das ist perfekt für Sponsoren", sagt Lars Herzig, Pressechef der für das Masters verantwortlichen Millenium Series mit Sitz in England. "Die Branche setzt in Deutschland rund 20 Millionen Euro um, rund 1000 Arbeitsplätze hängen an dem Sport. "Bitburg und seine Gastronomie machten in diesen Tagen rund 500 000 Euro Umsatz." Das sagt Herzig auch im Hinblick auf den am Mittwoch gestoppten Plan eines generellen Paintball-Verbots. Während der Debatte sei der Umsatz eingebrochen. Und wie Herzig rechnet auch Thomas Heitmann, politischer Sprecher der Paintballer, damit, dass ein Verbot noch nicht vom Tisch ist. "Mit Hans-Peter Uhl und Wolfgang Bosbach aus den Reihen der CDU/CSU gibt es immer noch Verbots-Verfechter, die jegliche Gespräche mit uns ablehnen. Ich gehe davon aus, dass das Thema Ende des Jahres wiederkommt." Bis dahin wolle man das Image des Sports weiter pflegen: Die Branche distanziert sich von illegalen Farbkugel-Ballereien außerhalb von Spielfeldern, Ausrüstung, die Kriegsgerät ähnelt, und großkalibrigen Waffen im Allgemeinen. Zudem soll die Einhaltung des Waffenrechts weiter kontrolliert werden. Der neu gegründete Verband "Forum Pro Paintball", dem Heitmann vorsteht, soll die entsprechende Lobby-Arbeit liefern. Nächste Ziele: Für Juli wird eine Nationalmannschaft aufgestellt, mit dem langfristigen Ziel, Paintball als olympische Sportart zu etablieren. Vorerst bleibt es in Deutschland ein Freizeitsport - für diejenigen, die es sich leisten können.

Hintergrund Bei den European Masters herrschen strenge Regeln und Kontrollen. Jede Waffe wird vor und während der Partien überprüft. Vier Schiedsrichter, so genannte Marshalls, leiten das Spiel. Unfaire Spielweise ist verpönt und wird mit Spielsperren sanktioniert.

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