Die letzte Adelige im Bitburger Schloss musste fliehen

Bitburg feiert 1300 Jahre. Der Volksfreund stellt in einer Serie 13 Persönlichkeiten aus 13 Jahrhunderten vor. Heute geht es um Elenora von Blochhausen - der letzten Adeligen, die im Bitburer Schloss an der Burgstraße, heute Kölner Straße, gelebt hat.

Es gibt in Bitburg wahrlich nicht mehr viele historische Gebäude. Eines davon ist das Barockschloss an der Kölner Straße. Dort lebte im 18. Jahrhundert Freifrau Eleonora von Blochhausen. 1807 hat sie Bitburg den Rücken gekehrt. Und das nicht ohne Grund.
Sie war die nachweislich letzte adelige Bewohnerin des Schlosses. Wobei der Vollständigkeit halber darauf hingewiesen werden muss, dass sie im Grunde auch eine der ersten Adeligen in diesem Gebäude war. Denn das Schloss, so wie man es heute kennt, wurde erst 1757 bis 1764 errichtet. Und zwar von Johann Franz von Blochhausen, dem späteren Ehemann der Freifrau. 1769 heiratete die damals 25-jährige Eleonora von Ahr den fast 20 Jahre älteren Johann Franz von Blochhausen. Besonders viel Zeit erlebten die beiden nicht miteinander. Der Freiherr starb bereits 1786. Eleonora von Blochhausen war 42 Jahre alt. Und Mutter von sieben Kindern.
Als acht Jahre später die französischen Revolutionstruppen näher rückten, suchten die meisten Adeligen das Weite. Eleonora von Blochhausen, die nach dem Tod ihres Gatten sämtliche Güter selbst verwaltete, zog es jedoch vor, in Bitburg zu bleiben. Wenig später marschierten die Franzosen ein. Und ihr Augenmerk fiel auch auf das Schloss, in dem umgehend zwei französische Offiziere Quartier bezogen.
Grausam getötet



Bis zu diesem Zeitpunkt wäre die Entscheidung der Witwe, in Bitburg zu bleiben, unter Umständen noch die richtige gewesen, hätte nicht eine österreichische Reiter-Einheit, die im Luxemburger Land unterwegs war, von dem Franzosenquartier im Schloss erfahren.
Die Österreicher drangen in das Haus ein, um die Feinde zu stellen. Einem Franzosen gelang die Flucht, der andere wurde im Schloss auf grausame Weise getötet. Doch damit nicht genug: Nach den österreichischen Soldaten kam - wie die Freiherrin später zu Protokoll gab - "das Lumpengesindel nun ebenfalls", um das Anwesen leer zu räumen. Es ist davon auszugehen, dass der Witwe nach diesem Erlebnis die Lust an Bitburg vergangen ist. Zumal sie ja nicht darauf angewiesen war, in dem Schloss am nördlichen Stadtrand zu bleiben.
Schließlich besaß die Freiherrin ja auch noch das Trie rer Schloss Monaise, das sie erst wenige Jahre zuvor gekauft hatte. Bevor sie aber mit Bitburg abschließen konnte, wollte sie zunächst die Abgaben einkassieren, die ihr als Lehn- und Gerichtsherrin zugestanden hatten. Doch damit war sie wenig erfolgreich. Denn nach den französischen Gesetzen, die nun galten, hatte sie darauf keinen Anspruch. Niemand war mehr gewillt, ihren Forderungen nachzukommen. Ob es anderswo für die Freiherrin besser gelaufen wäre, lässt sich nicht sagen.
1300 Jahre Bitburg


Tatsache ist aber, dass sie Bitburg 1806/1807 verlassen hat, um dann nach Trier in ihr Schloss Monaise zu ziehen. Dort lebte sie, bis sie 1822 im Alter von 77 Jahren starb. Beigesetzt wurde sie auf dem Schlossgelände in einer kleinen Grabkapelle, die sie eigens dafür hatte bauen lassen. So, wie es sich für eine Adelige gehört.
Uwe Hentschel

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