"Die Leute sind irgendwie anders"

TRIERWEILER. Seit ihrer Einführung im Jahr 2000 sind die Mobilen Rathäuser der Verbandsgemeinde Trier-Land ein Renner. Fast 6000 Besucher nutzten die Amtsstube vor ihrer Haustür, wobei die Gemeinde Trierweiler mit rund 1100 Besuchern Spitzenreiter ist.

"Die Passbilder müssen eine bestimmte Größe haben, ihr Kopf ist zu klein für den biometrischen Pass", sagt Andrea Müller und zeigt Pascal May eine Schablone mit Musterbildern. "Bio was?", fragt der junge Mann aus Trierweiler und ist sichtlich genervt, weil er schon im zweiten Anlauf versucht, einen Reisepass zu beantragen. Im Dezember hatte das Passbild nicht den Anforderungen genügt, weil es zu klein geschnitten war. May will sich neue Passbilder besorgen. Eine Stunde später taucht er wieder im Gemeindebüro Trierweiler auf, das an diesem Tag wie jeden Dienstag von 16 bis 18 Uhr zum Mobilen Rathaus der VG Trier-Land umfunktioniert wird. Ärger mit dem biometrischen Pass

Diesmal sind Schnitt und Größe richtig, aber die Verwaltungsangestellte macht ihn darauf aufmerksam, dass auf dem Foto im Hintergrund ein Fenster zu sehen ist; eigentlich soll der Hintergrund unifarben sein. Sie wisse nicht, ob die Bundesdruckerei dies so akzeptiere; er bekomme so schnell wie möglich telefonisch Bescheid, sagt Andrea Müller freundlich, und beteuert dem nun noch mehr aufgebrachten Kunden ("Das mit dem Pass dauert ja länger als mein Urlaub"), dass die neuen Richtlinien für den biometrischen Pass schon seit November in der VG-Verwaltung aushängen und auch in Amtsblatt und Tageszeitung veröffentlicht worden seien. Die Geschichte mit dem Pass sollte an diesem Dienstag die einzige heiklere Mission im Mobilen Rathaus von Trierweiler bleiben. Ansonsten erfüllt die 27-jährige Verwaltungsangestellte routinemäßige Kundenwünsche: Adressänderungen, Beantragung von Führerscheinen und Ausweisen und die Entgegennahme von Formularen und Rathauspost. Froh, nicht extra zum Rathaus in die Gartenfeldstraße nach Trier fahren zu müssen, ist ein 49-jähriger Selbstständiger. Er hat wenig Zeit und findet das Angebot des Mobilen Rathauses toll. Er will noch vor seinem 50. Geburtstag einen neuen Führerschein der Klasse II beantragen, weil er bis zu diesem Termin keine augenärztliche Untersuchung vorlegen muss. Der Antrag gehe an die Kreisverwaltung, diese schreibe ihn wegen der Gebühr an und zwei Wochen später könne er die scheckkartengroße Fahrerlaubnis im Mobilen Rathaus abholen, informiert Andrea Müller. Den alten "Lappen" muss der Kunde mitbringen und kann ihn - nach der Entwertung - als Erinnerung behalten. Andrea Müller hat an diesem Dienstag alle Hände voll zu tun. Draußen warten noch mehr als ein Dutzend Personen, und es geht Schlag auf Schlag: Karina Petry aus Sirzenich hat noch einen Kinderausweis und will einen Personalausweis beantragen. "Augenfarbe blau-grau, stimmt's?", sagt die VG-Angestellte. Dann soll sich Karina stellen. "Größe 1,62", taxiert Andrea Müller, ohne ein Metermaß zur Hand nehmen zu müssen. Es geht locker zu in dem 15 Quadratmeter großen freundlich gestalteten Raum, der normalerweise Ortsbürgermeister Matthias Daleiden als Gemeindebüro dient. "Ich geh' noch zum Friseur", verspricht der Schüler, der danach an die Reihe kommt. Für einen neuen Personalausweis legt er ein Foto mit Kurzhaarschnitt vor, obwohl seine Mähne fast schulterlang ist. Andrea Müller arbeitete gerne in den Mobilen Rathäusern, "weil die Leute irgendwie entspannter sind als wenn sie zum Rathaus nach Trier kommen". "Die Mobilen Rathäuser haben sich bewährt und sind praktisch", pflichtet Amanda Schupp bei. Viele kämen dienstags auch von der Sauer hoch zur Sprechstunde. Kein Wunder, meint die Kundin: "In der Gartenfeldstraße ist es ja mit den Parkplätzen eine Katastrophe..." Termine "Mobiles Rathaus" (jeweils 16 bis 18 Uhr): - montags Zemmer (Gemeindebüro), Igel/Langsur (Touristinfo Wasserbilligerbrück - dienstags Trierweiler (Gemeindebüro), Kordel (Bürgerhaus) - mittwochs Aach/Newel (Bürgerhaus Butzweiler) - donnerstags Ralingen (Gemeindehaus), Welschbillig (Gemeindebüro) - jeweils am ersten Freitag in "ungeraden" Monaten: Gemeindehaus Franzenheim; in "geraden" Monaten: Gemeindehaus Hockweiler.

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