Die Luxemburg-Nähe allein macht es nicht

Neuerburg · Während die Nähe zu Luxemburg der Verbandsgemeinde Irrel steigende Einwohnerzahlen beschert, nimmt die Bevölkerung in der Verbandsgemeinde Neuerburg trotz der Grenzlage immer weiter ab. Um die Landflucht zu stoppen, soll insbesondere die Infrastruktur weiter ausgebaut werden.

Neuerburg. 3,2 Prozent. Ein Betrag, der in der Verbandsgemeinde (VG) Irrel Zufriedenheit auslöst - in der VG Neuerburg eher weniger. Um 3,2 Prozent ist die Bevölkerung in den Jahren zwischen 1999 und 2009 in der VG Irrel gewachsen, in gleicher Höhe sind laut dem statistischen Landesamt die Neuerburger Bevölkerungszahlen zurückgegangen: 9926 Einwohner zählte die VG 1999, zehn Jahre später waren es nur noch 9607 Einwohner.
Und das, obwohl doch beide Verbandsgemeinden direkt an Luxemburg angrenzen. Doch Luxemburg ist eben nicht gleich Luxemburg, gibt Norbert Schneider, Bürgermeister der VG Neuerburg, zu bedenken: "Der Süden Luxemburgs ist aus meiner Sicht besser aufgestellt und attraktiver als der Norden."
Vianden, Diekirch und Ettelbrück locken aus Sicht des VG-Chefs nicht in dem Maße Arbeitnehmer an wie etwa Echternach - zumindest noch nicht. Auch sei die Verkehrsanbindung zwischen der luxemburgischen Abteistadt und Irrel über die B 257 wesentlich komfortabler als die Verbindung auf Neuerburger Seite nach Vianden: "Die B 50 ist zwar komplett ausgebaut, allerdings mit vielen Kurven und ,Klein-Klein\'", sagt Schneider.
Nichtsdestotrotz profitiere seine VG von der Nähe zum Großherzogtum. Das zeige der Vergleich mit anderen Verbandsgemeinden: "Wir haben nicht so viel verloren wie die Verbandsgemeinden Arzfeld und Kyllburg", sagt Schneider. Dennoch bestehe auch im Neuerburger Land das große Problem, die jungen Leute zu halten: "Wer erst einmal studieren geht, der ist in aller Regel weg."
Doch wie kann dieser Trend gestoppt werden? Die Prognose des Statistischen Landesamts jedenfalls sieht nicht vielversprechend aus: Bis zum Jahr 2020 soll die VG weitere sieben Prozent schrumpfen und weiter überaltern: 22,3 Prozent der Einwohner sollen 2020 mehr als 65 Jahre alt sein.
Der Notwendigkeit, neben den zwei vorhandenen Altenheimen in der Stadt Neuerburg und in Körperich weitere seniorengerechte Wohnformen zu schaffen, ist sich der VG-Chef sehr wohl bewusst. Konkrete Vorhaben gebe es aber noch nicht.
Im Kampf um den Bevölkerungsschwund möchte Schneider die "Attraktivität der VG" steigern, die unter anderem immerhin acht Ärzte, fünf Zahnärzte, drei Apotheken, drei weiterführende Schulen und vier Grundschulen zu bieten hat: Mit dem Krankenhaus sei man bereits gut aufgestellt, auch die meisten Straßen und das Radwegenetz seien gut ausgebaut. Die Weichen für die Nahversorgung in den drei Zentren - der Stadt Neuerburg, Mettendorf und Körperich - seien gestellt. Derzeit werde in die Schulen investiert, die Kindergärten werden auf die Betreuung der Kinder unter zwei Jahren vorbereitet und weitere günstige Baugebiete mit Anbindung an die Ortskerne ausgewiesen.
"Wir werden hier kein Theater hinbringen, aber wichtig ist, dass die Ortsgemeinden attraktiv sind", betont Schneider und räumt anschließend ein: "Die Kleinstgemeinden werden es dennoch schwer haben, auf Dauer zu bestehen."
Ein Fünkchen Hoffnung darauf, dass der ein oder andere junge Neuerburger, der fürs Studium weggezogen ist, zurückkehrt, hat Schneider allerdings nicht aufgegeben: "Der ländliche Raum hat ja auch Vorteile."
Das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz hat auf der Basis der Bevölkerungsdaten des Jahres 2006 berechnet, wie sich die Bevölkerungszahl weiterentwickeln wird. Für den Eifelkreis Bitburg-Prüm sieht das folgendermaßen aus: Im Kreis werden im Jahr 2020 abgesehen von der Verbandsgemeinde Irrel in allen Verbandsgemeinden (VG) sowie der Stadt Bitburg weniger Menschen leben als heute. Besonders hart trifft es die Verbandsgemeinden Arzfeld und Kyllburg, die voraussichtlich mehr als acht Prozent ihrer Einwohner einbüßen werden. In den VG Neuerburg und Prüm sind es nach Angaben der Behörde immer noch mehr als vier Prozent. Deutlich glimpflicher sollen die Stadt Bitburg sowie die VG Bitburg-Land und Speicher davonkommen, die der Prognose zufolge bis 2020 "nur" weniger als vier Prozent ihrer Einwohner verlieren. kah/neb

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